Eine Woche voller Entdeckungen, Naturerlebnisse und inspirierender Begegnungen: Die Bildungsurlaubswoche des DGB Bildungswerk e. V. (DGB = Deutscher Gewerkschaftsbund) führte eine 15-köpfige Gruppe in die faszinierende Region Vogelsberg. Unter dem Motto „Der Vogelsberg – eine Region im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und wirtschaftlicher Entwicklung“ lernten die Besucher die vielfältigen Facetten dieser einzigartigen Landschaft kennen.
Der Fokus lag nicht nur auf der Theorie, sondern vor allem auf praktischen Einblicken in die nachhaltige Entwicklung des ländlichen Raums. Die DGB-Teamerinnen Annette Windus und Elke Rühle begaben die sich mit ihrer Gruppe, die im Kolping-Feriendorf untergebracht war, auf eine vielschichtige Entdeckungsreise durch den Vogelsberg. Gemeinsam erfuhr man in der Woche jeweils vor Ort viel über die Geologie des Vogelsberges, unter anderem im Vulkaneum in Schotten, lernte anschaulich die Folgen des Klimawandels in Vogelsberger Wäldern kennen und informierte sich über das Thema Wasser und die Natur sowie die Rolle der Windkraft. Mit Geoführer Andreas Rüb entdeckten sie das Schwarzbachtal mit seinen Uhuklippen und dem Teufelstisch. Nachdem der Hoherodskopf erkundet und die Aussicht genossen wurde, nahm Revierförster Axel Rockel die Gruppe mit zum Bilstein-Geotop. Wasserexperte Dr. Hans-Otto Wack verdeutlichte unter anderem die Auswirkungen übermäßiger Grundwasserentnahme im Vogelsberg. Dittmar Oefner, Vogel- und Naturschutzverein Herbstein, gewährte der Gruppe profunde Einblicke in die herrliche Natur der Herbsteiner Koppelhuth – ein Ort der Wasserspeicherung und der Artenvielfalt in Zeiten des Klimawandels. Über „Windenergienutzung im Spannungsfeld zwischen Arten- und Klimaschutz“ referierte Ingo Deitermann, technischer Betriebsführer bei der HessenEnergie Wiesbaden. In der Praxis lernten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer anschließend bei Windparkführer Erwin Momberger die Windanlagen „Auf der Platte“ in Helpershain näher kennen. Ein besonderes Highlight war die Besichtigung einer Anlage von innen, bei der die Teilnehmer, wenn auch „nur“ den ebenerdigen Bereich, die Technik der Windanlage hautnah erleben konnten.
Den Abschluss und zugleich Höhepunkt bildete traditionsgemäß am letzten Tag die Wanderung mit Hubert Straub auf der Kesselgehännesje-Tour und die Einkehr im Scheiche-Haus. Während der Wanderung und bei einer Pause an den Schalksbachteichen berichtete der Tourismus-Experte von den Chancen und Herausforderungen des Tourismus im Vogelsberg. Für ihn ist es essenziell, den Besuchern die Natur, Geschichte und Kulinarik der Region näherzubringen – und das in einer authentischen, persönlichen Atmosphäre. Die Gruppe lauschte gespannt, denn er wusste auch viel über Leben, Wohnen und Arbeiten auf dem Land zu erzählen.
„Wenn ich in einer angenehmen Umgebung mit netten Menschen Informationen erhalte, ist das nachhaltiger als in einem Seminarraum“, betonte Straub. Auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer waren begeistert von diesem Ansatz, Wissen in der Natur zu erleben. Der ehemalige Leiter des Kolping-Feriendorfs und umtriebige „Herbergsvater“ im Hopfmannsfelder Scheiche-Haus – einem historischen Einhaus, dessen Scheune er gemeinsam mit seiner Frau Uta liebevoll zu einer vielfältigen Ferienwohnung ausgebaut hat – leitet unter anderem auch Wandertouren durch die idyllische Lautertaler Landschaft. Den Straubs ist zudem die Entwicklung eines nachhaltigen und lebendigen Tourismus, der die Besucher mitnimmt in die Natur, die Geschichte und auch in die Kulinarik des Vogelsbergs, eine wahre Herzensangelegenheit.
Der Ausklang bei Kartoffelbratwurst, Salaten und Gemüse samt Blick über den Hopfmannsfelder "Südhang", an dem auch Hubert Straubs Vogelsberger Weinreben wachsen, bildete daher einen mehr als gelungenen Abschluss einer Woche, die den Besuchern die hohe Vogelsbergregion in all ihren Facetten näherbrachte. Überraschend gesellte sich Lautertals Bürgermeister Lukas Becker (SPD) zu der Gruppe. Beim gemeinsamen Mittagessen kam man schnell miteinander ins Gespräch und in regen Austausch. Deutschlands jüngster Bürgermeister, sympathisch, nahbar und aufgeschlossen, begeisterte die Teilnehmer mit seiner Bodenständigkeit und seinem Weitblick.
„Der Funke springt über, wenn Einheimische mit Herzblut und Begeisterung ihre Region zeigen“, sagt DGB-Teamerin und Neu-Vogelsbergerin Annette Windus. Vor sieben Jahren hat sie diesen Bildungsurlaub ins Leben gerufen und ist seitdem so begeistert von Land und Leuten, dass sie ihren Lebensmittelpunkt inzwischen in den Vogelsberg verlegt hat. Kollegin Elke Rühle, einst Teilnehmerin am Bildungsurlaub und nun selbst DGB-Teamerin, hat den Vogelsberg ebenfalls ins Herz geschlossen.
Die Woche im Vogelsberg hat gezeigt, wie viel Potenzial in der Region steckt – und wie wichtig es ist, Natur, Kultur und nachhaltige Entwicklung miteinander zu verbinden. Der Funke ist übergesprungen – und die Begeisterung für den Vogelsberg war bei allen Teilnehmern deutlich spürbar.
Text und Bild: Annette Windus