Die neuen und die alten Dienstsiegel.
Angeregte Gespräche nach dem Fusionsgottesdienst im Waldhaus.
Cleeberg / Espa (ikr). Die neuen Stempel sind schon da und warten darauf, eingesetzt zu werden. Seit dem 1. Januar 2023 haben die Kirchengemeinden Espa und Cleeberg fusioniert, sie heißen jetzt „Evangelische Kirchengemeinde Cleeberg-Espa“. Zuvor waren sie bereits „pfarramtlich verbunden“. Nun gehören sie auch offiziell zusammen.
„Nach außen hin wird sich gar nicht so viel verändern“, sagt Pfarrerin Birgit Müller, die bereits seit Jahren beide Kirchengemeinden betreute. Die Fusion sei den Veränderungen in den kirchlichen Strukturen in der Region geschuldet. Sinkende Mitgliederzahlen beschleunigten die Folgen des demographischen Wandels. „Gerade in diesem Jahr spüren wir in unseren Dörfern, wie die Zahl der 80- bis 100-jährigen immer mehr abnimmt. Das bringt nicht nur statistisch Veränderungen mit sich“, berichtet die Pfarrerin. 17 Kirchengemeinden in der Region sollen im Laufe der nächsten beiden Jahre durch Fusionen zu neun Gemeinden werden. Das war auf der letzten Dekanatssynode beschlossen worden, das Stichwort lautete „Nachbarschaftsräume“.
Keine Veränderung gibt es erst einmal in den Kirchenvorständen bis zum Ende deren Amtszeit. „Seit Jahrzehnten arbeiten die beiden Kirchenvorstände eng zusammen, in Zukunft wird dann aber nur noch eine Abstimmung nötig“, erläutert Birgit Müller. Dann gibt es auch nur noch eine Vorsitzende statt bisher zwei. Da sowohl Jutta Kutt aus Espa wie auch Heike Klingelhöfer aus Cleeberg schon zu Beginn der aktuellen Amtszeit angekündigt hatten, dass sie für das Amt der Vorsitzenden nur noch für eine Übergangszeit zur Verfügung stehen, wird hier sowieso ein personeller Wechsel erfolgen.
Die Rücklagen beispielsweise für die Bauunterhaltung verbleiben rechtlich auch in den beiden „Bezirken“.
Gemeindesekretärin Alexandra Viehmann, die seit zehn Jahren im Gemeindebüro arbeitet, freut sich schon darauf, dass durch die Fusion zukünftig vieles einfacher zu handhaben sein wird, so gibt es beispielsweise einen gemeinsamen Haushalt, gemeinsame Listen und gemeinsame Rechnungen. Auch das neue Dienstsiegel zeigt die Zusammengehörigkeit: Die Silhouetten beider Kirchen sind dort vereint, „Evangelische Kirchengemeinde Cleeberg-Espa“ ist die Umschrift.
Zur Feier der frisch verbundenen Gemeinden hatte Birgit Müller zu einem „Gottesdienst unterwegs“ am zweiten Januarsonntag eingeladen, der eigentlich an der 2017 im Luther-Jubiläumsjahr gesetzten Lutherbank auf halber Strecke zwischen Cleeberg und Espa stattfinden sollte. Wegen des schlechten Wetters und der Zuwegung wurde dieser dann aber ins Waldhaus nach Cleeberg verlegt. „Offizielle“ Gäste waren zu dieser Veranstaltung nicht geladen. Die Besucher ließen sich im Anschluss einen kleinen Imbiss bei angeregten Gesprächen schmecken.
„Wie sich die Arbeit in Zukunft in unserem Nachbarschaftsraum gestaltet, wird jetzt Schritt für Schritt entwickelt“, kündigte Birgit Müller an. Weil viele Kolleginnen und Kollegen in den kommenden Jahren in den Ruhestand gehen werden, darunter auch Birgit Müller selbst am 1. Januar 2026, wird eine Neuorganisation der Zusammenarbeit beispielsweise im Konfirmandenunterricht oder auch in den Gottesdienstangeboten genauso erforderlich sein wie die gegenseitige Vertretung der Pfarrer. Auch sei zu befürchten, dass es immer mehr vakante Pfarrstellen geben wird. Ebenfalls werde die Frage, welche Kirchen und Gemeindehäuser zukünftig erhalten bleiben, irgendwann im Raum stehen.
Die Landeskirche, so berichtet es die Pfarrerin, verspreche, dass mit der Zusammenlegung von Gemeindebüros auch die Last im Umgang mit bürokratischen und juristischen Aufgaben geringer werde. „Wir hoffen sehr, dass das so kommt. Im Moment benötigen wir leider noch viel Kraft und Zeit für die verschiedenen Weichenstellungen.“