Wehrführer Stefan Brück gab einen Ausblick in die Zukunft des Brandschutzes in Oberkleen
Ehrungen langjähriger Mitglieder der Freiwilligen Feuerwehr Oberkleen
Ehrenvorsitzender Werner Röhrich stellte die Historie der Feuerwehr anschaulich vor
Michael Gillmann (l.) und Alexander Metz strapazierten die Lachmuskeln mit ihrem Sketch
Der Musikzug Oberkleen umrahmte den Kommersabend musikalisch
Oberkleen (ikr). „Das Niveau bei der Freiwilligen Feuerwehr Oberkleen ist sehr hoch, darauf könnt ihr Feuerwehrleute und das ganze Dorf stolz sein.“ Mit diesen Worten fasste Gemeindebrandinspektor Thomas H. Heckrodt in wenigen Worten den Leistungsstand und die Verdienste der Brandschützer aus Oberkleen zusammen. Der oberste Feuerwehrmann der Gemeinde Langgöns war einer von acht Festrednern beim Kommersabend anlässlich des 90-jährigen Bestehens der Feuerwehr und des 50+2-Jubiläums der Jugendfeuerwehr in Oberkleen. Die Veranstaltung war der erste Höhepunkt im Festjahr der Ortsteilfeuerwehr. Schirmherren waren die Oberkleener Ortsvorsteherin Peggy Engel und Bürgermeister Marius Reusch.
Vorstandsmitglied Johannes Michel hatte im vollbesetzten Dorfgemeinschaftshaus neben Vertretern der Ortsteilfeuerwehren und der politischen Gremien auch zahlreiche Bürger und Mitglieder der Ortsvereine begrüßt. „Das ist ein Zeichen, dass die Feuerwehr fest im Ort verankert ist“, freute er sich.
Einen Rückblick auf die Geschichte und Entwicklung der Feuerwehr Oberkleen gab Werner Röhrich, Ehrenvorsitzender und Autor des seit seiner Veröffentlichung Anfang des Jahres viel gelobten Buches „115 Jahre Feuerwehrgeschichte Oberkleen von 1907 bis 2022 – Beviersch vegeasse git“. Die Chronik vollzieht die Entwicklung einer typischen dörflichen Wehr nach und wurde an diesem Abend auch vielfach verschenkt. Am 26. März 1934 wurde die Freiwillige Feuerwehr von 29 Männern aus Oberkleen offiziell gegründet, seit 90 Jahren stehen ehrenamtliche Einsatzkräfte zur Sicherung des Brandschutzes und der allgemeinen Hilfe 365 Tage im Jahr bereit. Bereits ab 1907 hatte es eine sogenannte "Pflichtfeuerwehr" gegeben. Röhrich schilderte die feuerwehrtechnische Ausrüstung und ging auf besondere Einsätze ein: Der älteste bekannte Einsatz war 1889 in der Scheune von Markus Isaak, der kälteste an Silvester 1978 in der Scheune von Paul Weller und der entfernteste 2013 beim Elbe-Hochwasser. Der häufigste Einsatzort war der Steinbruch Oberkleen, wo auch mit der Bergung von zwei toten Tauchern 2006 der traurigste Einsatz erfolgte. Den größten Schaden mit vier Millionen Euro nach Polizeiangaben hatte 2020 das Großfeuer bei einer Firma im Oberkleener Gewerbegebiet verursacht. Mit der Durchführung von Diensten beim Ochsenfest in Wetzlar füllten die Oberkleener Brandschützer seit 1955 immer wieder ihre Kassen. Von 1969-1984 veranstaltete der Feuerwehrverein Waldfeste, seit 1985 sind es die Kleebachfeste, die alljährlich im Sommer zum geselligen Beisammensein rund um das Feuerwehrgerätehaus in der Brückenstraße einladen. 1972 wurde die Jugendfeuerwehr mit 24 Jugendlichen gegründet, deren Jubiläumsfeier aufgrund der Pandemie um zwei Jahre verschoben werden musste. Seit 1994 finden Brandschutzfrüherziehungen in der örtlichen Kita und der Grundschule statt. 2008 war das Gründungsjahr der Mini- Feuerwehr mit fünf Mädchen und 13 Jungen.
