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Heimatblatt Langgöns
Ausgabe 12/2025
Heimatblatt
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Hebamme Vanessa Hildmann hat sich auf häusliche Geburtsbegleitung spezialisiert: "Eine Geburt ist etwas ganz Normales"

Vanessa Hildmann bei der Untersuchung einer Schwangeren mit einem Herztonmessgerät

Vanessa Hildmann bietet als freie Hebamme mit Schwerpunkt häusliche Geburtsbegleitung eine individuelle Betreuung für Schwangere an

Langgöns / Kreis Gießen (ikr). In einer Zeit, in der die Geburtshilfe zunehmend zentralisiert wird und kleinere Kreißsäle schließen, setzt die Hebamme Vanessa Hildmann aus Gießen ein starkes Zeichen für die individuelle Betreuung werdender Mütter. Nach der Schließung des Geburtshauses Langgöns Ende letzten Jahres bietet die 31-Jährige nun als freie Hebamme mit Schwerpunkt auf häuslicher Geburtsbegleitung ihre Dienste an.

"Es war eine sehr schöne Zeit mit vielen Höhen, aber auch Tiefen. 300 Kinder haben wir in den drei Jahren, inklusive Hausgeburten, entbunden", resümiert Hildmann die gemeinsame Arbeit mit ihrer Kollegin Kim Spottog im Geburtshaus Langgöns. Die Entscheidung zur Schließung am Jahresende 2024 sei aus berufspolitischen und kollegialen Gründen gefallen und habe ein Jahr der sorgfältigen Abwägung erfordert. "Kim und ich sind zehn Jahre zusammengewachsen, jetzt sind wir groß und jede geht ihren eigenen Weg", erklärt sie.

Trotz der Schließung betont Hildmann, die in Gießen wohnt, dass die außerklinische Geburtshilfe im Großraum Gießen weiterhin besteht. Seit Anfang des Jahres begleitet sie als freie Hebamme Schwangere in einem Umkreis von 50 Kilometern um die Lahnmetropole. "Ich mache jetzt auch wieder Wochenbettbetreuung, was wir im Geburtshaus nicht angeboten haben", berichtet sie. Diese umfassende Betreuung erinnert an das klassische Bild einer Hebamme und bietet Familien einen großen Mehrwert. „Das ist doch wie früher“, reagieren viele Menschen, denen sie von ihrem Beruf erzählt. Sie sagt: „Das stimmt, es kommt jetzt alles aus einer Hand, und das macht mir großen Spaß.“

Ihre Arbeit als Hebamme sieht sie als Berufung: „Mit großer Leidenschaft stehe ich den Familien genau dort zur Seite, wo sie in einer aufregenden Zeit professionelle Hilfe brauchen, und unterstütze sie einfühlsam auf ihrem Weg.“ Im Januar begleitete Hildmann drei Geburten, die alle "wunderschön" verliefen. Besonders in Erinnerung blieb ihr die Geburt eines kleinen Mädchens, dessen Eltern im Herbst noch das Geburtshaus in Langgöns kennengelernt hatten. "Das Besondere war, dass ich mich im Haus der Familie selbst wie zu Hause gefühlt habe. Ich kannte den Ort durch die Vorgespräche und habe dort auch die Schwangerenvorsorge gemacht. Wir haben dann vorher überlegt, wie wir die Räume für die Geburt vorbereiten können, und haben Geburtspositionen geübt. Für die Familie und mich war es sehr angenehm, dass ich dort wie ein Familienmitglied agieren durfte. So konnten sich die werdende Mutter und der Vater zu 100 Prozent auf die Geburt einlassen, denn sie wussten, dass ich da bin. Das war für alle eine sehr schöne persönliche Erfahrung."

Hildmann ist überzeugt, dass eine positive Geburtsvorbereitung essenziell ist. "Es geht darum, sich zu öffnen für das, was das Leben zu bieten hat", sagt sie. Sie wünscht sich, dass mehr Kolleginnen den Mut finden, in der Hausgeburtshilfe tätig zu werden, betont aber auch die hohe Bedeutung eines Backup-Plans mit einer Klinik, falls es zu Komplikationen kommt. "Das ist in unserer Region aber kein Problem, es gibt genug Kliniken, die auch entsprechend gut vernetzt sind." Einen Notfall hat sie in ihrer inzwischen über zehnjährigen praktischen Berufserfahrung noch nie erlebt: „Hier ist Vorbereitung das A und O. Ich habe es immer geschafft, prophylaktisch eine Verlegung zu veranlassen, wenn dies nötig war“, erzählt sie.

Ihr Ziel ist es, schwangeren Frauen und deren Familien zu vermitteln, dass die Geburt etwas Wunderschönes sein kann. Gleichzeitig möchte sie Kolleginnen ermutigen, ähnliche Wege zu gehen, um das Angebot der häuslichen Geburtsbegleitung zu erweitern: „Viele Hebammen trauen sich das nicht, denn es gehört schon eine Portion Mut dazu, insbesondere bei der Hausgeburtshilfe.“

Bei Stress und Aufregung werde Adrenalin ausgeschüttet, das sei ein Hemmer für die Geburtshormone. Wenn sich die Frauen wohl fühlten, gehe vieles leichter. „Eine Geburt ist etwas ganz Normales“, unterstreicht die Hebamme. Sie erfährt aber auch regelmäßig, dass das Thema Hausgeburt immer noch einen „Ökotouch“ in der Öffentlichkeit hat. Das sei aber heute überhaupt nicht mehr der Fall. Als freie Hebamme verfüge sie über ein Equipment, dass es auch in der Klinik gebe. „Ich kann hochmoderne Medizin anwenden, auch wenn es in den Notfallbereich geht, ansonsten verlasse ich mich auf die Kräfte der Natur. Eine natürliche Geburt ist eine schöne und kraftvolle Erfahrung für die Frau.“

Die zunehmende Bedeutung der Hausgeburtshilfe wird auch durch aktuelle Zahlen unterstrichen. Im Jahr 2022 wurden in Hessen 57.360 Lebendgeburten verzeichnet, davon fanden 1,89 Prozent außerklinisch statt, was etwa 1.082 Geburten entspricht. Im Landkreis Gießen lag der Anteil außerklinischer Geburten im Jahr 2021 bei 3,55 Prozent und damit über dem bundesdeutschen Durchschnitt. Die Zahlen werden seit 2001 von der Gesellschaft für Qualität in der außerklinischen Geburtshilfe e.V. veröffentlicht: 2001 lag die Zahl deutschlandweit mit 8266 außerklinischen Geburten noch bei 1,12 Prozent, sie stieg bis 2023 stetig auf 13.799 Geburten und damit 1,98 Prozent. (Quelle: quag.de) Diese Entwicklung zeigt, dass immer mehr Familien die Vorteile einer individuellen und persönlichen Geburtsbegleitung schätzen. Vanessa Hildmann trägt mit ihrem Engagement dazu bei, diese Form der Geburtshilfe in der Region zu stärken und weiter auszubauen.

Wer sich für mehr Eindrücke aus dem Hebammenalltag interessiert, kann die Webseite oder das Instagramprofil von Vanessa Hildmann unter folgendem Link besuchen: www.hausgeburt-hebamme.de oder social media die.hebamme.vanessa