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Heimatblatt Langgöns
Ausgabe 34/2023
Heimatblatt
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Thorsten Fuchs fährt den „Wild Atlantic Way“

Der Wild Atlantic Way (WAW) in Irland. Thorsten Fuchs ist noch weiter gefahren und hat die Insel komplett umrundet.

Das Logo des Wild Atlantic Way

Thorsten Fuchs mit seiner BMW auf dem WAW.

Wenn Thorsten Fuchs baden geht, legt er seine Motorradkluft immer ganz akkurat hin

Thorsten Fuchs am Atlantik.

Zahlreiche Pubs hat der Dornholzhäuser auf seiner Reise besucht

Langgöns (ikr). Der "Wild Atlantic Way" (WAW) in Irland ist die längste beschilderte Küstenstraße Europas. Thorsten Fuchs aus Dornholzhausen ist sie im Mai mit dem Motorrad gefahren. „Auf über 2500 km Küstenstraße entdeckte ich fast nach jeder Kurve neue Eindrücke“, schildert er diese besondere Reise. Doch nicht nur die großartigen wilden Naturlandschaften, auch die vielen positiven Begegnungen mit den Menschen in diesem Land und ihre große Gastfreundschaft blieben ihm in bester Erinnerung.

„Nachdem ich Schottland bereits zu meinem 30. Geburtstag mit dem Motorrad umrundet hatte, wollte ich jetzt Irland erkunden“, so der Plan des sportlichen 55-jährigen Dornholzhäusers. Vorab musste er überlegen, ob er mit seinem eigenen Motorrad die Reise antritt oder vor Ort eines mieten soll. „Die Anfahrt nach Irland hätte mich zwei komplette Tage gekostet. Erst 900 km Autobahn bis zur Fähre von Frankreich nach Irland, dann eine Nacht auf der Fähre und anschließend der Weg bis zum Start des WAW.“ Fuchs entschied sich für den Flug und das Miet-Motorrad, eine BMW 800 GS. In Irland angekommen, fuhr er mit dem Bus von Dublin nach Goray, wo ein Mitarbeiter der Motorradvermietung ihn abholte. Nach der Einweisung und der ersten Nacht ging es am nächsten Tag los. „Ich habe fast alle Übernachtungsmöglichkeiten, die es in Irland gibt, getestet“, lacht der Biker. In Cork mietete er sich über Airbnb bei einem Pärchen in deren Privathaus ein. „Das war schon etwas befremdlich für mich, denn man lebte als Fremder in häuslicher Gemeinschaft mit den Besitzern.“ So fragte er, wo er denn am nächsten Morgen frühstücken könne. „Die Antwort lautete: Mein Haus ist jetzt auch dein Haus, du darfst alles mitbenutzen.“ Den Tipp für den Besuch des ältesten Pubs in Cork nahm er dankend an und genoss sein erstes Bier auf dieser Reise mit Livemusik und netten Gesprächen mit den Einheimischen. Am nächsten Morgen waren die Vermieter bereits zur Arbeit gegangen, ein echter Vertrauensbeweis: „Ich frühstückte, legte den Schlüssel auf den Wohnzimmertisch, zog die Tür zu und machte mich auf den Weg.“ Die Rechnung hatte Thorsten Fuchs bereits per App bezahlt.

Nach anfänglichem Sonnenschein sollte sein Start des WAW die erste und fast einzige Bekanntschaft mit Regen sein. Vom Ring of Beara über Kenmare ging es von der Küste über kurvige Landstraßen in die Berge zum Molls Gap (Gap = Pass), Ladies View, (benannt nach Königin Viktoria, die einst die herrliche Aussicht hier genoss) zum „Muckross House“. Das ist ein herrliches Herrenhaus mit Freilichtmuseum. Es liegt wunderschön an einem See, der von den Bergen malerisch eingerahmt wird. Weiter ging es nach Killarny. Da sich Airbnb bewährt hatte, buchte Fuchs wieder eine Übernachtung per App. „Dieses Mal bekam ich meinen Zimmerschlüssel über einen Schlüsselkasten mit Codeschloss. Der Code wurde mir nach Bezahlung per App übermittelt.“ Wieder hatte alles prima geklappt. „Bei strahlendem Sonnenschein fuhr ich am nächsten Tag los, über ein zauberhaftes Tal zum ‚Gap of Dunloe‘.“ Leider setzte strömender Regen ein, „ich ahnte nur die Schönheit dieses Tals. In einem Café konnte ich mich trocknen, die Handschuhe steckte die freundliche Bedienung kurzerhand mal in den Backofen.“ Am nächsten Tag strahlte die Sonne und der Mittelhessen beschloss, den „Gap on Dunloe“ noch einmal zu befahren: „Es hat sich gelohnt.“ Die Halbinsel Dingle stand als Nächstes auf dem Programm. „Abends konnte ich dem fünfmaligen Weltmeister im Irish Dance, David Geaney, beim Tanzen zuschauen. Er führt dort einen Pub.“

Nach einem wundervollen Morgen auf dem Bike überquerte Thorsten Fuchs den Shannon River auf einer kleinen Fähre. Die nächste Übernachtung machte er in dem schönen Touri-Städtchen Killkee, „ich suchte mir das erste Mal vor Ort ohne App ein B&B (Bed & Breakfast), ein voller Erfolg, bisher die günstigste und beste Variante.“ Das erste Mal bekam er auch ein original Irish Breakfast mit Tomaten, Würstchen, Speck usw.

