Nathanael Barthol
F.A.U.S.T. - für Anfänger- und andere Traumpaare -
Oder: Warum wir so sein wollen, wie wir sind
Alle Vorstellungen ausverkauft – laue Sommerabende - schmackhaftes Fingerfood auf Schieferplatten – ein überaus zufriedenes Publikum und all dies im historischen Ambiente des Florenberg-Ensembles.
Nathanael Barthol hat für diese Saison ein Stück gezaubert, dass alle Zuschauer abholte. „Wissen Sie, mein Mann hat so schräg hinter mir gesessen und immer wenn es um uns ging, hat er mir auf die Schulter getippt“, ließ eine Zuschauerin den Regisseur wissen. Voll konzentriert, aber in bester Spiellaune zeigte das Ensemble sein Können, die Gedankenwelt um das Selbstbestimmtsein des Menschen erlebbar werden zu lassen.´ Zu einer seelischen Identität gehört Sprache, Martha´ – lässt der Barthol Greta sagen - `wir sprechenden Wesen machen aus der Erinnerung Episoden und diese Episoden zu unserer Geschichte. Wir erzählen uns quasi ein Selbstbild um uns herum. Und glaube mir, vieles davon ist geflunkert und so gedreht, dass es in unser Selbstbild passt.´ Und so kämpfen die Figuren mit eben diesen Episoden ihres Lebens, die geprägt sind von Verlustängsten und vom Scheitern, aber auch von Stärke und Durchsetzungsvermögen zeugen.
Barthol hat dazu auf der Grundlage der Szene `Marthes Garten´ aus Goethes Faust die Figurenkonstellation des Gretchens und des Heinrich Faust sowie der Frau Marthe und des Mephisto so transferiert, dass die literarischen Wesen ein gegenwärtiges Eigenleben erringen: Henry ( Andreas Garmisch) und Greta (Katja Nüchter) sind als junges Paar verbandelt: Er, ein Anthropologe, dem man aus niederen Motiven den Abschluss verwehrt hat, Greta eine erfolgreiche Journalistin, die um die Frage der Selbstbestimmung ringt. Dem gegenüber stehen Martha (Katrin von Studnitz-Ciba) und Meph (Peter-Michael Auth), ein abgeklärtes Paar; aber dennoch auf der Suche nach dem eigenen Ich oder dem eigentlichen Wir. Und Barthol gesteht selbst dem Teufel zu, um eine andere Selbstbestimmung zu ringen. Die dem `Vorspiel auf dem Theater´ entnommene Närrin (Javaria Tariq Hussain) stellt jedoch die Entwicklungsfähigkeit des Bösen hin zum Guten stets in Frage und führt Publikum und Figuren durch die Gedankenwelt des Kammerspiels. Das Handlungsgeschehen wird kunstvoll von Tobias Haas ins Licht gerückt.
Das Ensemble freut sich über das große Interesse und über den Besuch zahlreicher auswärtiger Gäste und vor allem aber über die hervorragende Resonanz des Publikums- Ansporn und Druck für die kommende Saison 2024 mit dem Kammerspiel: So gesehen - fast eine Kriminalgeschichte - oder: Alles nur eine Frage des Blickwinkels.
Der Dank gilt allen Beteiligten; vor allem Sonja Auth und Margit und Uli Engelbertz für die köstlichen Speisen in der Pause, Peter Vey für die Bühnenarbeiten und allen Helfenden des Fördervereins im Rahmen der Gästebetreuung. Das Ensemble Bartholmä und der Vorstand des Fördervereins Florenberg e.V. freuen sich, über das Theaterspiel im KulturZeitRaum so viele Menschen mit dem Kultur- und Naturraum Florenberg verbinden zu können, da allen Mitwirkenden der Erhalt dieser historischen Stätte am Herzen liegt.