Ingmar Jung und Julia Heinze präsentieren die Feldhamster Ingmar und Jette
Ingmar Jung Auge in Auge mit seinem Namensvetter, Feldhamster Ingmar
Auch eine Plakette für die neue Erhaltungsstation wurde enthüllt (v. l.): Tobias Reiners, Julia Heinze, Ingmar Jung und Jörg Müller
Langgöns (ikr). Riesenrummel um niedliche Nager in Lang-Göns: Der hessische Landwirtschaftsminister Ingmar Jung eröffnete die neue Erhaltungszuchtstation für Feldhamster auf dem Hof Niederfeld von Familie Jörg Müller. Er fungierte als „Kuppler“ zwischen dem Feldhamstermännchen „Ingmar“ und seiner Partnerin „Jette“. Die beiden gehören zu insgesamt 20 Tieren, die in den nächsten Tagen verpaart werden, sodass dann hoffentlich bald viele kleine Feldhamster geboren werden. Alle Tiere werden zu einem späteren Zeitpunkt wieder in ihre Herkunftsgebiete ausgewildert. Ingmar und Jette stammen aus der Wetterau und dürfen dann – wie auch ihre in der Station gezeugten Nachkommen – wieder dort leben.
Projektträger für die Erhaltungszuchtstation, die mit rd. 720.000 Euro seitens des Landes über sechs Jahre gefördert wird, ist die AG Feldhamsterschutz der Hessischen Gesellschaft für Ornithologie und Naturschutz (HGON e.V.). Diese unternimmt bereits seit Jahren intensive und erfolgreiche Anstrengungen, die letzten Feldhamstervorkommen in Hessen zu schützen.
Bereits 2021 wurden auf dem Hof von Familie Müller im umgebauten ehemaligen Schweinestall die ersten Feldhamster angesiedelt, um sie miteinander zu verpaaren. Denn auf den Feldern südlich des Kernorts Lang-Göns und in Pohlheim-Holzheim gibt es noch zwei der größten Populationen von Feldhamstern in Hessen. Diese geschützte Art ist hessenweit und darüber hinaus fast verschwunden. Dank der bereits jahrzehntelangen Bemühungen des Lang-Gönsers Martin Wenisch in Kooperation mit den örtlichen Landwirten konnten diese Populationen sich gegen den allgemeinen Trend positiv entwickeln. Damit verfügt Langgöns über ein absolutes Alleinstellungsmerkmal. Weil der Feldhamster aber hier relativ stationär lebt und die Autobahn 45 die beiden Lebensräume trennt, leiden die Populationen auch unter Inzucht. Deshalb setzten die Experten, um den „Status quo“ im Raum Langgöns nicht nur zu halten, sondern zu verbessern, auf die sogenannte „assistierte Migration“. Das ist ein spezielles Zuchtprogramm, bei dem die Feldhamster in großen Hallen gehalten, miteinander verpaart und bei Erfolg ausgewildert werden.
„Nun gibt es zu unseren bisherigen 100 Plätzen noch 100 zusätzliche Plätze, um auch Hamster aus der Wetterau und Südhessen zu verpaaren“, freute sich der Vorsitzende der HGON, Dr. Tobias Reiners. Auch ein Quarantäne- und ein besserer Zuchtbereich sowie ein Fütterungsbereich machen die neue Erhaltungsstation viel professioneller. „Unser ursprünglicher Zweck war die genetische Verbindung zwischen Lang-Göns und Pohlheim, zukünftig können wir unsere Bemühungen auch für Tiere aus der Wetterau und Südhessen erweitern“, betonte Reiners. Er dankte für die Zuwendung des Landes: „Der Aufbau der neuen Erhaltungszucht und die damit verbundene Erhöhung der Zuchtkapazitäten sind ein weiterer Meilenstein für den Erhalt des Feldhamsters in Hessen. Wir arbeiten mit vielen Landwirten, den Ämtern für ländlichen Raum, Naturschutzbehörden und den vielerorts sehr engagierten ehrenamtlichen Naturschützern hervorragend zusammen.“ Das bislang ehrenamtlich betreute Projekt laufe weiter, zudem sei nun Julia Heinze als Stationsleiterin eine in der Feldhamsterzucht sehr erfahrene Veterinärin für die fachliche Betreuung der Zuchtstation eingestellt worden. „Selbst in Feldhamster-Katastrophenjahren wie zuletzt 2018/2019 haben wir jetzt eine Versicherung, die Population aufzubauen, egal was draußen passiert“, bilanzierte der Experte.
„Naturschutz ist dann am effektivsten, wenn Naturschutz und Landwirtschaft an einem Strang ziehen,“ erklärte Minister Jung und dankte allen Vertreten aus Landwirtschaft und Naturschutz für ihr großes Engagement zum Erhalt der biologischen Vielfalt. „Der Erfolg der Zuchtstation und das Engagement der Beteiligten in Kombination mit dem Feldflurprojekt ist sichtbar“, lobte Landwirt Jörg Müller. Er sehe inzwischen zum Beispiel viel mehr Rebhühner und Hasen im Feld. Die Feldhamster jedoch leben weitestgehend im Verborgenen, denn sie sind nachtaktiv.