Der Arbeitskreis Landsynagoge Roth lädt herzlich am 4. August 2022 um 20:00 Uhr in die Landsynagoge zu der Lesung von Kathrin Thiemann ein.
Als die Autorin 2019 mit ihrer Cousine das ehemalige Konzentrationslager Buchenwald besucht, findet sie dort einen Stein mit der Aufschrift „Block 34“. Mehr ist nicht geblieben von der Baracke, in der ihr Großvater interniert war. Als Pfarrer hatte er sich mit persönlichen Worten und Taten der nationalsozialistischen Diktatur widersetzt und war dafür mit Zuchthaus und Lagerhaft mit unbestimmter Dauer bestraft worden. Erst ein erfolgreiches Gnadengesuch, gestellt von seiner Ehefrau und engen Freunden, konnte ihn retten. Er kam heim zu seiner Familie.
Für Kathrin Thiemann stellte sich die Frage: „Wie ist es eigentlich meiner Oma ergangen?“ Allein zurückgeblieben mit sieben Kindern, das achte unterwegs. Dazu die Ungewissheit: Kommt mein Mann wieder? Wovon und wie sollen wir ohne ihn leben?
Das Buch spürt zunächst Helenes Jugend und Studium in den 1920er Jahren nach, als sie ein relativ selbstständiges Leben führt, sodann den Veränderungen, die der Eintritt in ein Leben als Pfarrersfrau mit sich bringt.
Anschließend fokussiert Thiemann die Zeit des Nationalsozialismus, in der ihr Mann als streitbarer und engagierte Pfarrer und Pädagoge sich immer wieder kritisch äußert und ihm ein demonstrativer Akt zum Verhängnis wird.
Helene steht währenddessen schwere Zeiten durch: die Schwangerschaft mit dem achten Kind, Hunger und Not, Lebensgefahr in den Bombennächten, Denunziationen und Kriegseinsätze ihrer älteren Kinder bestimmen den Alltag.
Der Roman erzählt eine Frauengeschichte in finsteren Zeiten, bei es der Autorin gelingt, das Porträt einer Frau zu zeichnen, die heutigen Frauen vielleicht fern ist in ihrer Demut und Ergebenheit. Gleichzeitig folgt man ihrem inneren Ringen um diese Rolle, erlebt ihre Stärke im Existenzkampf und ist berührt von ihrem beharrlichen Ringen um kleine Freiräume.
Über die Autorin
Kathrin Thiemann, geboren 1960 in Siegen und seit 40 Jahren Marburgerin, lernte während eines Bildungsurlaubes 2016 das Schreiben kennen. Seitdem lüftet sie regelmäßig ihre Gedankengänge, in erster Linie mit Kurz- und Minutengeschichten. Neben dem Brotberuf als Physiotherapeutin auf einer Palliativstation ist sie freiberuflich und leidenschaftlich als Clown-Prinzessin unterwegs.
Der Eintritt ist frei.