Dass Apfel nicht gleich Apfel ist, wissen die meisten. Die Sorten unterscheiden sich in Aussehen, Geschmack, Reifezeitpunkt, Haltbarkeit usw. Bei den Inhaltsstoffen haben in den letzten Jahren die sekundären Pflanzenstoffe, darunter die Polyphenole, besondere Aufmerksamkeit bekommen. Diese Stoffe werden von den Pflanzen zum Schutz gegen Schädlinge und Krankheiten oder als Farbstoffe gebildet und sind auch an der Geschmacksbildung beteiligt. Im menschlichen Körper haben sie bemerkenswerte gesundheitliche Effekte: sie wirken entzündungshemmend, blutdruck- und cholesterinsenkend - oder sogar protektiv gegen Krebs.
Rasch stellte sich heraus, dass alte Apfelsorten deutlich mehr Polyphenole als die modernen „Supermarktäpfel“ besitzen. Die hessische Landesgruppe des Pomologen-Vereins wollte das genauer wissen und hat in den Jahren 2018 bis 2021 etwa 50 verschiedene alte Apfelsorten, darunter zahlreiche hessische Lokalsorten auf den Gesamtphenolgehalt untersuchen lassen. Auch der NABU Ober-Mörlen hat dafür Früchte an das Institut in Geisenheim geschickt. Die Analysen haben ergeben, dass der durchschnittliche Phenolgehalt aller beprobten Sorten bei 1.500 mg/kg Frischmasse lag, was einem hohen bis sehr hohen Gehalt entspricht. Einzelne Sorten lagen sogar über 2.000 mg. Zum Vergleich: Bei handelsüblichen Tafeläpfeln wie Elstar, Braeburn oder Pink Lady liegt der Gehalt nur bei 400 bis 700 mg.
Andere Studien (Berliner Charité und BUND Lemgo) haben ferner ergeben, dass Sorten mit einem hohen Polyphenolgehalt für Apfelallergiker meist besser verträglich sind. Und in Baden-Württemberg hat man herausgefunden, dass ein Teil der Phenole auch in Apfelsaft zu finden ist, sofern dafür traditionelle Keltersorten verarbeitet werden. Naturtrüber Saft ist dabei klarem Saft deutlich überlegen.
Ein ausführlicher Bericht über die hessische Untersuchung ist im Internet als PDF unter www.pomologen-verein.de/hessen zu finden (veröffentlicht Dez. 2021). Dort kann auch ein neues Faltblatt zum Thema heruntergeladen werden.