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Nüsttal Nachrichten
Ausgabe 16/2025
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Dem Frühling auf der Spur

Oder

Wir sind dann mal weg

Nach Fasching begannen die Kinder und Erzieherinnen des Biosphären-kindergartens „Naturhüpfer“ ihre „natürliche Auszeit“ im Wald. Fünf Wochen lang starteten wir direkt am Wald um 7.30 Uhr unseren Kindergartentag und beendeten diesen dann um 13.30 Uhr. Jeder Tag begann auf seine Art ganz einzigartig: manchmal im Nebel, manchmal bei Regen oder Frost und auch bei wunderschönen Sonnenaufgängen. Und alles mitten in der Nüsttaler Natur. Ganz anders als unsere bisherige Lebenswelt, mal weg von Bequemlichkeiten, festen Strukturen, raus aus der Komfortzone und Frei-Raum und Zeit zum Sein. Sein bedeutete für jeden auf seine eigene Art und Weise, seine Bedürfnisse, Interessen und Stärken entsprechend auszuleben. Oftmals in Bewegung, auch im Ruhen, im Ausprobieren von baulichen Möglichkeiten mit Natur-materialien, in neuen Kontakten, viel in Kommunikation und Planen bzw. Umsetzungen von Ideen. Aber auch Langeweile spüren und lernen damit umzugehen war eine Erfahrung und durchaus herausfordernd für das ein oder andere Kind.

Wir konnten die Kraft der Natur im „Aufplatzen“ der Baumknospen beobachten, sowie natürliche Wetteranzeiger in Form von verschlossenen Zapfen oder Gänseblümchenköpfchen. Und dann waren da ja auch noch geheimnisvolle Geschehnisse an unseren Feuerplatz. Jeden Morgen waren die Essensreste verschwunden, die Kohle und sogar auch Steine weggeräumt bzw. verschoben. Wer war das nur? Als Dankeschön für das leckere Abendessen wurde Kot auf einem Stein hinterlassen. Und damit hatte sich unser Aufräumer selbst verraten. Nach der Analyse der Losung musste es sich um einen Waschbären handeln, der sich des nachts auf unserer Wiese herumtrieb.

Das wärmende Feuer am frühen Morgen war für die kleinen Blaumeisen auch neu, die gerade damit beschäftigt waren, in einem Nistkasten am Apfelbaum einzuziehen. Von den Kindern wurden außerdem Regenwürmer, Asseln, Eidechsen und Tausendfüßler gefunden und erkundet. Hier zeigten sich bereits auch schon die ersten Tierschützer unter den Naturhüpfern, die sofort den Regenwurm vor möglichen Fressfeinden retten wollten.

Eine stärkere Verbindung, mehr Sensibilität und Bewusstsein für die Umwelt (Natur, menschliche Gemeinschaften, Wandel) können durch Beständigkeit, Zeit und Wiederholung erlernt werden. Jeden Tag wieder…und immer wird es ein bisschen intensiver. Wir als Erwachsene sind in der Verantwortung und Pflicht den Kindern heute den Zugang zur Natur zu ermöglichen, damit sie später das, was sie lieben gelernt haben, als schützenwert erachten.

Da der Frühling morgens sehr frostig begonnen hatte, waren wir sehr dankbar für die rasche und großzügige Brennholzlieferung der Eltern. So konnten wir, wenn nötig, immer ein wärmendes Feuer am Lagerfeuerplatz oder im Ofen vom Bauwagen machen. Vielen Dank hierfür nochmals! Die Kinder hatten immer große Freude am Feuer einen kleinen Snack (Marshmallows mit Keksen, Würstchen mit Brötchen, Stockbrot oder Popcorn) für mittags zuzubereiten und zu essen.

Die Kinder lernten in unserer Natur-Auszeit auch, selbstwirksam und selbstverantwortlich zu sein – in ihren Körper hineinzupüren- ist mir jetzt warm oder kalt, benötige ich Aktion oder Ruhe und was kann ich tun, damit ich mich wohlfühle. Auch gerade bei so alltäglichen Themen, wie die Wahl der Kleidung (Jacke an oder aus). Stärken wir unsere Kinder und trauen wir ihnen altersentsprechend zu, selbst für sich Sorge und Verantwortung zu tragen ohne dass sie in Konflikte geraten. Denn dies ist gelebter Kinderschutz und unser aller pädagogischer Auftrag!

Fazit: Für alle Beteiligten waren die Wochen im Wald eine Bereicherung und haben viele neue Erfahrungen ermöglicht.

Wir wünschen allen Familien, Freunden und Kooperationspartnern unseres Kindergartens, sowie den Mitarbeitern der Gemeinde Nüsttal und den Lesern eine schöne Osterzeit mit vielen bunten Eiern – am besten in der Natur und ein bisschen mit Ruhe.

Eure Naturhüpfer