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Heimatblatt Langgöns
Ausgabe 41/2025
Heimatblatt
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Jüngster Verein in Langgöns: EquiCare wirbt um 500 Fördermitglieder und sammelt für Winterzelt

Katja, Michael und Noa Büttner (v. l.), hier mit ihren Tinkerpferden Tom und Hilda, sind die Gründerfamilie von EquiCare

Alle zusammen auf einem Bild: Familie Büttner, ehrenamtliche Helfer, Pferde, Ponys und Stallschmusekatze Clara.

EquiCare wirbt um 500 Fördermitglieder und sammelt für Winterzelt

Langgöns (ikr). EquiCare ist der jüngste Verein in Langgöns – und gleichzeitig einer, der schon jetzt eine besondere Rolle spielt. Im Dezember 2024 gegründet und damit noch kein Jahr alt, bringt er Menschen in schwierigen Lebenslagen mit Pferden zusammen. Kinder, die Trauer oder Krankheit erlebt haben, Senioren, die im Heim leben oder oft allein sind, aber auch Menschen mit Behinderungen oder Familien in belasteten Situationen: Sie alle sind willkommen bei EquiCare. Hier geht es nicht um Leistung, nicht um Sport, nicht ums Reiten – sondern um Begegnungen. Um das Staunen beim Streicheln eines Pferdes, um das gemeinsame Atmen, um das Gefühl, für einen Moment nicht allein zu sein.

Gegründet wurde EquiCare von Katja Büttner, Psychologin und Ergotherapeutin, die aus eigener Erfahrung weiß, wie heilsam Pferde sein können. Zusammen mit ihrem Mann Michael, Tochter Noa und einem engagierten Team hat sie den Verein aufgebaut. Die Büttners nennen es gern ein „Herzensprojekt“. Und genau das spürt man sofort: Hier geht es um Nähe, Vertrauen, um kleine Glücksmomente, die große Wirkung entfalten. Oder, wie es auf der Homepage heißt: „Dein kleines heilsames Abenteuer mit Pferd“.

Für sein ehrenamtliches Engagement wurde EquiCare bereits ausgezeichnet: Der Verein wurde im August mit dem Bürgerpreis der Sparkasse Gießen – 1. Preis in der Kategorie „Alltagsheldin“ - ausgezeichnet, ein Zeichen dafür, dass die Arbeit auch über Langgöns hinaus geschätzt wird.

Doch so viel Herz braucht auch eine solide Basis. Denn EquiCare finanziert sich ausschließlich über Spenden und Mitgliedsbeiträge. Jeder Ausflug mit Senioren, jeder Nachmittag für Kinder, die gerade durch eine schwere Zeit gehen – all das wird nur möglich, weil Menschen bereit sind zu geben. Katja Büttner formuliert es so: „Wir wollen niemanden ausschließen. Deshalb ist unsere Arbeit kostenfrei für die, die zu uns kommen. Aber das bedeutet auch: Wir sind auf Menschen angewiesen, die uns mit Spenden oder Mitgliedschaften tragen.“

Ein zentrales Ziel des Vereins ist es daher, 500 Fördermitglieder zu gewinnen. Schon ab einem Euro im Monat können Unterstützerinnen und Unterstützer „EquiHeld:innen“ werden. Büttner erklärt: „Wir brauchen diese Verlässlichkeit. Einmalige Spenden sind wunderbar, aber erst eine feste Basis von Mitgliedern gibt uns Planungssicherheit. 500 Menschen, die an uns glauben – das wäre der große Schritt in die Zukunft.“

Damit EquiCare sein Angebot auch in der kalten Jahreszeit fortsetzen kann, läuft aktuell eine besondere Aktion. Über die Plattform „Gießen bewegt“ der Sparkasse Gießen sammelt der Verein Spenden für ein Winterwetterzelt. Denn das Reitgelände am Rande von Lang-Göns ist nicht überdacht – bis auf die Stallungen. Das Zelt soll ein trockener, geschützter Ort sein, an dem Mensch und Pony auch bei Regen oder Schnee zusammenkommen können. „Gerade ältere Menschen oder Kinder mit Handicap sind auf eine gewisse Witterungsbeständigkeit angewiesen. Ein Dach über dem Kopf macht unsere Angebote im Winter überhaupt erst möglich“, sagt Büttner. Das Besondere: Bis zum 13. Oktober 2025 verdoppelt die Sparkasse jeden gespendeten Euro – solange der Spendentopf reicht. Wer also jetzt spendet, hilft doppelt. Das Projekt ist online abrufbar unter giessen-bewegt.de.

Dass EquiCare in der Region schon jetzt viel bewegt, zeigen die Reaktionen. Das örtliche Seniorenzentrum nutzt die Angebote, um seinen Bewohnern ein Stück Lebendigkeit zu schenken, der Verein war bei den Langgönser Ferienspielen mit einem Lassoworkshop dabei und Kinder erzählen, wie sie durch die Begegnung mit Tom und Hilda – den beiden Tinker-Pferden – und den Shetlandponys Donna, Hugo und Josy über sich hinausgewachsen sind. Ein Junge, der erst ängstlich am Zaun stand, führt nach einer Stunde stolz das Pony über den Hof. Eine Seniorin, die kaum noch sprach, beginnt zu erzählen, während sie sanft über die Mähne streicht. Solche Momente sind es, die den Verein tragen – und die er weiter ermöglichen möchte.

Dabei möchte EquiCare nicht nur Menschen in Langgöns erreichen, sondern im gesamten Landkreis Gießen Brücken zwischen Mensch und Pferd bauen. Um das zu schaffen, braucht es noch mehr Unterstützung – nicht nur durch Fördermitgliedschaften oder Spenden, sondern auch durch Menschen, die Lust haben, sich aktiv einzubringen. „Wir suchen Ehrenamtliche, die uns in der Verwaltung und Organisation unterstützen, aber genauso Menschen, die zupacken – bei der Stallarbeit, handwerklichen Tätigkeiten oder der Versorgung der Pferde. Wir freuen uns über engagierte Menschen unabhängig von Alter oder Handicap“, betont Büttner.

„Wir haben keine großen Sponsoren im Hintergrund. Wir haben Menschen. Menschen, die spenden, die Mitglied werden, die an unsere Idee glauben“, sagt Katja Büttner. Dass EquiCare als jüngster Verein der Gemeinde schon jetzt so viel Zuspruch erfährt, sei für sie ein starkes Signal. Aber sie betont auch: „Wir stehen erst am Anfang. Aktuell haben wir 83 Mitglieder. Damit wir dauerhaft helfen können, brauchen wir die 500 Fördermitglieder. Und wir brauchen Menschen, die uns gerade jetzt beim Winterwetterzelt unterstützen.“

EquiCare ist jung, aber seine Wirkung ist bereits groß. Der Verein zeigt, wie viel entstehen kann, wenn Engagement, Empathie und Tierliebe zusammenkommen. Und vielleicht ist es gerade diese Mischung aus Idealismus und Bodenhaftung, die den jüngsten Verein in Langgöns so besonders macht: Er baut Brücken zwischen Mensch und Pferd – und lebt davon, dass viele diese Brücke gemeinsam tragen.