Ansichtskarte von 1920 mit der Frankfurter Straße, Blick nach Norden, links im Bild Eva Linn. Fotoarchiv: Kai Schraub
Ober-Mörlen in Gesamtansicht vor 1919, unten der Nauheimer Weg. Fotoarchiv: Kai Schraub.
Frankfurterstr. mit Blick nach Süden von 1928 Fotoarchiv Dr. Vera Rupp
Frankfurterstr. Blick in die Mitte von 1912 Fotoarchiv Dr. Vera Rupp
Frankfurterstr. Blick in die Mitte um 1960 Fotoarchiv Dr. Vera Rupp.
Schon vor dem Auftreten von Automobilen in unserer Region zu Beginn des letzten Jahrhunderts, trug die „Hauptstraße“ nicht ohne Grund diesen hervorhebenden Namen. Einen geschichtlichen Rückblick und zukünftigen Ausblick davon erzählt von Kai Schraub.
Keine andere Straße im alten Ortskern von Ober-Mörlen ist so wichtig für unser Dorf und so stark befahren wie die Frankfurter Straße. Als Lebensader diente sie schon seit Jahrhunderten den Bürgern als Ort der Begegnung, dem Handel und Kauf, der gesundheitlichen Versorgung sowie der Gastronomie und den Geld- und Amtsgeschäften. In früherer Zeit gewann sie erst an Bedeutung als gegen Ende des Mittelalters die alte Weinstraße am westlichen Ortsrand zunehmend verödete und den Reiseweg von Frankfurt nach Norden erschwerte. Auch die alte Usinger Straße von Friedberg nach Usingen auf der Trasse der heutigen Wintersteinstraße führte südlich am Ort vorbei. Im Dorf hieß zu dieser Zeit die Frankfurter Straße noch „Römergasse“ oder einfach „Landstraße“ bzw. „Chaussee“, im Volksmund aber „Vorm Ort“, weil das Dorf hier nach Westen hin endete.
Mit dem Bau der jetzigen Bundesstraße 275, die damals eine Provinzialstraße war, wurde ein jahrelanges Projekt zwischen Nieder-Mörlen und Ober-Mörlen bis nach Usingen im Jahr 1845 für den Verkehr freigegeben. Fortan sollte die Ortsstraße den Namen „Hauptstraße“ tragen. Zusammenhängend damit entstand auch die heutige steinerne Usabrücke und die Gemeinde musste sämtliche Kosten für die 5 Meter breite Ortsstraße übernehmen. Den Namen „Hauptstraße“ trug sie nicht zu Unrecht, denn schon damals war sie der kulturelle und gewerbliche Mittelpunkt des Ortsgeschehens und sämtliche Seitengassen mündeten in sie.
Die alte Usinger Straße mit der Trasse auf der heutigen Wintersteinstraße verlor somit ebenfalls an Bedeutung. Seit 1918 gibt es eine neue Usinger Straße, diesmal im Dorf, welche aus zwei Straßen zusammengefasst wurde. Ab der großen Kurve im Ort heißt sie auch durch Langenhain-Ziegenberg so. Erst um 1930 erhielt die „Hauptstraße“ eine Asphaltdecke, die seit 1919 nun endgültig Frankfurter Straße hieß. Im Zweiten Weltkrieg war sie eine wichtige Verbindungsstrecke zum „Führerhauptquartier Adlerhorst“ in Langenhain-Ziegenberg. Auch die amerikanischen Streitkräfte kamen über sie ins Dorf..
In den folgenden Jahren wurde die Frankfurter Straße immer wichtiger für den zunehmenden Autoverkehr. Auch der jährliche Faschingsumzug durch „Mörlau“ passiert die komplette Straße. Für die US-Truppen, die bis vor einiger Zeit auf dem Winterstein Manöver abhielten, war die Durchfahrt der schweren Panzer über die Frankfurter Straße die Regel und alles bebte bei den Anwohnern. In den vergangenen Jahren wurde der LKW-Verkehr zunehmend kompakter, besonders nach der Errichtung eines Industriegebiets in Ober-Mörlen. So muss sich ein Großteil des Verkehrs dorthin durchs Ort winden, da es für das Industriegebiet von der Autobahnabfahrt keine Alternative gibt. Im Jahr 2008 musste der gesamte Asphaltbelag von Ober-Mörlen bis Usingen komplett erneuert werden, was lange Straßenbauarbeiten mit sich führte. Die heutige Frankfurter Straße hat etwas an ihrer früheren Bedeutung verloren. Zwar ist sie für den Verkehr im Ort wichtig, aber Geschäfte sind geschlossen worden und das gesellige Zusammensein in den früher zahlreichen Gasthäusern ist meist längst Vergangenheit. Leider ist es auch in vielen anderen Ortschaften ähnlich und man hofft, dieses in Zukunft wieder beleben zu können.