Michel (r.) und Max Textor (daneben) beim Pflanzen eines Walnussbaums
Blick in südöstliche Richtung über einen Teil der neu gepflanzten Walnussplantage
Langgöns / Niederkleen (ikr). Vor gut drei Jahren haben die beiden Brüder Michel und Max Textor aus dem Langgönser Ortsteil Niederkleen auf vier Hektar Fläche Walnussbäume gepflanzt. Zwischen den Bäumen wurden seither verschiedene Feldfrüchte angebaut. Nun erweitern die beiden jungen Männer ihren Betrieb um ein weiteres sogenanntes Agroforstsystem. Knapp acht Hektar Agroforst mit insgesamt 560 Nussbäumen werden damit jetzt von ihnen bewirtschaftet. Für die Neuanpflanzungen von insgesamt 259 Bäumen zwölf verschiedener Baumarten haben sie eine besondere Förderung bekommen, sind damit einmal mehr innovativ und besitzen Vorbildfunktion für andere Betriebe.
„Wir sind einer der ersten landwirtschaftliche Betriebe in Deutschland, die bei dem „Regionalen Klimaschutzprogramm Agroforst“ der Schweizer Firma „SilvoCultura“ mitmacht“, erzählt Michel Textor am Rande der aktuellen Pflanzaktion auf Flächen nördlich von Niederkleen. Das Unternehmen fördert regionalen Klimaschutz durch die Unterstützung von Agroforstbetrieben im Kontext von Klimaschutz- und Nachhaltigkeits-Strategien. Es bietet in Zusammenarbeit mit „myclimate“ ein Förderprogramm für solche Projekte in der Schweiz, Deutschland, Österreich und Liechtenstein an. Es hat eine Laufzeit von 2023 bis 2027. Landwirtschaftliche Betriebe, welche Bäume in ihre Kulturflächen integrieren wollen, erhalten über dieses Programm fachliche und finanzielle Unterstützung. Durch die Pflanzung von Bäumen können die Betriebe CO² aus der Atmosphäre entfernen und diese Leistung über das Förderprogramm in Wert setzen.
„Durch diese Förderung und die großartige Hilfe von Familie und Freunden konnten wir unsere aktuellen Neupflanzungen komplett über das Programm finanzieren“, freuen sich die beiden Brüder. Darauf aufmerksam gemacht wurden sie durch das Beratungsunternehmen „Triebwerk“, das „für die nachhaltige Landnutzung von morgen“ arbeitet und Landwirte individuell berät und unterstützt, so auch den Biohof Textor. Nach der Pflanzung ist ein Monitoring vorgeschrieben, bei dem junge Bäumchen, die nicht angewachsen sind, gegen neue ausgetauscht werden.
Die neue Walnussanlage von Michel und Max Textor wurde von ihnen und ihrem Helferteam in elf Reihen gepflanzt. Jede Reihe hat als jeweils ersten und letzten Baum einen sogenannten Diversitätsbaum. „Das sind Laubbäume wie Wildbirne, Vogelkirsche, Maulbeere, Spitzahorn oder Sommerlinde“, erklärt Michel Textor. Elf verschiedene Sorten hat er gekauft. „Der Gedanke ist, später entweder die Nummer der Reihe zu nennen oder sie als Reihe Ahorn usw. zu bezeichnen.“ Viel wichtiger sei jedoch, dass die verschiedenen Arten einen riesigen Mehrwert für die biologische Vielfalt vor Ort bringen: „Es profitieren vor allem Insekten, Vögel und Kleinsäugetiere.“
Der Abstand zwischen den Reihen ist mit 17 Metern fünf Meter breiter als bei der ersten Pflanzung, „um die ackerbauliche Nutzung zwischen den Reihen besser vornehmen zu können“. Die 238 Walnussbäume stammen überwiegend aus der nordhessischen „Bioland Baumschule Pflanzlust“. Als Sorten haben die beiden die französischen Sorten Fernor und Lara jeweils zur Hälfte ausgewählt. Der 25-jährige Max Textor, der ökologische Agrarwissenschaften in Witzenhausen studiert hat und sein vier Jahre älterer Bruder Michel, Ingenieur für Energietechnik, planen „wenn alles gut klappt“, noch mehr solcher Projekte umzusetzen. „Es gibt noch Flächen“, verraten die beiden. Jetzt warten sie, dass alle Bäume richtig ins Wachstum gehen.
Mit dem Anbau regionaler Walnüsse, insbesondere von Bio-Walnüssen, hoffen die Brüder, eine Marktlücke zu füllen. Aktuell kommen die Nüsse nämlich überwiegend aus dem Ausland. Allerdings brauchen sie einen langen Atem: Die vor drei Jahren gesetzten Walnüsse werden in nennenswertem Umfang erst in drei bis fünf Jahren tragen, bei den aktuell gepflanzten dauert es entsprechend länger.
Die Erweiterung des Walnussanbaus in Niederkleen markiert nicht nur einen Meilenstein in der eigenen landwirtschaftlichen Entwicklung der Brüder Textor, sondern steht auch als Beispiel für innovative und nachhaltige Praktiken in der Agrarwirtschaft. Durch ihre Teilnahme am Agroforst-Förderprogramm von „SilvoCultura“ zeigen sie nicht nur ihr Engagement für regionalen Klimaschutz, sondern auch ihre Bereitschaft, in zukunftsweisende Projekte zu investieren und neue Wege zu gehen. Die Auswahl der Diversitätsbäume und die Verwendung von Bio-Walnussbäumen aus einer spezialisierten Baumschule unterstreichen ihre Bestrebungen, hochwertige Produkte anzubieten und gleichzeitig die Umwelt zu schützen.
Während Michel und Max Textor nun darauf warten, dass ihre Bäume wachsen und Früchte tragen, sind sie bereits dabei, weitere Projekte zu planen. Ihre Arbeit ist ein inspirierendes Beispiel dafür, wie Landwirtschaft und Umweltschutz Hand in Hand gehen können, um eine nachhaltige Zukunft zu gestalten.