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Heimatblatt Langgöns
Ausgabe 4/2025
Heimatblatt
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Nach Corona auf den Kilimandscharo: Ein „Esel“ bezwingt Afrikas höchsten Gipfel

Routenkarte der Kilimandscharo-Region.

Wunderschöner Sonnenuntergang im Shira Camp auf 3845 m Höhe mit Blick auf den Mount Meru (4562 m).

Thorsten Fuchs mit zwei Crewmitgliedern

Geschafft! Thorsten Fuchs macht einen Luftsprung am Gipfel.

Erinnerungsfoto am Gipfelkreuz

Die Gipfelregion beschreibt Thorsten Fuchs als „Mondlandschaft“.

Thorsten Fuchs und seine holländische Reisebegleitung Daniele beim Start der Tour am "Machame Gate"

Langgöns / Tansania (ikr). „Esel, Corona, Kilimandscharo – was verbindet diese drei Begriffe?“ Die Antwort liegt in einer spektakulären Reise, die Thorsten Fuchs aus Dornholzhausen im Herbst 2024 unternahm: Er brachte den Spitznamen seines Heimatdorfs Dornholzhausen – „Esel“ – auf den höchsten freistehenden Berg der Welt. Doch das Abenteuer begann unter denkbar schwierigen Bedingungen: Gerade erst hatte er eine Corona-Infektion überstanden.

Die Dornholzhäuser, liebevoll „Esel“ genannt, tragen ihren Spitznamen inzwischen mit Stolz. An den Ortseingängen grüßen Eselsfiguren als Wahrzeichen, die verkünden: Hier beginnt das Reich der „Esel“. Für Thorsten Fuchs stand eines fest: „Ein Esel gehört auf den Kilimandscharo!“ Denn der höchste Gipfel Afrikas mit 5895 Metern war nach seinen Recherchen bislang von keinem „Esel“ erklommen worden – ein Zustand, den Fuchs ändern wollte. „Der Entschluss stand schnell: Ich musste den Berg besteigen“, erzählt er lachend. Doch das Abenteuer begann mit einem unerwarteten Hindernis – der Konfrontation mit einem altbekannten Gegner: dem Coronavirus.

Drei Wochen vor Abflug drohte eine Corona-Infektion den Traum zu gefährden. „Es war wie ein Déjà-vu, unglaublich, dass es solche Parallelen gibt“, erinnert sich Fuchs, der 2022 bereits vor einer Bergtour zum Mount Everest in Nepal dasselbe durchgemacht hatte. Doch er gab nicht auf. Nach seiner Genesung brach er, getreu seinem Motto „So weit, wie der Körper mitmacht“, zur Expedition auf.

Die Reise begann mit einem Zwischenstopp in Zürich, wo Fuchs die Nacht auf einer Flughafenbank verbrachte – eine Erfahrung, die er überraschend positiv schildert: „Die Lichter gingen um Mitternacht aus, und um 4 Uhr erwachte der Flughafen wieder zum Leben. Ein faszinierendes Schauspiel!“ Schließlich landete er in Tansania, wo ein Hotel in Moshi auf 890 Höhenmetern die erste Station war.

Der Weg zum Gipfel führte über die berühmte Machame-Route, sieben Tage dauerte die Tour. Gemeinsam mit seiner einzigen Reisebegleitung, einer sympathischen jungen Holländerin, und einer elfköpfigen Crew aus Bergführern und Trägern begann Fuchs den Anstieg durch den üppigen Regenwald. „Andere Trekkinggruppen bestanden aus etwa 15 Personen und mehr, aber mit zwei Personen war die Flexibilität besonders gut.“ Schon am ersten Tag beeindruckten ihn die vielfältige Vegetation und neugierige Affen, die die Trekking-Gruppe aus sicherer Entfernung beobachteten.

„Jeden Morgen und jeden Abend bekam man eine Schüssel mit warmem Wasser vor das Zelt gebracht. Dass musste für die Körperpflege reichen.“ Die Einheimischen nannten dies liebevoll „Waschi, waschi“. In der Regel übernahm einer der Träger zusätzlich den Job des Kochs und ein anderer den des Kellners.

