Am vorvergangenen Freitag wurde nicht nur unser ehemaliges Fraktionsmitglied Mario Sprengel als Bürgermeister vereidigt (siehe Bericht in den OMN 40/2024), sondern auch unsere langjährige Weggefährtin Kristina Paulenz als Bürgermeisterin dienstentpflichtet und verabschiedet. Dieses Finale eines jahrzehntelangen Dienstes für die Öffentlichkeit und insbesondere für Ober-Mörlen würdigten nicht nur die anwesende Orts- und Kreispolitik, sondern viele Freunde, Familie und Wegbegleiter einer bemerkenswerten Persönlichkeit, die das Gesicht und das Herz unserer Gemeinde über Jahrzehnte hinweg entscheidend geprägt hat. In seiner Laudatio würdigte unser Fraktionsvorsitzender Joachim Reimertshofer nochmals ausdrücklich die Lebensleistung von Kristina Paulenz.
Als sie 1971 im Alter von 25 Jahren nach Ober-Mörlen kam, um als Lehrerin an unserer Hauptschule zu unterrichten, hätte wohl niemand geahnt, dass dieser Schritt nicht nur ihre berufliche Laufbahn, sondern auch das Leben unserer gesamten Gemeinde nachhaltig beeinflussen würde. Sie blieb unserer Hauptschule bis zu ihrer Pensionierung im Jahr 2010 treu und in diesen fast 40 Jahren hat sie nicht nur unzählige Kinder unterrichtet, sondern ihnen auch Werte wie Gemeinschaftssinn, Verantwortungsbewusstsein und das Gefühl, Teil einer lebendigen Dorfgemeinschaft zu sein, vermittelt. Ihr Engagement endete aber nicht an der Klassenzimmertüre. Bereits 1981 begann ihre politische Laufbahn hier in Ober-Mörlen als Mitglied der Gemeindevertretung, die für sie zur Lebensaufgabe wurde. Ihre unermüdliche Arbeit im Dienst unserer Gemeinde erstreckte sich über mehr als fünf Jahrzehnte, in denen sie als Lehrerin, als Gemeindevertreterin, als Fraktionsvorsitzende, als Vorsitzende des Haupt- und Finanzausschusses, als 1. Beigeordnete und schließlich als Bürgermeisterin maßgebliche Entscheidungen mitgetragen und mitgestaltet hat. Besonders in ihrer Rolle als Vorsitzende des Haupt- und Finanzausschusses, die sie fast 20 Jahre von 1993 bis 2011 war, und seit 2018 als Bürgermeisterin verdeutlichen ihre Fähigkeit, politische und finanzielle Herausforderungen gleichermaßen entschlossen und weitsichtig zu meistern. Unter ihrer Leitung wurden wichtige Beschlüsse gefasst, die heute die Grundlage für die stabile Entwicklung unserer Gemeinde bilden.
2011 wurde Kristina Paulenz zunächst zur 1. Beigeordneten gewählt - ein Amt, das sie bis 2018 mit viel Fingerspitzengefühl und Weitsicht ausfüllte. Seit 2017 hat sie in dieser Funktion auch ihren Vorgänger im Amt des Bürgermeisters quasi durchgängig vertreten. All das bereitete den Boden für das, was 2018 folgte: Im Alter von 73 Jahren wurde sie zur Bürgermeisterin gewählt und ist damit in eine Position eingetreten, die sie bis zum Schluss mit großem Engagement und bemerkenswerter Energie ausgefüllt hat. Dabei war sie nicht nur die älteste hauptamtliche Bürgermeisterin in Hessen, sondern - soweit bekannt - auch in ganz Deutschland. Dies allein spricht Bände über ihre Entschlossenheit und ihr unermüdliches Engagement. Ihre Amtszeit als Bürgermeisterin war jedoch auch alles andere als einfach. Große Herausforderungen wie die Corona-Pandemie und der Beginn des Krieges in der Ukraine durch den Einmarsch russischer Truppen dort stellten unsere Gesellschaft und auch unsere Verwaltung und das Leben in unserer Gemeinde vor bislang unbekannte Herausforderungen. Doch sie hat diese Krisen mit Bravour gemeistert und dafür gesorgt, dass unsere Gemeinde auch in diesen schwierigen Zeiten handlungsfähig blieb und die Menschen sich auf die Stabilität der lokalen Strukturen verlassen konnten. Es war ein Balanceakt zwischen Schutzmaßnahmen und dem Aufrechterhalten des Gemeindelebens, den sie souverän gemeistert hat.
Sie hat in dieser Zeit aber auch wichtige Impulse in der Kommunalpolitik gesetzt. Die Verwaltung und ihre Einrichtungen wie Kindergarten und Bauhof arbeiten auf hohem Niveau und es herrscht ein vertrauensvolles und effektives Miteinander - ein Umstand, der maßgeblich auf ihre Führung zurückzuführen ist. Ein weiteres Herzensprojekt seit ihrer Arbeit in der Gemeindevertretung war die Entwicklung des Neubaugebiets "Schießhütte II". In bisher zwei Bauabschnitten wurde mit ihrer Unterstützung und von ihr umgesetzt Raum für junge Familien geschaffen, die sich hier in Ober-Mörlen ein eigenes Zuhause aufbauen konnten. Diese Entscheidung steht symbolisch für ihr Verständnis von nachhaltiger Ortsentwicklung. Denn Kristina Paulenz wusste, dass eine lebendige Gemeinde nicht nur ihre Traditionen bewahren muss, sondern auch Raum für neue Ideen, neue Familien und ein wachsendes Miteinander bieten muss. Auch die Planung und Verwirklichung des Seniorenheims der Diakonie, das in diesem Gebiet entstehen wird, verdanken wir ihrem unermüdlichen Einsatz. Die Verbesserung der Infrastruktur hat sie während ihrer Amtszeit ebenfalls entschieden vorangetrieben. Oben auf der Straße wie auch unter der Erde hat sich viel getan. Der Hochbehälter für die Wasserversorgung wurde fertiggestellt und jahrelang vernachlässigte Wasserleitungen wurden erneuert; einen Sanierungsstau gibt es dort nicht mehr. Besonders stolz ist sie zu zu Recht auf den neuen Tiefbrunnen „Am Bottenberg“, der eine stabile Wasserversorgung für die kommenden Generationen sicherstellen wird. Auch wenn Ober-Mörlen dadurch nicht völlig autark wird, so ist es doch ein wesentlicher Schritt in Richtung einer sicheren und zukunftsfähigen Wasserversorgung. Diese Vielzahl an Projekten und Errungenschaften verdeutlichen eines: Kristina Paulenz hat in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten eine unermessliche Arbeit geleistet.
Mit den Worten: „Liebe Kristina, wir danken Dir für Deine Treue, Deine Hingabe und Deine unermüdliche Arbeit im Dienste der Öffentlichkeit. Du hast unsere Gemeinde über Jahrzehnte geprägt und Deine Spuren werden noch lange sichtbar sein.“ verabschiedete Joachim Reimertshofer Bürgermeisterin Kristina Paulenz. Die SPD-Fraktion und der Vorstand des SPD-Ortsvereins wünschen Kristina Paulenz einen geruhsamen Ruhestand, alles Gute und viel Gesundheit für die kommenden Jahre.