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Heimatblatt Langgöns
Ausgabe 7/2024
Heimatblatt
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Übergabe historischer Karten an den Heimat- und Geschichtsverein Niederkleen sowie Übergabe Unterlagen zu Flurbereinigungsverfahren an Bürgermeister Reusch

Bei der Übergabe der historischen Karten (v. l.) und der Flurbereinigungsunterlagen: Hans-Joachim Röhrig, Doris Müller-Heinz, Klaus Textor und Marius Reusch.

Langgöns (ikr). Über zwei neue historische Karten freuten sich Doris Müller-Heinz, Leiterin des Heimatmuseums in Niederkleen, und Hans-Joachim Röhrig, 1. Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsvereins (HGV) Niederkleen. Klaus Textor überreichte die beiden alten Dokumente am Rande des Neujahrsempfangs der Gemeinde Langgöns. Der Niederkleener beschäftigt sich seit vielen Jahren mit allem rund um das Thema Flurbereinigung.

Er berichtete: „Die kleinere Karte mit Rahmen habe ich von meinem Großvater im Originaldruck übernommen. Sie zeigt die Gemarkung Niederkleen in der Flächeneinteilung nach dem Flurbereinigungsverfahren der

Jahre 1919-1920.“ Diese Einteilung habe bis zum erneuten Flurbereinigungsverfahren WF 380, welches 1966 von der zuständigen

Landesbehörde angeordnet wurde, Bestand gehabt. „Dieses Verfahren wurde im Juli 1978 abgeschlossen und hat auch heute noch Rechtsgültigkeit“, sagte er.

Die andere Karte liegt im Original im Hauptstaatsarchiv Wiesbaden. „Die Fotokopie dieser historischen Karte zeigt ein Kartenwerk, das ein Palimpsest ist“, erläuterte Textor. Als Palimpsest wird ein Schriftstück, in dem Fall eine Karte, bezeichnet, von der die ursprüngliche Beschriftung zum Beispiel durch Abschaben entfernt wurde, um Platz für einen neuen Text oder Ähnliches zu schaffen. „Die Karte ist leider nicht datiert. Man sieht in der kräftigeren Signierung die Grundstückseinteilung der Gemarkung Niederkleen, so wie diese auch auf der kleinen Karte dargestellt wird“, erklärte der Niederkleener. Bei näherer Betrachtung erkenne man allerdings im Hintergrund eine weitere Signierung mit sehr kleinen Grundstücksgrößen, so wie sie in der Realteilung entstanden sind. „Somit dürfte die Karte aus Mitte bis Ende des 19. Jahrhunderts stammen. Sie ist also geschätzte 150 Jahre alt.“

Der Geschichtsverein hat eine weitere historische Karte, die auf das Jahr 1707 datiert. „Somit ist die Entwicklung, sind die Fußabdrücke des Dinosauriers ‚Flurbereinigung‘ bald über 300 Jahre dokumentiert“, betonte Textor. Die Bedeutung der Karten beschreibt er so: „Diese Fußabdrücke zeigen die Entwicklung der Landwirtschaft und sollten uns daran erinnern, wo wir herkommen, wo unsere Kultur herkommt.“ Denn nicht umsonst heiße es im englischen Agriculture, also Agrarkultur. Landwirtschafthabe eher nichts mit Ökonomie zu tun, vielmehr sei „das Land bewirten“ ein besseres Synonym, findet der Niederkleener, der als Tierarzt und Landwirt gearbeitet hat. Er appelliert: „Als gute Verwalter und Haushälter sollen wir dieses Land, den Boden bewirten, zu unserem Nutzen.“ Was das Land, was die Menschen vom Land, also dem Boden, erwarteten und was dieser Boden von den Menschen erwarte, werde dabei oft weit in den Hintergrund gerückt. Denn wie schon seit langem, so würden auch heute wirtschaftliche Interessen im Vordergrund stehen. „Die wahren Kosten dieses Verhaltens werden in die Zukunft getragen“, warnte er.

Doris Müller Heinz und Hans-Joachim Röhrig bedanken sich für die besondere Spende und versprachen, einen schönen Platz im Museum für die beiden Karten zu finden. Falls dann noch Platz für eine weitere Karte als Kopie des Originals aus der Flurbereinigung der siebziger Jahre sein sollte, würde Klaus Textor ein solches Exemplar ebenfalls noch übergeben.

Der Langgönser Bürgermeister Marius Reusch erhielt von Klaus Textor umfangreiche Unterlagen zu Flurbereinigungsverfahren in der Großgemeinde Langgöns aus den 60/70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Hier dankte Textor seinen Unterstützern von der „Gruppe Steinbruch“ und der Familie Gatzert, die gemeinsam mit ihm 2019 und 2024 im Hessischen Staatsarchiv „die angestaubten Akten und Karten gesichtet haben“.

Wer sich die Karten im Detail anschauen möchte, kann dies unter folgendem Link tun: https://www.kleebachtal.de/flurbereinigung/kartenmaterial/