Eine kleine Information über den heimischen Rotfuchs von Bauamtsleiter und Jäger Oliver Kottik
In letzter Zeit wurde vermehrt mitgeteilt, dass sich Füchse in Siedlungs- und Wohngebieten aufhalten. Hierzu möchte ich sachliche Informationen geben, um den Fuchs als Wildtier besser zu verstehen und ein friedliches Nebeneinander von Fuchs und Mensch zu ermöglichen. Füchse sind Teil unserer heimischen Tierwelt und auch unserer Ortsteile. Einige freuen sich, das Wildtier Fuchs im eigenen Garten zu beobachten, andere beklagen sich über Schäden oder haben große Angst, dass der Fuchs Krankheiten übertragen könnte und sehen sich, aber auch ihre Haustiere, in Gefahr.
Die in unseren Ortsteilen gesichteten Füchse gehören zu der Art Rotfuchs (Vulpes vulpes). Es sind diejenigen Tiere, wie sie in unseren heimischen Wäldern und Feldern leben. Füchse sind Raubtiere und gehören zur Familie der sogenannten Hundeartigen. Sie sind also mit unseren Haushunden verwandt. Ausgewachsene Rüden (männliche Füchse) wiegen etwa 5–9 kg, die Fähen (weibliche Füchse) etwa 4–7 kg. Der Fuchs ist ein Kulturfolger und zeichnet sich durch seine hohe Anpassungsfähigkeit aus. Daher ist es dem Fuchs möglich, sich in sehr unterschiedlichen Lebensräumen aufzuhalten, sei es in einem abgelegenen Waldstück, aber auch z.B. mitten in einer Großstadt wie z.B. Berlin. Wie bei den Menschen gibt es auch bei den Füchsen unterschiedliche Charakteren. Füchse, die sich in der Nähe von Menschen und Siedlungen aufhalten, sind meist weniger scheu als ihre Artgenossen, die weit ab der Zivilisation in Wald oder Feld leben.
Fragen und Antworten rund um den Fuchs
Um den stets steigenden Wohnraumbedarf zu decken, haben die Menschen im Laufe der Jahre, immer wieder die Siedlungsgebiete sehr stark ausgedehnt. Dadurch überschneiden sich oftmals und auch zunehmend die Lebensräume von Fuchs und Mensch. Die Füchse scheinen dies jedoch nicht weiter zu stören. Sie kommen mit den neuen Lebensbedingungen bestens zurecht. Die reichlich vorhandene Nahrung dürfte ein weiterer Grund sein, weshalb sich Füchse in unseren Siedlungsgebieten aufhalten und wohlfühlen. Füchse sind Allesfresser und ernähren sich z.B. von Beeren, Fallobst, Mäusen, Insekten, etc. Aber auch von unseren Abfällen, die wir Menschen produzieren. In den Ortschaften hat Fallobst einen großen Anteil an der Fuchsnahrung, aber auch Fleischabfälle, Wurstreste und Knochen. Durch den „reichlich gedeckten Tisch“ kann der Fuchs sich sehr gut in Siedlungsgebieten ernähren.
Füchse können ganzjährig oder aber nur sporadisch in menschlichen Siedlungsgebieten leben. Sie haben sich an diese Umgebung angepasst. Das Leben in Wald und Flur steht bei manchen Füchsen somit gar nicht oder nicht mehr im Mittelpunkt ihres Lebensraumes. Es ist daher auch möglich, dass Füchse ihre Welpen in einer Ortschaft großziehen. Dies ist aber in unserer ländlich geprägten Region mit ortsnahen Feld- und Waldgebieten eher unwahrscheinlich. Füchse graben ihren Bau selber, nutzen aber auch Wurzelhöhlen oder Hohlräume unter Gartenhäuschen und Geräteschuppen oder andere für ihn leicht zugängliche Hohlräume, wo sie sich sicher fühlen.
Füchse sind Raubtiere und es liegt in deren Wesen sich Nahrung zu beschaffen, wie zum Bespiel auch Nutz- und Haustiere. Größere Schäden können bei gewerblichen Groß- Geflügelhaltungen verursacht werden. Verhindert werden kann dies durch eine fachgerechte Einzäunung (wie z.B. ein zwei Meter hoher Zaun, auch mit abschließendem Elektrodraht bei Hühnerställen) oder einfacher: die Hühner während der Nacht in den Stall sperren. Tiergehege sollten gut vergittert und wegen der Grabtätigkeit der Füchse bis zu 50 cm tief im Boden eingegraben sein. Die häufigsten Fuchsschäden sind aber aufgerissene Abfallsäcke, umgegrabene Blumenbeete aber auch Gartenutensilien und Spielzeuge. Diese Unannehmlichkeiten können vermieden werden. Wie man die vermeiden kann, erfahren Sie aus den im Anschluss gegebenen weiteren Informationen.
Begegnungen zwischen Füchsen und Hauskatzen können öfters vorkommen, denn auch eine Katze ist ein Raubtier. Sie ist zwar etwas kleiner als der Fuchs aber sehr viel aggressiver. Deswegen ist die Katze eher nicht als Beute für den Fuchs favorisiert. Eine Ausnahme sind kranke oder geschwächte Katzen. Sie werden vom Fuchs als leichte Beute betrachtet. Daher ist man besser beraten, wenn diese im Haus untergebracht sind. Für Hunde sind Füchse im Regelfall nicht gefährlich. Sollte es jedoch zu einem Kampf kommen, kann es möglich sein, dass der Fuchs gefährliche Krankheiten auf den Hund überträgt. Die meisten Hunde in Deutschland sind gegen Krankheiten, die durch Füchse übertragen werden können, geimpft.