Weiter ging es immer an der Küste entlang zu dem berühmten Ort Galway. Dort blieb dem Biker nichts anderes übrig als eine Hotelübernachtung zu buchen, denn er wollte das Pub-Leben in Galway ausgiebig testen. „Nachdem ich mir fast alle Pubs von innen angeschaut und einige Ales getrunken hatte, ging meine Reise am nächsten Tag weiter.“ Da das Wetter immer stabiler wurde, sollte die nächste Übernachtung im Zelt stattfinden. „In Keel Beach fand ich einen Campingplatz direkt am Meer. Ich konnte meinen Schlafsack, Zelt usw. das erste Mal einsetzen. Gut, dass ich für meine erste Nacht im Zelt einen Campingplatz gewählt habe, denn man muss sich erst mit dem Aufbau der Ausrüstung vertraut machen“, verrät er rückblickend.

Über Glenncollumkille gelangte Fuchs schließlich zu einem Highlight seiner Tour: Malin Head. Der Nordzipfel Irlands gehört zu den schönsten aber auch rauesten Abschnitten des Landes. Fuchs erinnert sich: „Der Tag war schon weit vorangeschritten und ich hatte noch kein Quartier für die Nacht. In einem B&B war leider alles ausgebucht, somit musste ich weiter.“ Ein kleiner Abzweig hinter Malin Head führte ihn direkt ans Meer. Ein mit schweren Steinen abgesperrter Trampelpfad lenkte ihn zu einer geschützten Stelle unmittelbar am Wasser. „Gut, dass ich mit dem Motorrad dahin komme, wo es für Autos kein Durchkommen gibt.“

Wildcampen ist in Irland eigentlich nicht erlaubt, der Motorradvermieter sagte aber: „Wenn man seinen Müll mitnimmt, beschwert sich eigentlich keiner.“

Der Biker schwankte: „Sollte ich dieses Abenteuer wagen? Ja, ich habe zum ersten Mal ‚wild‘ gecampt. Mit meiner Zeltöffnung in Richtung Meer schlief ich mit dem Schreien der Möwen und dem Brüllen der Seehunde ein.“ Nach einer stürmischen Nacht brach er am nächsten Morgen mit kleinem Frühstück - ein paar Muffins von der „Tanke“ - auf.

Auf direktem Weg ging es durch Nordirland zu den Filmstudios von „Game of Thrones“. „Diese Kultserie brach viele Rekorde und ich bin ein riesiger Fan.“ Am Kassenhäuschen buchte Fuchs ein Ticket für „Studenten“ - mit 55 Jahren (!), „und ich bekam es nach kurzem Überlegen“, lacht der sympathische Mittelhesse und bekennt, dass er sich geschmeichelt fühlte.

Ab nun ging es wieder in den Süden Richtung Dublin. Der Hauptstadt hat er nur einen kleinen „Nachmittagsbesuch“ abgestattet. „Zu viele Menschen, welch ein Trubel.“

In Wicklow versuchte er ein B&B zu ergattern, denn es war bereits 18 Uhr. „Eine Unterkunft war bereit, mir für 120 Euro eine Nacht anzubieten. Ich fuhr dankend weiter.“ Auf einem Campingplatz hinter Wicklow baute Fuchs sein Zelt erneut auf. Am Morgen setzte er nach einem erfrischenden Bad im Meer seine Reise bei schönstem Wetter fort.

Seine letzte Nacht auf Irland sollte noch mal etwas ganz Besonderes werden. „Ich wollte mir endlich wieder mal eine Dusche und ein Bett gönnen. Leider waren sämtliche Unterkünfte entweder zu Flüchtlingsheimen umfunktioniert, geschlossen oder ausgebucht.“ Er beschloss, wieder zu campen. Der Gärtner eines privaten Caravanparks gab ihm ein paar Geheimtipps zum Wildcampen. „Er zeigte mir eine wundervolle Stelle direkt am Meer, Clone Beach“. Nachdem der Biker sein Zelt aufgebaut hatte, holte er sich an der nächsten Tanke seine Verpflegung: „Zum Abschluss meiner Reise durften ein paar Guinness nicht fehlen.“ Am nächsten Morgen brachte Thorsten Fuchs das Motorrad zurück zum Vermieter, „er bot mit freundlicherweise eine Dusche und einen Kaffee an.“ Dann ging es per Flieger zurück nach Frankfurt mit vielen schönen Eindrücken. Eine Sache ist Thorsten Fuchs noch aufgefallen: „Wenn ich gewollt hätte, hätte ich auf der gesamten Reise keinen Cent Bargeld benötigt, die Iren sind in Sachen digitaler Bezahlung schon viel weiter als wir in Deutschland.“ Sein Reise-Resümee in drei Worten: „Ich komme wieder.“