Die Tage waren anstrengend, die Nächte kalt, und die dünne Höhenluft machte das Atmen zunehmend schwerer. „Walk high, sleep low“ war das Motto – eine bewährte Methode zur Akklimatisierung. „Die Einheimischen sind diese Höhe und Anstrengungen gewöhnt und tragen scheinbar mühelos die gesamte Ausrüstung teilweise in Badelatschen zum nächsten Camp“, berichtet Fuchs. Immer wieder belohnte die majestätische Landschaft die Strapazen, etwa mit einem spektakulären Sonnenuntergang am Shira Camp auf 3845 Meter Höhe und dem Blick auf den Mount Meru (4562 m). „Ein unvergesslicher Moment“, beschreibt Fuchs dieses Erlebnis.

Weiter ging es über den Lava Tower auf 4640 Meter Höhe zum Barranco Camp auf 3960 Meter. Die „Barranco Wall“ verlangte der Gruppe Kletterfähigkeiten ab, doch nach zwei Stunden war das Hochplateau erreicht. „Die Nächte sind kalt und lang“, erzählt Fuchs. Es wird gegen 18 Uhr bereits dunkel. Nach etwa zwölf Stunden begibt sich die Sonne auf die nächste Reise und der Morgen erwacht.

Am vorletzten Tag vor der Gipfelbesteigung erreichten sie das Barafu Camp auf 4700 Metern – der letzte Stützpunkt vor dem finalen Aufstieg. Trotz der immensen Anstrengungen schwand der Appetit, und die Bergführer mussten die Wanderer immer wieder ermahnen, ausreichend zu trinken und zu essen. „Jeden Tag mindestens drei Liter Wasser und genügend Nahrung sind der Schlüssel zum Gipfel,“ sagte der Guide.

Nach dem Essen ging es gegen 18 Uhr in den Schlafsack bei minus 8 Grad, denn um 24 Uhr war das Wecken angesagt. Um Mitternacht begann der Gipfelsturm. In mehreren Schichten warmer Kleidung, Stirnlampen auf dem Kopf und inmitten einer langen Perlenkette von Wanderern erklomm die Gruppe „Pole, pole“ – langsam und stetig - den Berg.

Kurz vor Sonnenaufgang erreichten sie Stella Point auf 5766 Metern. „Das war magisch: Der Himmel klar, die Kälte beißend, und die Sonne begann, die Dunkelheit zu vertreiben“, erzählt Fuchs begeistert. Der letzte Abschnitt zum Uhuru Peak, dem höchsten Punkt Afrikas, wurde zu einem fast berauschenden Erlebnis. „Als wir um 6.15 Uhr den Gipfel erreichten, war es, als ob alle Anstrengungen der letzten Tage von uns abfielen. Ein Moment, den ich nie vergessen werde.“

Der Abstieg sollte jedoch zur letzten großen Prüfung werden. Innerhalb eines Tages ging es 2885 Höhenmeter bergab – eine Tortur für die Gelenke und die Füße. „Nach der Hälfte der Strecke schmerzten meine großen Zehen unerträglich. Als ich die Schuhe auszog, waren beide Nägel blau“, erzählt Fuchs. Doch Aufgeben war keine Option: Mit improvisierten Verbänden kämpfte er sich Schritt für Schritt weiter hinunter. Anstatt einer geplanten Abstiegszeit von ca. drei Stunden benötigte er etwa fünf Stunden, „jeder Schritt schmerzte“. Ganz großen Respekt zollt er der einheimischen Begleitcrew: “Die rennen leichtfüßig mit 20 Kilo Gepäck den Berg hinauf und hinab, Respekt vor dieser Leistung!“

Schließlich erreichte Fuchs das Mweka Gate auf 1680 Meter und ließ sich erschöpft, aber überglücklich ins Hotel zurückbringen. „Der ‚Esel‘ hat es geschafft – trotz Corona und allen Widrigkeiten“, resümiert er. Seine Reise auf den Kilimandscharo ist mehr als ein sportlicher Erfolg: Es ist eine Geschichte von Willenskraft, Durchhaltevermögen und dem Stolz, als „Esel“ aus Hessen den höchsten Berg Afrikas erklommen zu haben. Ein Abenteuer, das Mut macht – und zeigt, dass selbst große Träume erreichbar sind, wenn man daran glaubt.