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Heimatblatt Langgöns
Ausgabe 27/2023
Heimatblatt
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Ein stets willkommenes Trio: Julia Fuchs besucht mit Frida und Blue regelmäßig Langgönser Kitas

Langgöns (ikr). „Frida und Blue fühlen sich so weich an, es ist schön, sie zu streicheln. Wenn sie uns besuchen, freue ich mich immer“, sagt das kleine Mädchen strahlend, während es vorsichtig das Fell von Hündin Frida krault. Beiden gefällt das sichtlich. Die Kinder in den Kindertagesstätten der Gemeinde Langgöns genießen es immer ganz besonders, wenn Julia Fuchs mit ihren beiden Therapiebegleithunden dort vorbeischaut.

Die Erzieherin, die seit mehr als 25 Jahren in Diensten der Gemeinde Langgöns steht und in der Kita „Löwenzahn“ in Niederkleen arbeitet, hat erst Frida zum Therapiebegleithund ausbilden lassen. Der heute sechsjährige Altdeutsche Hütehund-Mischling war 2019 der erste Kita-Hund in der Gemeinde Langgöns.

„Dann kam Blue, um Frida zu entlasten. Ich habe sie extra als Welpe vom Züchter aussuchen lassen, denn die Ausbildung ist sehr schwer, und der Hund muss einiges an Stress aushalten können“, weiß die sympathische Begleithundeführerin. Deshalb brauchen die Tiere während ihrer Arbeit auch immer wieder mal Pausen. Inzwischen hat auch die zweijährige Border-Collie-Hündin Blue die einjährige Ausbildung absolviert. „Sie ist sanft, sehr lieb, gelehrig und wie Frida ein klasse Kitahund“, lobt ihre Besitzerin. Gemeinsam sind die drei ein stets willkommenes Trio in den Langgönser Kitas. Gelegentlich besucht Julia Fuchs mit ihren Hunden auch Bewohner von Senioreneinrichtungen und Pflegewohnheimen.

Wie kam Fridas Besitzerin seinerzeit eigentlich auf die Idee, ihren vierbeinigen Liebling zum Kita-Hund ausbilden zu lassen? "Ich wurde beim Spazierengehen mit Frida immer wieder angesprochen, dass sie so lieb und zutraulich ist. Sie ist einfach etwas Besonderes, hat ein freundliches Wesen, ist sehr intelligent und ein echter Antistresshund", gerät Julia Fuchs regelrecht ins Schwärmen. Die einjährige Ausbildung, die sie bei Kati Hensel in Hungen absolvierte, kostet pro Hund rund 2000 Euro und ist sehr umfangreich. Die Ausbildungsinhalte sind vielfältig, sie reichen von der Vorstellung verschiedener Erziehungsmethoden und Grundlagen der Hundeerziehung über rechtliche Aspekte, Organisation, Hygiene, die Kontaktaufnahme zwischen den Kindern und dem Therapiebegleithund bis hin zu Hospitationsstunden mit Besprechung. „Der Hund muss absolut zuverlässig sein. Ich habe es erlebt, dass ein anderer Hund am letzten Ausbildungstag falsch reagierte. Er hat die Abschlussprüfung an diesem Tag nicht bestanden.“

Die Umsetzung dieser tiergestützten Pädagogik fand in der Kita „Löwenzahn“ in Niederkleen statt. Schnell entwickelte sich Frida zur Sympathieträgerin auf vier Pfoten. Ihre Besitzerin sagt: „Seit meiner Kindheit sind Tiere, insbesondere Hunde und Pferde, fester Bestandteil meines Lebens. Mein Wunsch ist es heute, anderen etwas Gutes zu tun und etwas zurückzugeben.“

„Frida und Blue lieben die Arbeit und lernen schnell. Sie sind ein großer Gewinn“, freut sich Julia Fuchs. „Ich wünsche mir, Kinder mit den sanften Pfoten meiner Hunde spielerisch und auf kindgerechte Weise in Balance zu bringen.“ Sie nennt die wichtigsten Ziele dieser tiergestützten Pädagogik: "Durch die gemeinsame Beschäftigung mit dem Hund entstehen ganz andere Möglichkeiten der Kontaktaufnahme der Kinder untereinander. Die Kleinen lernen Rücksichtnahme auf die Bedürfnisse anderer Lebewesen, Strukturen, Grenzen und Regeln." Darüber hinaus hat die Erzieherin bereits festgestellt, dass der Hund oft als Vermittler dient, er gebe auch Selbstvertrauen und Selbstbewusstsein und helfe beim Abbau von Ängsten. "Ein Hund hat ein viel besseres Gespür für die Stimmungen und Nöte der einzelnen Kinder. Er spürt sehr schnell, welches Kind seine Zuwendung am nötigsten braucht und handelt entsprechend", weiß seine Besitzerin aus Erfahrung. Weil die Tiere den Kindern sichtlich guttun, besucht sie inzwischen reihum die Kitas der Gemeinde regelmäßig in Blöcken von sechs Wochen. Der Langgönser Bürgermeister Marius Reusch unterstützt ihre Arbeit.

