Martin Hanika und Kursleiterin Christa Hagelgans (hinten, v. l.) mit einigen der Kursteilnehmer
Langgöns (ikr). Die Gemeinde Langgöns unterhält Partnerschaften zu zwei Kommunen: seit vielen Jahrzehnten bestehen freundschaftliche Beziehungen zum österreichischen Sankt Ulrich am Pillersee und zum lothringischen Clouange. Ist der Austausch mit den Österreichern sprachlich unproblematisch, gilt es bei den französischen Partnern die Sprachbarriere zu überwinden. Wer des Französischen nicht mächtig ist, steht dann vor einem Problem. Das kann auch dazu führen, dass sich die Kontaktpflege mit der französischen Kommune etwas schwieriger gestaltet.
Um dem entgegen zu wirken, hatte Martin Hanika als Mitglied des Partnerschaftsvereins Langgöns die Idee, einen Französisch-Sprachkurs über die Kreis-Volkshochschule (VHS) in Langgöns zu initiieren, „damit gerade heute in diesen krisenhaften Zeiten die Kontakte zu den Freunden in Clouange erhalten und intensiviert werden können. Dies sollte nicht an sprachlichen Barrieren scheitern“, begründet er seine Überlegung.
Am Rande eines Besuchs zur Wiedereröffnung der erweiterten Kreis-Volkshochschule in Lich noch zu Corona-Zeiten trug er dieses spezielle Anliegen vor und stieß bei VHS-Leiter Torsten Denker und dessen Stellvertreterin Dr. Iris Korte-Klimach, die den Programmbereich Sprachen und Deutsch leitet, auf mehr als offene Ohren. Beide zeigten sich begeistert. „Das Bemühen, dass dieser Kurs zustande kommt, war von Seiten der VHS sehr groß, und dafür sind wir auch sehr dankbar“, erinnert sich Martin Hanika. Denn es werde immer schwieriger, solche Kurse zu belegen. Das wissen die Volkshochschulleute nur zu gut. Denn deren Erfahrung aus den letzten Jahren ist: „In Deutschland wird zuletzt weniger Französisch und in Frankreich wird wieder weniger Deutsch gelernt.“
Darüber hinaus sei während der letzten Besuche in Clouange in den vergangenen Jahren feststellbar gewesen, dass immer weniger Menschen dort aus der Sprache ihrer Eltern und Großeltern noch das Deutsche kennen, weiß Martin Hanika. Historisch gehörte Lothringen von 1871 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs zum damaligen Deutschen Reich. Viele ältere Bürger sprachen deshalb gut Deutsch.
„Zwischen Clouange und Langgöns gibt es viele Gemeinsamkeiten. Das europäische Leben bildet sich hier ab, und an keiner Stelle kann mehr ein gemeinsames europäisches Verständnis aufgebaut werden als auf Gemeindeebene und im persönlichen Kontakt“, betont Martin Hanika. Deshalb ist es ihm ein Herzensanliegen, die Partnerschaft mit mehr Leben zu füllen. Der VHS-Kurs ist ein erster Schritt dorthin. Seit diesem Sommer findet er immer mittwochs im Bürgerhaus Lang-Göns statt. Besonders daran ist auch, dass im Laufe des Kurses die Teilnehmerzahl noch zugenommen hat. Andrea Bretz, VHS- Kursteilnehmerin aus Langgöns, die öfters nach Frankreich in den Urlaub fährt, sagt zu ihrer Entscheidung, den Kurs zu besuchen: „Es ist eine schöne Erfahrung, wieder neu in die französische Sprache reinzukommen. Und dazu muss man einfach dranbleiben, und vielleicht auch mal ein paar Tage länger dort in Frankreich verbringen.“
Natürlich sei der Sprachkurs nicht auf Mitglieder des Partnerschaftsvereins Langgöns beschränkt, er sei offen für alle Interessierten, unterstreicht der Initiator. Ein Mitglied habe im Laufe des Kurses sogar einen Aufnahmeantrag für den Partnerschaftsverein gestellt. „Das freut uns natürlich besonders“, sagt Martin Hanika. Die Fortsetzung nach den Sommerferien startet am Mittwoch, den 6. September, „die Vorfreude ist schon jetzt groß“.
Der Kurs ist für Anfänger mit Vorkenntnissen geeignet. Der Kontakt für Interessierte: VHS Landkreis Gießen, Dr. Iris Korte-Klimach, Tel. 0641 / 9390-5713.