Über 100 Einwohner waren der Einladung vom Vorsitzenden der Lautertaler Gemeindevertretung, Hans-Jürgen Herbst, zur Bürgerversammlung gefolgt, und fanden sich dazu im Dorfgemeinschaftshaus in Hörgenau ein. Hohe Besucherzahlen bei solchen Veranstaltungen sind in der Regel ein Indikator dafür, dass den Bürgerinnen und Bürgern „etwas unter den Nägeln brennt“; aber nicht an diesem Abend, denn niemand nutzte zum Ende der Bürgerversammlung die Möglichkeit, an Bürgermeister Lukas Becker, noch allgemeine Fragen zu stellen.
Folgende Themen standen auf der Tagesordnung: Grundsteuer, Wassergebühren, Energie Lautertal GmbH, Fotovoltaik-Anlagen auf Dorfgemeinschaftshäusern, Windkraft, Kindergarten, Ortsdurchfahrt Hopfmannsfeld und „Mein Ort-App“.
Vom Verein „Sonneninitiative“ aus Marburg erläuterte Volker Klös das angedachte Projekt, auf fünf Dorfgemeinschaftshäusern Solaranlagen zu installieren und den Bürgern eine Beteiligung zu ermöglichen. Sprich, durch den Kauf einer gewissen Anzahl von Fotovoltaik-Platten, Teilbesitzer der Anlage zu werden. Von Bürgerseite wurde sich für die Fixkosten interessiert, die auf die Besitzer zukommen, wobei Klös einen Betrag von 15 Euro pro Kwp nannte. Ein anderer wollte wissen, ob man sich die Platten selbst aussuchen kann; natürlich nicht, so die Antwort und auch die möglichen Kosten bei einer Entsorgung entstehen würden, war eine Frage wert. Ein anderer Besucher bot dem Firmenvertreter eine Fläche von 500 Quadratmetern für Fotovoltaik an. Mit der Aussage „Strom wird immer einen Wert haben“, warb Volker Klös um die Gunst der Bürger.
Lukas Becker erläuterte, wie sich die neue Grundsteuer zusammensetzt und meinte: „wir können von einer Einkommensneutralität sprechen“. Dabei aber deutlich machte, dass es bei den beiden Steuerarten Verschiebungen gibt.
Seit 18 Jahren sind die Wassergebühren in Lautertal unverändert. Die Unterdeckung lag in 2024 bei 164.000 Euro. Trotz einer Erhöhung um einen Euro auf 2,8 Euro pro Kubikmeter bei einer verkauften Wassermenge von 90.000 Kubikmetern verbleibt noch ein Defizit von 40.000 Euro. Für einen Vierpersonenhaushalt mit 40 Kubikmetern Verbrauch ergebe sich eine monatlich höhere Belastung von 13,33 Euro, erläuterte Lukas Becker.
Ein Einwohner wollte wissen, wie hoch der Aufwand im Trinkwasserbereich insgesamt sei; 217.000 Euro in 2024 und 244.000 Euro in 2025; abzüglich der Kosten der internen Verrechnung.
Sehr aufmerksam verfolgten die Bürger die Ausführungen zum Sachstand in Windkraft, wobei 9-13 mögliche neue Anlagen genannt wurden und sich mögliche Einnahmequellen für die aus der EE-Vergütung, Pachteinnahmen und Gewerbesteuer ergeben könnten, da ein Großteil der neuen Anlagen auf Gemeindegrundstücken errichtet werden könnten. Drei Interessenten hätten ihre Projekte präsentiert und das Gemeindeparlament werden sich demnächst für einen Projektierer entscheiden.
Kritik gab es von einem Bürger, nach dessen Wahrnehmung die vorhandenen Windkraftanlagen oftmals „stehen“ würden. Dieser hinterfragte auch die Wirtschaftlichkeit solcher Anlagen. Die Chance, Einnahmen zu erzielen, sollte man durch die Gemeinde wahrnehmen, wurde gefordert.
Als „größtes Projekt der nächsten zehn Jahre“ bezeichnete Lukas Becker den Bereich Kindergarten, wo eine Erweiterung unbedingt notwendig ist. Fragestellung sei dabei, ob man am bisherigen Standort festhalte oder in der Nähe der Grundschule einen Neubau errichte und dabei mögliche Synergien nutzen könne. Er bezifferte die geschätzten Kosten am bisherigen Standort auf 4,1 Millionen und bei einem Neubau auf 6,5 Millionen. Der Zuschussbedarf zum Kindergartenbetrieb durch die evangelische Kirche lag in 2023 bei 622.000 Euro, in 2025 bei 677.000 Euro und für 2025 sei ein Zuschuss von 792.000 Euro geplant. Becker nannte eine höhere Förderung bei einem kirchlichen Träger, was einen finanziellen Vorteil darstelle.
Ein Besucher vertrat die Ansicht, dass die aktuellen Reformen in der evangelischen Kirche, zu einer Veränderung der aktuellen Situation führen könnten und man dies nicht außer Acht lassen solle.
Im März/April 2025 soll mit dem Ausbau der Ortsdurchfahrt von Hopfmannsfeld begonnen werden. Die Ausschreibung der Gesamtmaßnahme ergab Kosten in Höhe von 2.258.000 Euro. 701.000 Euro wird der Vogelsbergkreis für den Straßenbau übernehmen. Der Rest bleibt bei der Gemeinde für Gehwegebau und Sanierung beziehungsweise Erneuerung von Kanal- und Wasserleitung. Am 26. Februar soll im Rahmen einer Anliegerversammlung die Maßnahme vorgestellt werden.
Letzter Punkt war die „Werbeaktion“ für die Dorf-App, die, so Bürgermeister Lukas Becker auch die Möglichkeit biete, Informationen schnell an die Bürger zu geben. Aber auch Vereine hätten die Möglichkeit, sich darzustellen und über ihre Aktivitäten zu informieren.
Am Ende verwies das Gemeindeoberhaupt darauf, dass er gerne an den Generalversammlungen und Veranstaltungen der Vereine teilnehmen wolle. Er bat darum, ihm eine Einladung zukommen zu lassen und er versuchen wolle, an den Veranstaltungen teilzunehmen; bei Terminkollisionen werde zumindest dann ein Vertreter der Gemeinde anwesend sein.
Text und Bild: Erich Stock