v.l. Jürgen Heidecke, Larissa Winter, Peter Tannert
Ein Gespräch mit der Langgönser Klimaschutzmanagerin Larissa Winter und den BürgerSolarBeratern Jürgen Heidecke und Peter Tannert
Langgöns (imr/iri/ikr). Seit 2024 gibt es in der Gemeinde Langgöns eine ehrenamtliche BürgerSolarBeratung. Sie soll Bürgerinnen und Bürger beim Einstieg in die Photovoltaik unterstützen – neutral, kostenfrei und auf Augenhöhe. Über die Bedeutung des Angebots und die aktuellen Entwicklungen sprachen wir mit der neuen Klimaschutzmanagerin der Gemeinde, Larissa Winter, sowie den BürgerSolarBeratern Jürgen Heidecke und Peter Tannert.
Warum möchten Sie das Thema Photovoltaik und die BürgerSolarBeratung derzeit besonders hervorheben?
Tannert: Die Energiewende ist allgegenwärtig – Photovoltaik, Freiflächenanlagen und Windkraft stehen stark im Fokus. Oft wird aber vergessen, welch großes Potenzial private PV-Anlagen haben. Durch veränderte Vergütungsmodelle lohnt sich der Eigenverbrauch heute besonders, etwa für E-Mobilität oder Wärmepumpen.
Heidecke: Wir haben gemerkt, dass das Interesse zuletzt etwas nachgelassen hat – im Gegensatz zu den Jahren mit stark steigenden Energiepreisen. Seit Anfang 2024 hatten wir 32 Anfragen und haben 28 Beratungen durchgeführt. Aktuell sind wir sieben ehrenamtliche Berater. Dieses Angebot möchten wir wieder stärker bekannt machen.
Was macht die BürgerSolarBeratung in Langgöns besonders?
Heidecke: Wir sind Menschen aus der Gemeinde – das schafft Nähe und Vertrauen. Viele kennen uns bereits persönlich oder aus dem Vereinsleben.
Winter: Wichtig ist: Hinter dem Angebot stehen keinerlei wirtschaftliche Interessen. Die Beratung ist vollständig neutral. Diese Unabhängigkeit schätzen viele Bürgerinnen und Bürger.
Welche Fragen und Unsicherheiten begegnen Ihnen in den Beratungen besonders häufig?
Heidecke: Viele möchten wissen, ob sich eine Anlage für sie überhaupt lohnt. Das Grundwissen steigt zwar, aber Themen wie Netzkapazitäten oder Förderungen verunsichern weiterhin. Grundsätzlich raten wir: Die Anlage sollte auf den eigenen Verbrauch ausgelegt sein.
Winter: Die Voraussetzungen sind aktuell günstig. Batteriespeicher sind deutlich preiswerter geworden und seit 2023 entfällt die Mehrwertsteuer beim Kauf von PV-Anlagen – das entspricht einer Förderung von 19 Prozent.
Tannert: Je nach Größe und Nutzung liegt die Rentabilität der Anlagen meist zwischen sieben und zwölf Jahren.
Immer wieder äußern Bürgerinnen und Bürger die Sorge, es könnten wirtschaftliche Interessen im Spiel sein. Wie begegnen Sie diesem Misstrauen?
Heidecke: Das kommt tatsächlich vor. Wir reagieren mit Transparenz, viel Aufklärung und einem empathischen Auftreten. Viele kennen uns, das senkt die Hemmschwelle.
Winter: Zudem steht die Gemeinde klar hinter dem Angebot – auch das schafft Vertrauen. Derzeit zeigen sich einige Bürgerinnen und Bürger in Langgöns zurückhaltend, wenn es um Investitionen in Erneuerbare Energien im eigenen Zuhause geht. Grund dafür ist nicht selten die aktuell ausgeschriebene kommunale Wärmeplanung. Diese ist ein wichtiges Instrument, um die zukünftige Wärmeversorgung der Gemeinde strategisch auszurichten. Trotzdem sollte man realistisch bleiben: Die Wärmeplanung ist ein wichtiger strategischer Baustein für die zukünftige Energieversorgung in der Gemeinde, ersetzt jedoch nicht die individuelle Entscheidung für Maßnahmen wie eine Photovoltaikanlage. Eine PV-Anlage lohnt sich unabhängig davon – sie senkt Energiekosten, erhöht die eigene Unabhängigkeit und schafft Flexibilität für spätere Entscheidungen rund um Heizung und Energieversorgung.
Frau Winter, Sie sind seit Oktober Klimaschutzmanagerin der Gemeinde. Welche Schwerpunkte setzen Sie im Bereich Energiewende?
Winter: Ein zentrales Anliegen ist der Ausbau der Photovoltaik auf kommunalen Gebäuden – hier wollen wir weiterhin als Vorbild vorangehen. Die Freiflächenanlage am Ochsenmahr befindet sich im Bauleitplanungsverfahren, weitere solcher Projekte sind wünschenswert. Auch das Thema Agri-PV ist spannend, da es die Doppelnutzung aus landwirtschaftlicher Nutzung und Stromproduktion ermöglicht. Darüber hinaus würden Windkraftanlagen unsere regionale Stromerzeugung enorm voranbringen. Neben der nachhaltigen Erzeugung von Energie spielen auch die effiziente Nutzung und Einsparung von Energie eine entscheidende Rolle. Um den Herausforderungen des Klimawandels darüber hinaus umfassend zu begegnen, entsteht aktuell gemeinsam mit dem Landkreis ein Klimaanpassungskonzept.
Sie suchen auch weitere ehrenamtliche BürgerSolarBerater. An wen richtet sich der Aufruf?
Heidecke: Erfahrungen mit eigenen PV-Anlagen sind hilfreich, aber keine Voraussetzung. Wer Interesse hat, ist willkommen.
Tannert: Eine spezielle Vorbildung braucht niemand. Nützlich sind Grundkenntnisse im Umgang mit PC und Excel. Kostenlose Schulungen werden durch den Verein MetropolSolar, der das Projekt begleitet, selbstverständlich angeboten.
Wie wichtig ist das ehrenamtliche Engagement für den Klimaschutz in Langgöns?
Winter: Ohne Ehrenamt geht es schlicht nicht. Die BürgerSolarBeratung leistet einen enorm wichtigen Beitrag, um den Gedanken der Klimaneutralität in die Bevölkerung zu tragen. Eine eigene PV-Anlage bedeutet Unabhängigkeit, Schutz vor Preissteigerungen, eine Wertsteigerung des Hauses und sie ist zudem sehr wartungsarm.
Eines ist klar: Klimaschutz gelingt nur gemeinsam mit engagierten Bürgern.
Wer eine Beratung wünscht oder selbst Beraterin bzw. Berater werden möchte, kann sich melden unter:
E-Mail: langgoens@buergersolarberatung.de
Internet: www.buergersolarberatung.de/langgoens
Telefon: 06403 / 9020-58 (Larissa Winter)
Zur Person: Larissa Winter
Die 25-jährige Kirch-Gönserin folgt auf Susanne Schäffer, die ab 2019 das Klimaschutzmanagement in Langgöns aufgebaut hat. Winter studierte Geographie an der Universität Gießen (B. Sc.) und arbeitete an der Professur für Raumplanung und Stadtgeographie in einem Projekt des Hessischen Landesamts für Naturschutz, Umwelt und Geologie zur Klimaanpassung mit. Seit dem 1. Oktober ist sie in Vollzeit für die Gemeinde Langgöns tätig.