Wehrführer Stefan Brück skizzierte in seinem Vortrag die Herausforderungen der Zukunft. Die demographische Entwicklung verursache Nachwuchssorgen und wirke sich auch auf die Tagesalarmbereitschaft aus. Hinzu kämen Hitzewellen, Wassermangel, Unwetter und daraus resultierende Ereignisse in zunehmendem Maße. Auch die immer mehr werdenden Angriffe auf Rettungskräfte seien ein Thema, das zum Glück in Oberkleen noch nicht zu beklagen sei. Eine positive Nachricht hatte er auch dabei: Der Umbau des Feuerwehrgerätehauses ist für Anfang August dieses Jahres geplant. Er wird planmäßig rund 2,2 Millionen Euro kosten. Während der Bauphase kann die Feuerwehr als Ausweichquartier Räumlichkeiten der Firma Lange in der Steinbruchstraße nutzen. „Ich bin überzeugt, dass die Feuerwehr Oberkleen ein schönes neues Zuhause bekommt“, freute sich Brück.
Alexander Metz und Michael Gillmann strapazierten anschließend die Lachmuskeln des Publikums mit ihrem selbst geschriebenen und auf platt vorgetragenen Sketch, in dem sie sämtliche Ortsteilfeuerwehren der Großgemeinde humorvoll thematisierten.
Ehrungen langjähriger Mitglieder waren der Höhepunkt des Kommersabends: Für 70-jährige Mitgliedschaft ehrte Präsidiumsmitglied André Kraemer Werner Hartmannshenn, den Ehrenvorsitzenden Burkhard Schmidt, Heinz Hofmann und Franz Rittirsch. Seit 60 Jahren halten Hans Schnorr, Bernd Glaum und Jürgen Müller dem Feuerwehrverein die Treue. Für 50-jährige Mitgliedschaft wurden Dieter Hanika, Günter Stöhr, das Ehrenmitglied Volkmar Schmidt, der Ehrenvorsitzende Werner Röhrich, Burkhard und Kerstin Köhler, Birgit Metz, Wolfgang Fischer, Hartmut Glaum, Klaus Euler, Eugen Glaum, Wolfgang Jung, Bernd Möllenbeck, Lothar Röhrich, Ingo Viehmann, Wilfried Hess und Reinhard Gillmann gewürdigt. Seit 40 Jahren sind Andreas Bepler, Otfried Beppler, Bernd Jürgen Iwersen, Joachim Jung, Claus Gerspach und Carsten Schnorr Mitglied, seit 25 Jahren sind es Andreas Laudt und Manfred Plescher.
„Als Geschenk zum 90. Geburtstag habe ich ein neues Haus mitgebracht“, sagte Schirmherr Marius Reusch schmunzelnd. Das sei eine „wichtige und richtige Investition“ in die Zukunft. „Ich hoffe, dass wir zum 100. Geburtstag dort schön feiern können." Er lobte besonders auch die "sehr gute Jugendarbeit. Wir als Bürgerschaft dürfen uns glücklich schätzen, euch zu haben, deshalb darf ich heute danke sagen.“ Auch der Langgönser Parlamentspräsident Martin Hanika dankte für die „Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen“. Schirmherrin Peggy Engel würdigte die „unermüdliche Arbeit und das Engagement jedes einzelnen Mitglieds“ ebenso wie Christian Zuckermann, der hauptamtliche Kreisbeigeordnete, Kreisbrandmeister Roland Kraus sowie Kreis- und Verbandsjugendfeuerwehrwart Kai Hilberg. Herbert Röhrich als Vertreter der Oberkleener Ortsvereine lud die Einsatzabteilung in die Sauna des TSV „mit geistreichen Getränken als Dankeschön für euer großes Engagement“ ein.
Musikalisch umrahmte der Musikzug Oberkleen unter der Leitung von Matthias Sauerbier den Abend. Johannes Michel kündigte als nächsten Höhepunkt im Jubiläumsjahr das Festwochenende am 13. und 14. Juli rund ums Gerätehaus an. Infos unter www.90-jahre-feuerwehr-oberkleen.de