Rund ums Haus sollte man eher von Belästigungen (umgegrabene Gartenbeete, zerrissene Abfallsäcke, entwendete Gartenutensilien) als von gravierenden Schäden durch Füchse sprechen. Während der Ranzzeit im Frühjahr (so wird die Paarungszeit u.a. beim Fuchs genannt) kann es vorkommen, dass die Nachtruhe von einem lauten langanhaltenden Bellen gestört wird. Auch fühlen sich Menschen gelegentlich in der Nachtruhe gestört, wenn Füchse im Garten herumtollen. Füchse verlieren relativ schnell die Scheu vor den Menschen. Sie sind jedoch Wildtiere und sollen dies auch bleiben. Denn zahme Füchse können ein Problem werden, an dem sich die Bevölkerung vermehrt gestört fühlt. Daher muss dringend davon abgeraten werden, Füchse zu füttern. Füchse, die keine Scheu vor Menschen zeigen, sollten aus dem Garten vertrieben werden. Das ist einfach möglich, denn Füchse sind nicht aggressiv und greifen Menschen nicht an.
Das wichtigste ist, dass Füchse keine Nahrung und keinen Unterschlupf in Ihrem Garten oder auf Ihrem Grundstück finden. Deshalb sollte folgendes beachtet werden:
Bei Begegnungen mit Füchsen sollte folgendes beachtet werden:
Es gibt zwar gesetzliche Regelungen, die es erlauben, bestimmte Wildtiere, die erheblichen Schaden anrichten, in befriedeten Bezirken, wie in einem Siedlungsgebiet zu erlegen. Dies trifft jedoch eher weniger auf Füchse zu, da diese in der Regel in Wohngebieten keine großen Schäden anrichten oder eine Gefahr darstellen, welche eine Tötung rechtfertigen würden. Man sollte auch bedenken, dass der Abschuss eines Fuchses selten eine endgültige Lösung für ein „Fuchsproblem“ in Siedlungsgebieten ist. Werden Füchse aus einem Gebiet entfernt, wird dieses bald durch neue Füchse besetzt. Füchse aber auch andere Tiere in einem Wohngebiet zu schießen, ist sehr gefährlich, wird deswegen nur in den äußersten Notfällen praktiziert und bedarf einer behördlichen Genehmigung mit einer ausführlichen Begründung. Weiterhin ist zu bedenken, dass dabei Menschen oder Haustiere gefährdet werden. Werden Füchse gefangen und an einer anderen Stelle wieder freigelassen, erleiden sie Angst und Stress oder auch Verletzungen, die einer unnötigen Fangaktion geschuldet sind. Außerdem verursacht die neue und für das Tier völlig fremde Umgebung den puren Stress. Dies hat Revierkämpfe zur Folge, bei denen Verletzungen wiederum auch nicht auszuschließen sind. Abgesehen davon, dass das Fangen von Wildtieren verboten ist und wenn dann auch nur von ausgebildeten Personen, die einen Fangjagdlehrgang nach § 19 Abs. 2 des Hessischen Jagdgesetzes vorweisen können, ist das Fangen von Füchsen keine Lösung.
Die Tollwut ist tödliche Viruskrankheit und in weiten Teilen der Welt anzutreffen. In Europa erfolgt die Übertragung der Krankheit vor allem durch den Fuchs. Durch aufwändige und großflächig durchgeführte Impfaktionen (orale Immunisierung) in den vergangenen Jahren ist es gelungen, die Tollwut in Deutschland erfolgreich zu bekämpfen. Deutschland gilt seit 2008 als tollwutfrei. Die Tollwut stellt deshalb im Zusammenhang mit Füchsen derzeit keine Gefahr mehr dar.
In Deutschland werden jährlich etwa 30 Personen durch den Kleinen Fuchsbandwurm infiziert. Die Mehrheit hierunter sind Jäger, die Rahmen der Jagdausübung oder bei Hegemaßnahmen der Gefahr ausgesetzt sind, mit den Eiern des Fuchsbandwurms in Berührung zu kommen. Hunde- oder Katzen können sich an dem vom Fuchs mit dem Kot ausgeschiedenen Eiern infizieren. Das Risiko, sich mit dem Fuchsbandwurm anzustecken, ist also äußerst gering. Wird die Krankheit frühzeitig entdeckt, kann sie medikamentös in Schach gehalten werden. Die meisten Ansteckungen verlaufen wahrscheinlich unbemerkt, weil der Mensch für den Fuchsbandwurm ein sogenannter „Fehlwirt“ ist und die Krankheit nie ausbricht. Trotzdem sollten folgende Grundsätze beachtet werden:
Wie Sie nun aus den Informationen über den Rotfuchs erfahren haben, ist ein Zusammenleben zwischen Mensch und Fuchs durchaus möglich. Es geht keinerlei Gefahr von diesem interessanten Wildtier aus. Mit etwas Toleranz und dem richtigen Verhalten sollte ein friedliches Nebeneinander von Fuchs und Mensch durchaus möglich sein. Sind wir froh, dass wir in einer intakten Natur leben dürfen und uns an einer einzigartigen Flora und Fauna erfreuen können. Ich hoffe, ich konnte Ihnen die Ängste und Bedenken gegenüber dem Fuchs etwas nehmen und Ihnen eine neue oder andere Sichtweise auf „Meister Reineke“ geben.
Für weitere Rückfragen stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.