Wie sieht diese in der Praxis aus? Bevor Julia Fuchs ihre Besuche in der jeweiligen Kita startet, stellt sie sich gemeinsam mit den Hunden dem Kita-Team vor. Sie bringt dann Materialien mit und zeigt eine Präsentation. Dann werden die Eltern mit einem Schreiben darüber informiert, wer die Hunde und ihre Besitzerin sind, welchen Nutzen die „tiergestützte Pädagogik“ für Kinder hat und welche Ziele sie verfolgt: Wenn die Hunde da sind, ist die Aufmerksamkeit der Kinder gesteigert, die soziale Integration wird gefördert, eine freundliche und lockere Lernatmosphäre entsteht und fördert einen intensiven und freundlichen Umgang miteinander. Auch der Geräuschpegel sinkt und die Kinder gehen ganz besonders gerne in die Kita. Ziel ist es, Entwicklungsfortschritte zu unterstützen und Lernprozesse in unterschiedlichen Bereichen anzuregen.

In der Praxis sieht das so aus, dass Julia Fuchs erst einmal Kennenlernen-Materialien „rund um den Hund“ wie beispielsweise Zeichnungen und Fotos zum Ausmalen mitbringt. Die Hunde sind meistens dabei. Verhaltensregeln zum richtigen Umgang mit Tieren werden besprochen, Hunderassen und ihre Eigenschaften vorgestellt, auch auf verschiedene Berufe mit Hunden wird eingegangen. Einfache Dinge wie den Hund zu bürsten, ihm ein Halstuch umzubinden, eine Leine anzuhängen, Futterringe aufzufädeln oder ganz einfach gemeinsam spazieren zu gehen fördern die Motorik und das Körpergefühl der Kinder und lassen sie eine Beziehung zu den Hunden aufbauen. „Kinder, die anfangs ängstlich sind, verlieren auf diese Weise schnell ihre Scheu vor den Tieren.“

Die Erzieherin ist mit viel Herzblut bei der Sache. So hat sie beispielsweise auch verschiedene Spiele entwickelt. „Meine ganze Wohnung ist voll mit Hundespielen“, lacht sie. Besonders beliebt bei den Konzentrations- und Suchspielen ist zum Beispiel ein Schnüffel-Teppich, in dem die Kinder kleine Leckerlis verstecken können. Bei diesen Aktivitäten lernen sie ganz spielerisch den Umgang mit dem Tier. "Der Hund ist Freund und Seelentröster. Wenn Frida oder Blue da sind, sind die Kinder konzentrierter und leiser. Denn sie wollen die Hunde nicht verletzen, die sehr geräuschempfindlich sind", erzählt Julia Fuchs. Die Hunde brauchen nur anwesend zu sein und alle Kinder seien respektvoller. „Sie haben dann so ein besonderes Strahlen in den Augen“, freut sich die Erzieherin. Selbst Kinder mit sozialer Anpassungsstörung wären wie verwandelt, wenn einer der Hunde dabei sei. „Meine Hunde sind ein Türöffner für Kinder und Patienten“, betont sie. Selbst in die Krippengruppen mit den jüngsten Kindern geht sie mit ihren Hunden. Am Ende ihres Einsatzes bekommt jedes Kind eine Urkunde oder ein Foto von sich und den Hunden zur Erinnerung.

Auch alten Menschen tun die Hunde gut: So hat Julia Fuchs bei ihren Seniorenheim-Besuchen beispielsweise erlebt, dass ein Mann, der sein Zimmer kaum noch verließ, spazieren gehen wollte, wenn Frida kam. „Dann erzählte er auch gerne von früher. Es war eine richtige Barriereöffnung.“

Alle zwei Jahre muss sie mit den Hunden einer Rezertifizierung machen, bei der das Wesen des Hundes und die Freude am Kontakt mit Menschen sowie die Harmonie zwischen Tier und Besitzer überprüft werden. Außerdem muss sie regelmäßig Gesundheitsatteste der Tiere vorlegen. Das Ganze ist mit Kosten und Arbeit verbunden. Doch das nimmt Julia Fuchs gerne in Kauf. Sie bilanziert: „Ich liebe meine Arbeit mit den Kindern und besonders die Momente, in denen die Hunde mich bei der Ausübung meines Berufes unterstützen. Das ist für alle eine ungemeine Bereicherung.“