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Heimatblatt Langgöns
Ausgabe 44/2024
Gestaltung Innenteil Seite 2
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Langgöns: Ehrenamtliche BürgerSolarBerater unterstützen beim Weg zur eigenen Solaranlage

Bei der Vorstellung der neuen BürgerSolarBerater (v. l.): Susanne Schäffer, Jürgen Heidecke, Felix Reuhl, Jürgen Hilla und Marius Reusch.

So wie der Ausweis von Felix Reuhl sehen auch die Ausweise der anderen BürgerSolarBerater aus

Langgöns (ikr). Strom ist teuer, Jörg M. aus Lang-Göns überlegt deshalb, wie er ihn selbst erzeugen könnte. Die Sonne scheint, er steht im Garten und blickt nachdenklich auf das Dach seines Einfamilienhauses. Eine Photovoltaikanlage wäre perfekt, doch wo soll er anfangen? Welche Größe braucht er, welche Module und lohnt sich ein Batteriespeicher? Inmitten dieser Fragen hörte er von den neuen BürgerSolarBeratern der Gemeinde Langgöns. Er nimmt Kontakt auf und bald schon kommt Jürgen Heidecke, einer der ehrenamtlichen Berater, zu ihm nach Hause, um alle diese Fragen zu klären – ganz unverbindlich und kostenlos.

Seitdem Jörg M. seine Photovoltaikanlage installieren ließ, ist sein Traum von einer umweltfreundlichen und günstigen Stromversorgung Wirklichkeit geworden – mit der wertvollen Unterstützung eines BürgerSolarBeraters. Dieses in Langgöns innovative und praktische Angebot, das auf Nachbarschaftshilfe basiert und von der Gemeinde initiiert wurde, gibt es dank der drei ehrenamtlichen BürgerSolarBerater Jürgen Heidecke, Felix Reuhl und Jürgen Hilla. Sie wurden kürzlich im Langgönser Rathaus von Bürgermeister Marius Reusch und der Klimaschutzmanagerin Susanne Schäffer offiziell vorgestellt und mit Dienstausweisen ausgestattet. Ihre Aufgabe: Mit umfassendem Know-how helfen sie Bürgerinnen und Bürgern dabei, den Einstieg in die Solarenergie unkompliziert und individuell zu gestalten – eine Beratung, die für die Region zukunftsweisend ist. Die Gemeinde Langgöns hat damit einen bedeutenden Schritt in Richtung Nachhaltigkeit und Klimaschutz unternommen.

Die drei engagierten Bürger, die beruflich alle nichts mit der Thematik zu tun haben, erhielten ihre Schulung durch den Verein MetropolSolar aus Mannheim im Rahmen eines Förderprogramms der Landesenergieagentur Hessen. Der gemeinnützige Verein ist bundesweit tätig und setzt sich für die vollständige Umstellung auf erneuerbare Energien ein. Mit diesem Projekt, das vor einem Jahr startete, hat Langgöns durchaus eine Vorreiterrolle im Landkreis eingenommen. Die drei BürgerSolarBerater haben ihre Ausbildung bereits Ende 2023 abgeschlossen und seitdem schon einige Beratungen durchgeführt. Sie stammen alle aus dem Ortsteil Lang-Göns, beraten aber auch gerne in den Ortsteilen.

„Unser Ziel ist es, den Solarausbau auf Langgönser Dächern als Teil der Bürgerinitiative flächendeckend zu fördern. Die Beratung erfolgt ehrenamtlich und soll als Nachbarschaftshilfe den Bürgern den Zugang zur Solartechnologie erleichtern“, erläutert Schäffer. Die Schulung der BürgerSolarBerater sei fundiert und umfassend: „Die Arbeit des Vereins MetropolSolar und unserer Berater ist beeindruckend. Es ist schön zu sehen, wie engagiert sie sich einbringen.“

Die BürgerSolarBeratung ist kostenlos und wird ohne wirtschaftliche Interessen angeboten, was das Angebot einzigartig macht. Interessierte Bürger erhalten hier unverbindliche Beratung und praktische Tipps – individuell zugeschnitten auf die Gegebenheiten des jeweiligen Hauses. Bürgermeister Reusch hebt die Bedeutung dieser Initiative hervor: „Dieses Projekt schafft Vertrauen und bietet eine wichtige Entlastung für unsere Klimaschutzmanagerin. Zudem ist es ein inspirierendes Beispiel für bürgerschaftliches Engagement.“ Er dankte den BürgerSolarBeratern für ihre wertvolle Arbeit.

