Titel Logo
Heimatblatt Langgöns
Ausgabe 42/2025
Heimatblatt
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

Erstmals Asiatische Hornisse in Oberkleen nachgewiesen

Bei der Beseitigung des Nestes in Oberkleen

Fund gilt als bedeutsam für Naturschutz und Imkerei - Ungewöhnliche Nestsituation entdeckt

Oberkleen (ikr). In Oberkleen ist erstmals die Asiatische Hornisse (Vespa velutina nigrithorax) nachgewiesen worden. Der Fund gilt als bedeutsam sowohl für den Naturschutz als auch für die Imkerei, denn die invasive Art breitet sich seit den frühen 2000er-Jahren von Südfrankreich aus zunehmend in Europa aus.

Auf einem Grundstück „In den Gensäckern“ wurde ein Nest entdeckt - mit einer bemerkenswerten Besonderheit: Sowohl das Primär- als auch das Sekundärnest befanden sich in zwei benachbarten Bäumen. Das erste Nest hatten die Tiere in einem Starenkasten angelegt, das zweite im angrenzenden Kirschbaum. Eine derartige Doppelnest-Situation ist selten und weckte besonderes Interesse bei den beteiligten Imkern.

Eine entscheidende Rolle bei der Entdeckung spielte der Imkerverein Butzbach. Bereits zuvor waren am Bienenstand der Firma Seip in Ebersgöns erste Exemplare der Asiatischen Hornisse gesichtet worden. Gemeinsam mit weiteren Imkern wurden dort gefangene Tiere markiert und ihre Flugrichtung beobachtet - eine Methode, die als „visuelle Peilung“ bekannt ist.

Den entscheidenden Hinweis lieferte schließlich Ben Seip, Inhaber der Firma Seip Imkerei. Er folgte der Flugrichtung der markierten Tiere und entdeckte schließlich den Baum mit dem Nest in rund 15 Metern Höhe.

„Wir Imker wissen uns zu schützen“, erklärte Ben Seip. „Aber die vielen anderen Bestäuberinsekten, die für unsere Lebensmittelversorgung so wichtig sind - Wildbienen, Schwebfliegen, Hummeln und Schmetterlinge - haben keinen Käfig wie unsere Bienen, hinter dem sie sich verstecken könnten.“ Die Asiatische Hornisse jagt ein breites Spektrum an Insekten, darunter auch gefährdete Bestäuberarten. Damit betrifft ihr Auftreten weit mehr als nur die Imkerei.

Die Asiatische Hornisse wurde 2004 erstmals in Frankreich nachgewiesen und breitet sich seither kontinuierlich nach Norden aus. In Hessen mehren sich die Funde seit etwa 2020. Da die Art auf der EU-Liste invasiver, gebietsfremder Arten steht, besteht eine Meldepflicht. Entdeckungen von Tieren oder Nestern müssen dem Hessischen Landesamt für Naturschutz, Umwelt und Geologie (HLNUG) gemeldet werden. Dort werden sie zentral erfasst und können bequem über ein Online-Portal eingereicht werden.

Bei der Beseitigung des Oberkleener Nestes war der Vorsitzende des Kreisimkervereins Mittelhessen, Thomas Poetsch, federführend beteiligt. „Das Nest musste entfernt werden, bevor die jungen Königinnen ausschlüpfen und sich zur Überwinterung eingraben“, erläuterte Poetsch. „Sonst ist im nächsten Jahr mit einer Verfünffachung der Nester zu rechnen.“ Dem Kreisimkerverein Mittelhessen gehören die Ortsvereine Dünsberg, Ehringshausen, Hüttenberg, Leun, Gießen und Wetzlar an. Mit dem Fund in Oberkleen reiht sich der Ort nun in die Liste hessischer Nachweisorte der Asiatischen Hornisse ein. Interessant ist auch, dass die Bewohner des direkt benachbarten Hauses von den Hornissen bis zu dem Zeitpunkt nichts bemerkt hatten. Der Fall zeigt, wie wichtig die enge Zusammenarbeit zwischen Imkern, Bürgerinnen und Bürgern sowie den Naturschutzbehörden geworden ist, um eine weitere Ausbreitung der invasiven Art einzudämmen.

Auch der Landkreis und das Regierungspräsidium Gießen informieren auf ihren Internetseiten über das Erkennen und richtige Verhalten beim Fund der invasiven Art. Einheimische Hornissen lassen sich deutlich von der Asiatischen Hornisse unterscheiden: Während die heimische Art einen gelben Hinterleib mit schwarzen, wespenartigen Binden und Punkten sowie rotbraunen Kopf und Beine besitzt, ist die Asiatische Hornisse an ihrem schwarzen Hinterleib mit gelb-orangefarbenen Binden, einem schwarzen Kopf und auffällig gelben Beinen zu erkennen.

Trotz ihrer Größe gelten Hornissen grundsätzlich als friedfertig. Sie greifen nur an, wenn sie ihr Nest verteidigen. Laien sollten daher niemals versuchen, Nester eigenständig zu entfernen. Zunächst muss immer sicher bestimmt werden, um welche Art es sich handelt - denn viele einheimische Wespen- und Hornissenarten stehen unter strengem Schutz.

„Wichtig ist es, die Asiatische Hornisse in der Natur oder im eigenen Garten zu erkennen und mögliche Funde über das Meldeportal des HLNUG zu melden“, appelliert Kreis-Naturschutzdezernent Christian Zuckermann auf der Homepage des Landkreises. „Nur so können Nester gezielt aufgespürt und fachgerecht beseitigt werden.“

Wird tatsächlich ein Nest entdeckt, koordiniert das Regierungspräsidium als zuständige Behörde die Entfernung durch geschultes Fachpersonal. Beide Behörden bieten auf ihren Internetseiten weitere Informationen und Hilfestellungen zum Erkennen und Melden der Asiatischen Hornisse an.