Karl-Heinz Bödeker – der Mann mit dem Hut und im Arbeitskittel, so kennen und lieben ihn die Menschen in der Region.
Feierliche Übergabe der Ehrenurkunde im Kreise von Gratulanten und ehemaligen Mitarbeitern (v. l.): Wolfgang Wirth, Wilfried Gerlach, Carsten Müller, Karl-Heinz Bödeker, Joachim Bödeker, Wolfgang Thumerer und Jürgen Klee.
Lang-Göns (ikr). Große Ehre für einen echten Handwerksveteranen: Karl-Heinz Bödeker, Geschäftsführer des Autohauses Bödeker in Lang-Göns in zweiter Generation, wurde für sein 60-jähriges Meisterjubiläum ausgezeichnet. Carsten Müller, Obermeister der Kfz-Innung Oberhessen, überreichte ihm die Ehrenurkunde im Rahmen einer kleinen Feierstunde. „Das Jubiläum liegt zwar schon ein Jahr zurück, aber für eine solche Ehrung ist es nie zu spät“, erklärte Müller schmunzelnd. Am 29. Juni 1963 hatte Karl-Heinz Bödeker den Meisterbrief bekommen. Carsten Müller überbrachte auch die besten Glückwünsche der Kreishandwerkerschaft und der eigenen Familie, die dem Hause Bödeker seit vielen Jahren eng verbunden ist. Auch einige ehemalige Mitarbeiter waren auf Einladung von Joachim Bödeker, ebenfalls Geschäftsführer des Familienbetriebs in dritter Generation, zu diesem besonderen Anlass gekommen. Für den Seniorchef war das Ganze eine gelungene Überraschung, da er im Vorfeld nichts davon geahnt hatte.
Karl-Heinz Bödeker, Jahrgang 1941, ist mit seinen 83 Jahren immer noch im Familienunternehmen aktiv, das sein Vater Heinrich Bödeker 1950 in der Obergasse 8 in Lang-Göns gegründet hatte. Inzwischen ist er fast schon eine lebende Legende im Betrieb. Mit einem Augenzwinkern sagt der gebürtige Lang-Gönser: „Das ist inzwischen eher ein Hobby für mich, aber es macht immer noch Spaß.“ Häufig wird er gefragt, wie lange er wohl noch mit anpacken möchte. „Diese Frage höre ich oft“, lacht Bödeker, der für seine Arbeit ebenso bekannt ist wie für sein Markenzeichen, den Hut, den er seit Jahrzehnten stets trägt – natürlich nicht immer denselben, aber stets das gleiche Modell. „Zur Silberhochzeit habe ich sogar einen silbernen Hut bekommen, den meine Mitarbeiter liebevoll lackiert haben – den hege und pflege ich bis heute“, erzählt der vital wirkende Kfz-Meister, der mit seiner ansteckenden Energie und positiven Ausstrahlung deutlich jünger erscheint als seine 83 Jahre vermuten lassen.
Seit 1956 – damals war er gerade einmal 14 Jahre jung – ist Karl-Heinz Bödeker im Handwerk fest verwurzelt. Er begann seine Lehre „im Hinterhof bei meinem Vater in der Obergasse“. Noch im selben Jahr wurde der erste Schritt zur Vergrößerung des Betriebs unternommen: Der Bau einer Werkstatt und Tankstelle im Schmittgraben 32, dem heutigen Firmensitz, begann. Seit 1961 ist das Autohaus offizielle Volkswagen-Vertretung. Mit weiteren Ausbauschritten vergrößerte sich das Unternehmen kontinuierlich: Ab 1965 entstand auf angrenzenden Grundstücken eine neue Reparaturwerkstatt mit Ersatzteile-Lager, Büroräumen und einem kleinen Ausstellungsraum, der bis 1967 in mehreren Etappen fertiggestellt wurde. Über die Jahre entwickelte sich der Familienbetrieb zum Händler für Audi und Skoda und bietet heute als Bosch Car Service Reparaturen für alle Automarken an. 1999 wurde auf den zwischenzeitlich erworbenen Grundstücken hinter dem Firmensitz eine moderne Ausstellungshalle eröffnet. Aktuell beschäftigt das Autohaus 20 Mitarbeiter und feiert im kommenden Jahr sein 75-jähriges Jubiläum.
„Früher war alles ein bisschen lockerer“, sagt Karl-Heinz Bödeker beim Blick auf sein Handwerk damals und heute. „Ein Wort galt noch etwas – heute muss alles schriftlich festgehalten werden, und der bürokratische Aufwand ist höher.“ Was ist ihm in all' den vielen Jahren denn besonders in Erinnerung geblieben? Da denkt er gerne an die Arbeit an den Rallye-Fahrzeugen von Wilfried Gass zurück, die er warten und umbauen durfte. „Diese Zeit ist zwar schon Jahrzehnte her, aber die Autos waren immer ein Highlight – vor allem sein Porsche, den Gass als Wettbewerbswagen fuhr.“
Nachdem ihm die Ehrenurkunde überreicht wurde, nahm sich Bödeker viel Zeit, um mit seinen ehemaligen Weggefährten alte Erinnerungen auszutauschen. Auch sie hatten es sich nicht nehmen lassen, Geschenke mitzubringen. Mit einem Augenzwinkern bedankten sie sich bei ihrem früheren Chef: „Danke, dass du uns auch ein bisschen Unsinn beigebracht hast“, frotzelten sie und gratulierten herzlich.