Auf Einladung von Lisa Romfeld (l.) referierte Claudia Zanke zum Thema Einbruchschutz.
Langgöns (ikr). „Der normale Einbrecher kommt am Tag und nicht in der Nacht“, diese Erfahrung macht Claudia Zanke, Kriminalhauptkommissarin von der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle des Polizeipräsidiums Mittelhessen in Gießen, immer wieder in ihrem Berufsalltag. Auf Einladung der „Schutzfrau vor Ort“, Lisa Romfeld, referierte sie in Langgöns über das Thema Einbruchschutz unter dem Motto „Sicher! Dein Zuhause – schützen Sie ihre vier Wände“.
Dabei räumte sie auch mit einigen gängigen Klischees auf. Ihre eindringliche Empfehlung: „Handeln bevor etwas passiert.“ Denn ein Einbruch ist für viele Menschen ein schockierendes Erlebnis. Die Verletzung der Privatsphäre, das verloren gegangene Sicherheitsgefühl oder auch tiefgreifende psychische Folgen, die nach einem Einbruch auftreten können, sind für viele Betroffene oft schwerwiegender als der rein materielle Schaden.
„Durch richtiges Verhalten und die richtige Sicherungstechnik können jedoch viele Einbrüche verhindert werden“, betonte die Referentin. Über ein Drittel der Einbrüche bliebe nicht zuletzt wegen sicherungstechnischer Einrichtungen oder auch durch aufmerksame Nachbarn im Versuch stecken, weiß sie. Ihr Berufsalltag lehrt: „Der Klassiker ist die Terrassentür.“ Aber selbst durch Lichtschächte würden Einbrecher eindringen: „Da kommt doch keiner durch, meinen die Leute. Es erscheint abwegig, ist aber Realität.“ Der Schraubenzieher sei nach wie vor die „Waffe Nummer 1, sie reicht für schlecht gesicherte Fenster aus“. Angriffe auf Glas würden seit ein paar Jahren zunehmen, deshalb seien einbruchhemmende Fenster und sichere Türen nur zu empfehlen, „denn sie sind eine wichtige Barriere und leisten Widerstand.“ Einbrecher würden dann oft schon nach kurzer Zeit aufgeben. Claudia Zanke informierte über verschiedene Möglichkeiten zum Nachrüsten von Türen und Fenstern und empfahl dringend, diese Arbeiten von einem kompetenten Fachbetrieb durchführen zu lassen, „damit es auch richtig hält“. Die Polizei hat Listen von Betrieben für mechanische Nachrüstung, die sie empfehlen kann. „Die mechanische Sicherung ist das Wichtigste“, betonte sie immer wieder. Auf Alarmanlagen würde oft „keiner mehr reagieren“, bei wiederholtem Fehlalarm riskiere man zudem eine Rechnung, die mit 250 Euro pro Polizeistreife zu Buche schlagen könne. Eine Videoüberwachung sei nur auf dem eigenen Grundstück erlaubt, hier stelle sich auch die Frage, was sie bezwecke. Denn Täter seien meistens vermummt unterwegs. Auch Hunde seien nicht unbedingt ein echter Schutz vor Einbrechern. Stattdessen sei eine aufmerksame Nachbarschaft das „A und O“. Ein aufgeräumter Garten sei ebenfalls wichtig: „Schließen Sie Gartengeräte ein und ketten Sie Leitern und Mülltonnen an.“ Über Gartenmöbel könnten Einbrecher z. B. auch in obere Etagen gelangen.
Die meisten Einbrecher würden ungeplant agieren, nur Autodiebe und Einbrüche bei sehr wohlhabenden Personen würden zuvor geplant. Die Aufklärungsquote ist mit 15 bis 25 Prozent leider gering: „Wir fangen eher Mörder als Einbrecher, weil die Einbrecher in der Regel keine Beziehung zum Opfer haben und keine Fingerabdrücke hinterlassen.“ Deshalb appellierte die Polizistin an das Publikum, ungewöhnliche Beobachtungen zu melden. „Scheuen Sie sich nicht, ein Autokennzeichen kann manchmal der Schlüssel dazu sein, eine ganze Bande zu fangen.“ Mit Smart-Home-Technik Anwesenheit vorzutäuschen, empfahl die Referentin. Sie gab auch den Tipp, Wertsachen zu fotografieren und aufzulisten, „das ist im Schadensfall auch bei der Versicherung hilfreich“. Mit einigen typischen Klischees räumte sie auf: „Es gibt keine statistischen Belege dafür, dass es durch die Nachtabschaltung der Straßenbeleuchtung zu mehr Straftaten kommt.“ Auch Urlaubszeit sei keine Einbruchszeit, „es wird rund ums Jahr eingebrochen, im Winter etwas häufiger.“ Rollladen seien im Übrigen kein Einbruchsschutz. Sie beruhigte vor unbegründeten Ängsten: „Zu Hause überfallen zu werden ist extrem unwahrscheinlich.“
Wenn es zu einem Einbruch gekommen ist, sollte man sich so verhalten: „Bewahren Sie Ruhe, betreten Sie ihr Haus oder ihre Wohnung nicht, denn der Einbrecher könnte noch darin sein.“ Stattdessen sollte man den Notruf 110 wählen, nichts anfassen und wenn möglich eine genaue Beschreibung der Täter und des Fluchtfahrzeugs geben. „Legen Sie sich nicht mit Einbrechern an“, war der dringende Rat der Fachfrau.
Sie empfahl die kostenlose App „HessenWARN“ (ehemals KATWARN). Wer ein kostenloses Beratungsgespräch mit der Expertin haben möchte, kann sich per E-Mail unter beratungsstelle.ppmh@polizei.hessen.de oder telefonisch unter 0641/7006 2050 an Claudia Zanke wenden. Lisa Romfeld, die Schutzfrau vor Ort für Langgöns und Linden, ist per E-Mail unter Lisa.Romfeld@polizei.hessen.de und telefonisch unter 0641/7006 3525 erreichbar.