Titel Logo
Ober-Mörler Nachrichten
Ausgabe 10/2025
Aus dem Rathaus wird berichtet
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

„Räuberbanden in Wetterau und Vogelsberg“ (1780-1825)

Dr. Sascha Reif referiert im Bonifatiussaal über Schattenexistenzen

In Ober-Mörlen gibt es einen alten Flurnamen „Am Diebsweg“. Was könnte das bedeuten? Eine Antwort findet sich vielleicht in den Forschungen des Alsfelder Historikers Dr. Sascha Reif. Er kommt am Mittwoch, 26. März, in den Bonifatiussaal, um ab 19 Uhr mit seinem Vortrag über Schattenexistenzen und Bandenkriminalität vor über 200 Jahren im Vogelsberg und in der Wetterau in seinen Bann zu ziehen.

In kleinen Gruppen brachen sie nachts in Häuser, Bauernhöfe, Kirchen und Wohnungen ein und stahlen, was immer ihnen in die Hände kam. Ihre Raub- und Beutezüge führten sie in Dörfer des Vogelsbergs, aber auch vor Raubzügen bis in das Rhein-Main-Gebiet und die Wetterau schreckten organisierte Räuberbanden nicht zurück. Beispielhaft wird der leidenschaftliche Historiker Einblicke in die zeitgenössischen Lebensverhältnisse schildern. Sie waren geprägt von politischer Unsicherheit und Armut, durch Kriege und persönliche Schicksalsschläge. Polizeiliche Akten und mündliche Überlieferungen bieten Einblick in die Lebenswelten der Straftäter.

Begibt man sich heute vor Ort auf Spurensuche, finden sich Reste bekannter Räuberspelunken, sogenannte „Diebswege“, und möglicher Verstecke. Auch in Dialekten finden sich Begriffe aus der sogenannten „Gaunersprache“ und nicht zuletzt bringen Volkserzählungen Licht ins Räuberleben anno dazumal. Nach welchen Regelmäßigkeiten verliefen die Lebenswege dieser Gruppen? Wie organisierten sie sich, welche Netzwerke nutzten sie und welche Strategien verfolgten sie? Was konnte man als Opfer tun und was unternahmen die Behörden? Der Vortrag bietet Antworten auf diese Fragen und zeichnet ein konturenreiches Bild der Lebensweise im Schatten der Gesellschaft des frühen 19. Jahrhunderts.

Zur Info

Dr. Sascha Reif, Historiker und Fachinformatiker, studierte Anglistik, Pädagogik und Geschichte an der Justus-Liebig-Universität Gießen und schrieb seine Doktorarbeit an der Universität Kassel über gewaltbereite Gruppierungen im heutigen Ostafrika. Er war wissenschaftlicher Mitarbeiter der DFG-Forschergruppe „Gewaltgemeinschaften“ sowie Lehrbeauftragter in Gießen und Kassel. Er ist aktives Mitglied des Geschichts- und Museumsvereins Alsfeld. Seine Forschungen zu den Räuberbanden umfassen ein sehr komplexes Phänomen regionaler Sozialgeschichte von 1780 bis 1825.

Was | Wann | Wie | Wo

Vortrag „Räuberbanden in Wetterau und Vogelsberg (1780 - 1825)

Mittwoch, 26. März, 19 Uhr

Bonifatiussaal am Kirchplatz

Eintritt frei. Spenden erbeten.

Veranstalter: Gemeindebücherei Ober-Mörlen

Organisation: "WIR für unser Dorf"