Kirchplatz 4
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| montags: | 18:00 Uhr bis 19:00 Uhr |
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| sonntags: | 11:00 Uhr bis 12:00 Uhr |
Autor Thomas W. König fesselt mit Lesung aus „Natalis Domini“
Ein gellender Schrei durchzuckt den dicht besetzten Bonifatiussaal. Erschrockene Blicke treffen auf ein Schmunzeln des lesenden Buchautors. Thomas W. König haucht seinem Mittelalter-Krimi „Natalis Domini“ nicht nur mit bildreicher Sprache und angenehmer Stimme Hörbuchqualitäten ein, sondern wohl dosiert auch mit multimedialen Mitteln. Kurz nach dem herzzerreißenden Wehklagen der gebärenden Mutter werden die gebannt lauschenden Zuhörer Zeuge des heiß ersehnten Geburtsschreis. Schlagartig sind sie in die Haut und in die Gefühlswelt des siebenjährigen Konrad geschlüpft, der hinter verschlossener Tür die Geburt seiner jüngsten Schwester Eva erlebt.
Vom Autor erfährt das Auditorium, dass Konrad ein Jahr später zum Vollwaisen wird, fernab seines im Usbachtal gelegenen Heimatdorfes Morle zum Mann heranwächst und nach zehn Jahren zurückkehrt, um die Küferwerkstatt seines Vaters mit neuem Leben zu füllen. Hier lässt Thomas W. König die eigentliche Geschichte um Liebe, Intrigen, Mord und Heimatverbundenheit beginnen. Wie geschickt er Fiktion mit historischen Begebenheiten verknüpft, aktuelle Erscheinungen und mittelalterlichen Kontext verwebt, kann der aufmerksame Leser beziehungsweise Zuhörer mal ganz offensichtlich und mal zwischen den Zeilen lesen, wenn zum Beispiel von Bauer Paul, Tischler Hermann oder Bruder Richardus die Rede ist.
Mit einer attraktiven Mischung aus gediegener Sprache, Fantasie anregenden Situations- und Ortsbeschreibungen, Herzblut, Spannung und Augenzwinkern fesselt der leidenschaftliche Hobbyautor auch Menschen, die mit den Örtlichkeiten nicht vertraut sind - und erst recht jene, die sich wie der in Ober-Mörlen aufgewachsene Autor für die Historie interessieren und so manchen Ort wiedererkennen. Die geniale Symbiose aus Lokal- und Regionalkolorit, Geschichte und spannender, gut recherchierter Erzählung ist es denn wohl auch, die beim Leseabend zu Aussagen führten wie „Ich habe das Buch regelrecht verschlungen“ - kein Pappenstiel bei 784 Seiten.
Bei der von der Öffentlichen Gemeindebücherei St. Remigius veranstalteten Lesung machte es Thomas W. König den zahlreichen Zuhörern noch leichter, in die Zeit des Stauferkaisers Friedrich Barbarossa, in den Zwist zwischen Staat und Kirche und in die Ortsgeschichte von Ober-Mörlen einzutauchen. Für den Einstieg in den herzerfrischenden Leseabend unterm Kirchturm hatte der Diplom-Informatiker ein kurzweiliges Video mit historischen Informationen und Bildern zu Land und Leuten zusammengestellt.
Im Laufe des Abends zeigte der in Bad Nauheim lebende „Ober-Mörler Bub“ außerdem Details aus dem ehemaligen Dorf Morle im Usbachtal zu Zeiten vor dem großen Dorfbrand 1716. Aussagekräftige Unterlagen habe er unlängst von Dr. Vera Rupp erhalten, auf deren verstorbenen Vater Kurt Rupp zahlreiche Veröffentlichungen zur Lokalgeschichte zurückgehen. So entspannen sich in der Lesepause angeregte Gespräche unter den Gästen aus nah und fern, und im Handumdrehen hatten alle mitgebrachten Buchexemplare den Besitzer gewechselt und eine Signatur erhalten.
„Der Abend heute macht mir richtig viel Freude“, hatte der strahlende Autor schon zum Auftakt zugegeben. Als Büchereileiterin Beate Legat am Ende dem Publikum und dem gern gehörten Gast dankte - seine Lese-Premiere hatte Thomas W. König vor Jahresfrist im Boni mit seinem Science-Fiction-Roman „Der sechste Tag“ gefeiert - wollte der Beifall kaum enden. Große Freude machte sich breit, als Legat dem eingefleischten Bad Nauheimer Eishockeyfan eine „Rote Teufel“-Fußmatte mit auf den Weg gab.