Titel Logo
Heimatblatt Langgöns
Ausgabe 30/2024
Heimatblatt
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

"Barrieren auf beiden Seiten abbauen": Wohnheim Langgöns der Schottener Sozialen Dienste gewährt Einblicke

Das Wohnheim der Schottener Sozialen Dienste an der Straße von Lang-Göns nach Leihgestern ist ein ortsbildprägendes Gebäude

Diese Klientin demonstriert in der hauseigenen Werkstatt das Weben.

Maik Goetzke zeigt, wie in der hauseigenen Werkstatt ein Sitzkissen gewebt wird.

Sie informierten über das Wohnheim der Schottener Sozialen Dienste in Lang-Göns (v. l.): Diana Baumann-Petry, Christian Dill, Maik Goetzke, Friederike Hanisch, Michael Volk und Sabine Rehwald.

Beim Sommerfest 2024 versuchten sich auch einige Klienten gemeinsam mit den versierten Trommlern an diesen Instrumenten und hatten dabei viel Spaß.

Langgöns (ikr). Einfach mal beim Spaziergang mit dem Hund dabei sein zu dürfen, mit Menschen aus dem Dorf zusammen die Freizeit zu verbringen oder nicht immer nur zu Fuß den langen Weg zum Rewe-Markt am Lindenbaum gehen zu müssen: Das sind kleine Wünsche, die für die Bewohner des Wohnheims der Schottener Sozialen Dienste große Bedeutung haben. In der Straße „An der Hardt“ am Ortsausgang von Lang-Göns in Richtung Leihgestern gelegen, beherbergt das Wohnheim viele Menschen, die sich nach mehr Interaktion mit den Leuten im Ort sehnen. Doch Barrieren bestehen auf beiden Seiten, wie die Verantwortlichen der Einrichtung betonen. „Wir sind offen für den Abbau dieser Barrieren“, erklärt Michael Volk, Regionalleiter Region West der Schottener Sozialen Dienste.

Gemeinsam mit Sabine Rehwald, Fachbereichsleitung Soziale Teilhabe und Einrichtungsleiterin des Wohnheims, sowie Friederike Hanisch und Christian Dill vom Klientenbeirat und deren Vertrauensperson Diana Baumann-Petry, hatte er zum Pressegespräch eingeladen. Ziel war es, über das Leben in der Einrichtung und die Bedürfnisse der Bewohner aufzuklären, wobei der Fokus auf Inklusion und Teilhabe lag.

Das mehrgeschossige Wohnheim, ein prägendes Gebäude im Ortsbild, existiert seit über 50 Jahren. Dennoch wissen viele Lang-Gönser wenig über das Leben und die Aktivitäten dort. Die Einrichtung, seit jeher unter der Trägerschaft der Schottener Sozialen Dienste, früher nur unter anderem Namen, hat sich im Laufe der Zeit verändert. „Früher gab es auch Pflegebereiche für alte Menschen, doch dieses Angebot besteht längst nicht mehr“, erklärt Rehwald. Dennoch halten sich alte Vorstellungen hartnäckig: „Wir bekommen immer noch Anfragen“, so Rehwald.

Im Wohnheim leben 90 Menschen mit seelischen, geistigen und teilweise körperlichen Einschränkungen. 84 von ihnen wohnen im offenen Bereich, sechs benötigen intensivere Betreuung. Das Wohnheim ist der größte Standort des Trägers in der Region und bietet ein breites Spektrum an fachlicher Unterstützung. „Heute werden keine Häuser mehr mit einer solch großen Kapazität gebaut“, erläutert Volk. Angesichts des Alters des Gebäudes gebe es aktuell auch Überlegungen zur zukünftigen Entwicklung der Einrichtung, wobei konkrete Ergebnisse noch ausstehen.

„Wir assistieren den Alltag und den beruflichen Werdegang unserer Klienten“, fasst Michael Volk das Konzept zusammen. „Unser Ansatz ist es, dass die Klienten so normal wie möglich leben können.“ Der Slogan „Nicht über uns ohne uns“ sei heutzutage selbstverständlich. Neben dem Haupthaus gibt es verschiedene kleinere Gebäude rund um das Gelände sowie ein Wohnheim in Großen-Linden mit acht Plätzen. Hier wohnen Hanisch und Dill. Auch eine Werkstatt zur Bildung und Beschäftigung befindet sich auf dem Areal. Dort liegt der Schwerpunkt im kreativen Bereich. „Die meisten unserer Klienten gehen einer Beschäftigung nach, auch in regionalen Werkstätten und im Rahmen von Praktika“, berichtet Rehwald.

Warum die gewünschte Annäherung zur Dorfgemeinschaft bisher nur zögerlich gelang, sei unklar. Positiv sei jedoch, dass in jüngerer Zeit „in vielen Köpfen etwas bewegt“ wurde, so Volk. Christian Dill, Vorsitzender des Klientenbeirats, betont: „Ich wünsche mir, andere Leute kennenzulernen und ins Gespräch zu kommen.“ Das ist auch das Anliegen von Friederike Hanisch. Ein wichtiger Aspekt ist dabei auch das Mobilitätsangebot, denn der Weg in die Ortsmitte ist lang.

„Unsere Aufgabe ist es, Wege zu ebnen, Anbahnungsprozesse zu begleiten und Barrieren abzubauen“, erklärt Michael Volk. Ein erster Schritt war die Teilnahme von Sabine Rehwald an einer Sitzung des Sozialausschusses der Gemeinde Langgöns vor wenigen Wochen, wo sie die Wünsche der Klienten formulierte. Dieser Termin war „super“ und habe bereits einiges bewegt: „Wir sind in Gesprächen mit ortsansässigen Betrieben für Praktika.“ Das Wohnheim wird sich auch auf dem Langgönser Weihnachtsmarkt und beim Gemeindefest 2025 präsentieren. „Dort können wir zeigen, welches Potenzial in unserer Einrichtung steckt“, fügt Volk hinzu. Seit vielen Jahren können Besucher auch beim traditionellen alljährlichen Sommerfest der Einrichtung Einblicke in das Leben der Klienten gewinnen.

Auch die Einbindung in örtliche Vereine soll verstärkt werden. „Die Offenheit ist da, bisher nehmen nur wenige unserer Klienten das Angebot wahr, wir haben hier in Lang-Göns keine negativen Erfahrungen gemacht“, freut sich Rehwald. Anders hat es Baumann-Petry in Linden erlebt: „Dort waren wir bei Vereinen nicht so gern gesehen.“ Die beiden in Linden wohnenden Klientenbeiräte sind stattdessen mit großer Begeisterung im Alternate-Sportpark aktiv. „Wir sind bereit, auch nach ungewöhnlichen Wegen zu suchen und z.B. die Kooperation mit Fachübungsleitern anzubieten“, bietet Volk den Vereinen Unterstützung an. Auf die politischen Gremien in Langgöns will man „proaktiv“ zugehen, um weitere Aufklärungsarbeit zu leisten und auch auf das Thema ÖPNV hinzuwirken. „Inklusion muss sich entwickeln, wir haben jetzt einige kleine Pflänzchen gesetzt und hoffen, dass sie weiterwachsen“, bilanzierten die Verantwortlichen der Einrichtung.