Blumen für die Gastrednerin Ina Lotz überreichen Marius Reusch (r.) und Martin Hanika
Martin Weil beeindruckt mit seiner wohltönenden Stimme, Werner Jung begleitet ihn am Klavier
Anita Vidovic und Frank Mignon
Langgöns (ikr). Volles Haus, beste Stimmung und inspirierende Momente: Der Neujahrsempfang 2025 der Gemeinde Langgöns lockte mit rund 160 Gästen deutlich mehr Besucher ins Bürgerhaus, als erwartet. Der kleine Saal platzte aus allen Nähten – zusätzliche Stühle mussten her. Bürgermeister Marius Reusch begrüßte herzlich die bunte Gästeschar, darunter Vertreter von Politik, Vereinen, Kirchen, Sozialverbänden und Banken. „Ich wünsche Ihnen einen Abend voller guter Gespräche bei Wein und Musik – und ein optimistisches Jahr 2025“, eröffnete er die Veranstaltung.
Neben der Verleihung der Ehrenamtspreise (Bericht folgt) sorgte vor allem Gastrednerin Ina Lotz für Gänsehautmomente. Mit bewegenden Einblicken schilderte die ehemalige Langgönserin ihren Einsatz beim Ahrtal-Hochwasser im Sommer 2021 und den Wiederaufbau, an dem sie tatkräftig mitwirkte. „Dieses Ereignis hat mein Leben komplett auf den Kopf gestellt“, sagte sie. Schon am zweiten Tag wurde sie als Helferin aktiv und startete in Langgöns eine große Spendenaktion. „Bereits am nächsten Morgen fuhr ich mit dem ersten 40-Tonner Lkw ins Katastrophengebiet.“ Sie blieb vor Ort, koordinierte und organisierte. „Mir war klar, dass der Wiederaufbau Jahre dauern wird.“ Über 350 40-Tonner Lkw voller Hilfsgüter wurden allein in der Anfangszeit unter ihrer Regie aus dem Raum Gießen ins Ahrtal geschickt. „Die ganze Entwicklung war gigantisch“, sagt Lotz, wobei ihr Dank allen Beteiligten gilt. Ganz großen Respekt zollt sie den Jugendlichen im Tal, die viele „Ideen und Konzepte entwickelt und tatkräftig mit angepackt haben. Diese jungen Menschen sind unsere Zukunft, da brauchen wir uns keine Sorgen machen“. Aus ihrem ehrenamtlichen Engagement wurde dann 2022 eine berufliche Tätigkeit direkt vor Ort. Ina Lotz arbeitet heute beim Helfer-Stab Rheinland-Pfalz und lebt im Ahrtal. „Es war von Anfang an eine Herzensmission für mich und kein Job“, betont sie. Besonders die unzähligen emotionalen Geschichten und Schicksale der Menschen blieben ihr in Erinnerung. Der Wiederaufbau gehe voran, die Infrastruktur stehe zum größten Teil wieder. Sinnbild der großen und solidarischen Gemeinschaft ist für sie bis heute die Eimerkette, bei der Menschen jeglicher Herkunft und gesellschaftlichen Status zusammengearbeitet hätten. In Erinnerung bleibt ihr auch die Machtlosigkeit der Menschen gegenüber der Gewalt der Natur und die Spendenaktion in Langgöns als Ausdruck von Menschlichkeit, Empathie und Solidarität. Ina Lotz appellierte abschließend an die Besucher: „Fahren Sie ins Ahrtal, es gibt wieder viele Hotels und gutes Essen und Trinken, die Menschen freuen sich auf die Touristen.“ Fotos aus dem Katastrophengebiet untermalten eindrucksvoll ihre Erzählungen von Solidarität, Mitgefühl und unglaublichem Engagement.
Die aus Niederkleen stammende Bronzemedaillengewinnerin der Olympischen Spiele, Lisa Mayer, musste kurzfristig absagen – ein Wettkampf stand an. Doch Frank Mignon vom Duo „City Rhythm“ füllte jede Lücke mit Humor und musikalischem Charme. Mit einem selbst geschriebenen Lied über Langgöns, das er augenzwinkernd als dichterische Herausforderung bezeichnete, weil sich so gar nichts auf „Langgöns“ reime, erntete er riesigen Applaus. Auch sein lockeres Geplänkel mit Parlamentspräsident Martin Hanika kam an: Hanika setzte noch einen drauf und erklärte, dass sich „Long-Gies“ im Dialekt hervorragend auf „Kloa-Paris“ reime – eine humorvolle Hommage an den Spitznamen des Ortsteils Lang-Göns.
Neben „City Rhythm“ begeisterte Tenor Martin Weil, begleitet von Werner Jung am Klavier. Mit Klassikern wie „You Raise Me Up“ und „Schütt die Sorgen in ein Gläschen Wein“ brachten die beiden Lang-Gönser „Eigengewächse“ die Zuhörer zum Schwärmen. Auch Sängerin Anita Vidovic, de weibliche Part von „City Rhythm“ bezauberte mit charmanter Performance – und einem Hauch Glamour.
Zum Schluss richtete Parlamentspräsident Hanika noch eindringliche Worte an die Gäste: Er griff das Bild der „Eimerkette“ auf und fragte, was identitätsstiftend sei. „Die Gemeinschaft, die Sozialisierung in der Gruppe, in der Mannschaft, im Verein, in der Kirche, ist ein solcher Wert.“ Er sei tatsächlich und real: „Und das wird so bleiben.“ Er lobte, dass es in vielen Dingen in den gemeindlichen Gremien „breiten Konsens“ gebe, den „gemeinsamen Willen, einen guten Weg, eine gute Lösung zu finden.“ Und das hänge auch damit zusammen, dass man miteinander reden könne. Hanika betonte:„Unsere Demokratie lebt von aktiver Beteiligung, von Gemeinschaft und Gesprächen. Das sind Werte, die uns verbinden – und die wir bewahren müssen. Dafür tragen wir alle eine Verantwortung.“
Nach dem offiziellen Teil ging es im Foyer bei Schnittchen, Getränken und Live-Musik von „City Rhythm“ weiter. Der Abend bot reichlich Gelegenheit für lebhafte Gespräche – und Langgöns startete mit einem echten Gemeinschaftsgefühl ins neue Jahr.