Was bewegt die neuen BürgerSolarBerater zu ihrem Engagement? Jürgen Heidecke berichtet, dass er durch die Installation einer eigenen Photovoltaikanlage auf seinem Dach ein großes Interesse an dem Thema entwickelt habe. „Im Rahmen der Schulung habe ich quasi mich selbst beraten,“ sagt er lachend und fügt hinzu: „Ich wäre sehr dankbar gewesen, wenn es damals schon diese Beratung gegeben hätte.“ Auch Felix Reuhl wurde von seinem privaten Interesse an Solarenergie motiviert. Er berichtet von seinen Erfahrungen mit den Ratsuchenden: „Anfangs sind die Leute oft misstrauisch, weil wir uns Zeit nehmen und nichts dafür verlangen. Aber sobald sie realisieren, dass das alles ehrenamtlich und unverbindlich ist, freuen sie sich richtig.“

Auch Jürgen Hilla, der kurz vor dem Ruhestand steht und ebenfalls eine PV-Anlage auf seinem Dach installiert hat, freut sich auf das Ehrenamt: „Die individuelle Beratung, angepasst an die Bedürfnisse jedes Einzelnen, ist für mich das Spannendste an dieser Arbeit.“ Denn bei der Anschaffung einer PV-Anlage hängen die passende Größe und das passende Modell von vielen Faktoren wie Dachausrichtung, Anzahl der Bewohner, Anwesenheit und Verbrauchsverhalten, künftige Änderungen in der Bewohnerzahl, anstehende Haussanierungen, möglicher Einsatz einer Wärmepumpe oder der Anschaffung eines Elektroautos ab.

Die BürgerSolarBeratung geht weit über allgemeine Hinweise hinaus. „Wir klären mit den Interessierten nicht nur, wo der Wechselrichter angebracht werden kann, sondern auch, ob ein Batteriespeicher sinnvoll wäre und welche Kapazität dieser haben sollte,“ erklären die BürgerSolarBerater. Zudem begleitet das Trio die Bürger auf Wunsch bei der Angebotseinholung und kann – bei Bedarf – vor Ort auch die baulichen Gegebenheiten analysieren. Hierfür setzt Jürgen Heidecke sogar eine eigene Drohne ein, um die Dächer optimal abzufliegen und notwendige Befestigungsmöglichkeiten zu identifizieren.

„Uns ist wichtig, dass die Beratung unabhängig bleibt – daher empfehlen wir keine spezifischen Firmen“, betonen die Berater. Der Markt für Solartechnik sei aktuell etwas volatil, so Bürgermeister Reusch: „Umso wichtiger ist es, das Bewusstsein für diese Beratung zu stärken und unser Netzwerk in Langgöns weiter auszubauen.“

Für diesen weiteren Ausbau der Solarberatung sucht die Gemeinde Langgöns noch mehr Interessenten, die sich ebenfalls als BürgerSolarBerater engagieren möchten, „ein finanzielles Budget ist noch vorhanden“, unterstreicht der Rathauschef. In der umfassenden, von der Gemeinde geförderten Schulung des Vereins MetropolSolar werden Interessierte in drei vierstündigen und einem zweistündigen Workshop auf ihren Einsatz vorbereitet. Die Schulungen sind flexibel terminiert und ermöglichen jederzeit einen Einstieg. „Egal, wie viele Beratungen jemand übernehmen kann – jeder Beitrag zählt“, erklärt Susanne Schäffer. „Dies ist eine großartige Gelegenheit für alle, die aktiv an der Energiewende teilhaben möchten.“

Langgöns hat sich als Klima-Kommune zum Ziel gesetzt, bis 2050 klimaneutral zu werden. Mit Projekten wie der BürgerSolarBeratung zeigt die Gemeinde, wie die Umsetzung der Energiewende gemeinsam mit den Menschen vor Ort gestaltet werden kann – eine Initiative mit echtem Vorbildcharakter für die Region.

Wer Interesse an einer Beratung hat oder selbst Berater werden möchte, kann sich per E-Mail unter buergersolarberatung@langgoens.de melden oder telefonisch bei Susanne Schäffer unter 06403/9020-58 anfragen.