In der Sitzung der Gemeindevertretung Kalbach am 11. September 2025 wurde nach intensiver vorhergehender Beratung im Bauausschuss und ausführlichen Stellungnahmen der Fraktionen von CDU, SPD und BfK der einstimmige Beschluss gefasst, dem Entwurf des Vergleichsvertrages zwischen der Autobahn GmbH des Bundes und der Gemeinde Kalbach zuzustimmen.
Mit diesem Beschluss der Gemeindevertretung wurde der Gemeindevorstand zum Abschluss eines Vergleichs zur Erweiterung der Tank- und Rastanlage Uttrichhausen-West ermächtigt, welcher letztlich über die Lebensqualität von mehreren Generationen im Ortsteil Uttrichshausen entscheidet.
Warum ist das so?
Über die Erweiterungsabsichten hinsichtlich beider Tank- und Rastanlagen in Uttrichshausen wird schon seit mehr als 12 Jahren intensiv diskutiert.
Im Jahre 2013 wurde die Vorläuferorganisation der heutigen Autobahn GmbH beim Gemeindevorstand mit der Bitte um Zustimmung zu einem vereinfachten Planverfahren zu Erweiterungen der beiden Tank- und Rastanlagen in Uttrichshausen vorstellig. Unter hoher Bürgerbeteiligung wurden im Rahmen einer Bürgerversammlung in der Gastwirtschaft „Stoppels“ die Planungen für eine kurzfristige Umsetzung vorgestellt.
Viele Bürger waren entsetzt über das Ausmaß der beabsichtigten Erweiterung der Tank- und Rastanlage Uttrichhausen-West in Richtung der Ortslage. Nicht zuletzt wegen des massiven Widerstands der Bürgerinnen und Bürger hat der Gemeindevorstand das vereinfachte Planverfahren für die Rastanlage West im Jahr 2016 nicht unterzeichnet und auf ein förmliches Planfeststellungsverfahren gedrungen. In dem seinerzeit vorgelegten Plan war lediglich ein drei Meter hoher Sichtschutzwall, kein Lärmschutz und ein hell erleuchteter Parkplatz vorgesehen.
Die Erweiterung der Rastanlage Uttrichshausen-Ost war für die Mehrzahl der Bürger unkritischer, da die Ortslage durch den geplanten Einschnitt in den Hang besser geschützt ist. Diese Tank- und Rastanlage wurde deshalb in den nachfolgenden Jahren gebaut und ist schon im Betrieb.
Bereits während der Bürgerversammlung wurden sowohl seitens der Bürgerinitiative Lärmschutz als auch von mehreren Einzelpersonen Vorschläge für einer Planungsveränderung zum Bau der Anlage abseits der Ortslage – beispielsweise in Richtung Sportplatz – gemacht.
Als im Jahr 2019 seitens des Landes Hessen das Planfeststellungsverfahren ohne Alternativvorschläge eröffnet wurde, formierte sich der Widerstand aus der Bevölkerung massiv. Innerhalb drei Wochen legten über 500 Uttrichshäuser Bürger persönlich Widerspruch beim Regierungspräsidium Kassel ein. Die Bürgerinitiative und der Ortsbeirat brachten zusätzlich einen konkreten Alternativvorschlag jenseits der Landesstraße ein, welcher nach eigener Einschätzung die Rahmenbedingungen für eine Tank- und Rastanlage erfüllte.
In der Überarbeitung der Unterlagen zum Planfeststellungsverfahren wurden behördenseitig die Vorschläge der Autobahnverwaltung sowie der Vorschlag von Bürgern aus Uttrichshausen bewertet und abgewogen. Nach fast drei Jahren Wartezeit ohne jegliche Rückmeldungen der Behörden erfuhr die Gemeinde Kalbach schließlich aus der Presse, dass der zuständige Hessische Minister für Wirtschaft und Verkehr, Herr Tarek Al Wasir, zwei Tage vor seinem Ausscheiden aus dem Amt die Planfeststellung unterzeichnet hat. Damit wurde endgültig Baurecht für die Erweiterung der Tank- und Rastanlage-West in Richtung Ortslage geschaffen. Der Autobahn GmbH wurde somit ermöglicht, mit dem Bau der Tank- und Rastanlage-West ohne die Realisierung weiterer Schutzmaßnahmen für den Ort Uttrichshausen zu beginnen.
Die Gemeinde Kalbach sah sich infolgedessen veranlasst, zur Wahrung ihrer Interessen den Klageweg gegen den Planfeststellungsbeschluss zu beschreiten.
Parallel dazu hat der Gemeindevorstand nach dem Regierungswechsel in Hessen umgehend Kontakt mit dem neuen Hessischen Minister für Wirtschaft, Energie, Verkehr, Wohnen und ländlichen Raum, Herrn Kaweh Mansoori, aufgenommen.
Herr Staatsminister Mansoori besuchte kurzfristig in Begleitung von Verantwortlichen der Planfeststellungsbehörde beim Land Hessen die bestehende Tank- und Rastanlage Uttrichshausen-West, um sich ein Bild von der Situation vor Ort zu machen und mit kommunalpolitisch Verantwortlichen über Sachverhalte und Alternativen zu diskutieren. Im Zuge seines Besuchs wurde eine weitere Prüfung zugesagt. Auch die vorgeschlagenen Alternativen des Ortsbeirates und ein weiterer Vorschlag zum Bau der Tank- und Rastanlage in Richtung Sportanlage sollte geprüft werden.
In den Folgemonaten wurden unter Vermittlung der Planfeststellungsbehörde beim Land Hessen in mehreren Abstimmungsgesprächen zwischen der Autobahn GmbH und der Gemeinde Kalbach intensiv über Alternativen verhandelt.
Dabei wurden die Lösungsvorschläge abseits der Ortslage leider aus formalen, technischen und wirtschaftlichen Gründen verworfen, obwohl mit diesem Vorschlag eine deutlich größere Stellplatzkapazität hätte erzielt werden können.
Unter Vermittlung der Planfeststellungsbehörde beim Hess. Ministerium für Wirtschaft und Verkehr konnten der Gemeindevorstand unter Beteiligung des Ortsvorstehers sowie der Bürgerinitiative Lärmschutz in den Verhandlungen mit der Autobahn GmbH dennoch deutliche Verbesserungen gegenüber der rechtsgültigen Ausführungsplanung erzielen.
Dies sind insbesondere:
Dies geschah in dem Wissen, dass eine Erweiterung der Tank- und Rastanlagen absolut notwendig ist, um dem deutschlandweit steigenden Parkplatzbedarf insb. für Lkw-Verkehr abzudecken. So konnte bei nächtlichen Lkw- Zählungen auf der erweiterten Tank- und Rastanlage Uttrichshausen-Ost immer wieder festgestellt werden, dass die Parkplätze nicht ausreichen. Bei 85 Lkw- Parkplätzen wurden mehrfach über 180 Lkw gezählt.
Wenngleich mit dem Ergebnis der Vergleichsverhandlungen eine Erweiterung der Tank- und Rastanlage in Richtung der Ortslage nicht gänzlich abgewendet werden konnte, so war dennoch gerade der massive Widerstand aus der Uttrichshäuser Bevölkerung wichtig und hilfreich. Durch die Arbeit und Diskussionen der letzten 12 Jahre konnten deutliche Erfolge zum Schutz der Anwohner erreichet werden. Die intensiven Verhandlungen mit Behörden haben letztlich deutliche Verbesserungen gegenüber der Ausgangssituation ermöglicht. ALLEN daran Beteiligten sei herzlich gedankt!