Alte Schieber in dem Schacht welcher nun verfüllt wurde in der Siemensstraße
„Operation am offenen Herzen“
zweiter Nachteinsatz zum Anschluss der neuen Hauptwasserleitung am Hochbehälter
erster Nachteinsatz am 7. November um Mitternacht zum Einbau des Schieberkreuzes in der Kreuzung Siemensstraße/Boschstraße
Schieberkreuz welches in der Kreuzung Siemensstraße / Boschstraße eingebaut wurde
(v.l.) Florian Michel, Björn Winter, Wolfgang Bartsch, Jens Draheim und Mario Sprengel
Wasserhahn auf - läuft! Wenn das so einfach wäre. Welcher Aufwand hinter einer geordneten Trinkwasserversorgung steckt, kann man gerade (noch) am Rand des Ober-Mörler Gewerbegebietes beobachten. Einer Operation am offenen Herzen gleich wurden hier an einem wichtigen Versorgungsknoten Leitungen über Nacht angebunden, ohne dass es jemand am heimischen Wasserhahn zu spüren bekam. Ein Baustellenbesuch.
„Die Gemeinde Ober-Mörlen lässt aktuell die Hauptwasserleitung vom Wasserhochbehälter bis zum Ort erneuern.“ Welch ein Kraftakt hinter solch einer Notiz der Gemeindeverwaltung steckt, konnte man seit Juli westlich der Ortslage beobachten. Entlang der verlängerten Hasselhecker Straße und querfeldein wurden Gräben gezogen und mehrere Kilometer neue Wasser- und Stromleitungen verbuddelt, um die Verbindung zwischen Hochbehälter, Quellen und Brunnen - darunter auch der noch zu bauende neue Tiefbrunnen Aitzenbach - auf den neuesten Stand zu bringen. Sie sollen das Dorf und sein Neubaugebiet auf lange Sicht mit Trinkwasser versorgen.
Ein nasskalter Novembertag am Rand des Ober-Mörler Gewerbegebietes. Dort, wo sich Siemensstraße und Boschstraße begegnen, stößt man auf große Löcher. Ein Bagger hat ein dickes blaues Rohr an der Angel, um es dem Arbeiter unten im Loch anzureichen. Millimetergenau wird es mit bereits verlegten Rohren verbunden. Eben noch wurde der Untergrund mit schwerem Gerät verdichtet. „Das grüne Rohr, eine alte PVC-Wasserleitung, dort muss man behandeln wie ein rohes Ei“, merkt Ober-Mörlens Wassermeister Jens Draheim an. Würde es verletzt, könnte es längs aufreißen und müsste aufwendig gerettet werden.
Das heutige Baustellentreffen nutzen Vertreter von Kommune, Planungsbüro und Tiefbaufirma wie sonst auch für detaillierte Absprachen. Bei der Reporterin macht sich Ehrfurcht breit beim Blick in das pulsierende System von Wasserleitungen, von Schiebern und Steigrohren. „Wie eine Operation am offenen Herzen“, schießt es einem durch den Kopf. Ohne Blut zwar, aber auch Trinkwasser ist lebensnotwendig. Ein „Grundnahrungsmittel“, das in geordneten Bahnen fließen soll. Wenn es sein muss, auch bergan. Und auch in 50 Jahren noch.
„Ober-Mörlen ist gut aufgestellt“, sagt Projektleiter Björn Winter vom Ingenieurbüro Hydrosoft in Siegen und lobt die nachhaltige Infrastrukturmaßnahme, zu der seit 2018 Sanierungen und Neubauten gehören. Unter anderem seien der neue Hochbehälter Mautzenwiese, eine Druckerhöhungsanlage für den Heiligenberg in Langenhain-Ziegenberg gebaut und der Hochbehälter dort komplett saniert worden.
Über die Notwendigkeit hinaus, bestehende Systeme in Schuss zu halten, mussten neue ergänzt werden, um auch das Neubaugebiet mit dem kostbaren Nass versorgen zu können. Pumpleitungen, Steuerkabel und Leerrohre wurden gleich mit verlegt. „Gerade wird die Baustelle für den neuen Tiefbrunnen Aitzenbach eingerichtet“, deutet Draheim in Richtung Bottenberg. „In diesen Tagen geht’s los mit der Bohrung“.
Bestens vertraut mit den Örtlichkeiten zeigen sich Bauleiter Florian Michel und Polier Wolfgang Bartsch von der Tiefbaufirma Reuscher aus Rennerod. Die Zusammenarbeit vor Ort sei hervorragend. „Das gute Miteinander ist das A und O“, unterstreicht auch der Planer. Dass man sogar mitten in der Nacht gemeinsame Sache mache, sei keine Selbstverständlichkeit. Mitten in der Nacht? „Eigentlich waren es zwei Nächte“, schmunzeln die Beteiligten, und Bürgermeister Mario Sprengel fügt augenzwinkernd hinzu: „Hier werden Millionen verbuddelt und niemand merkt’s“.
Tatsächlich hatten sich mitten in der Nacht auf den 8. sowie auf den 12. November vier Tiefbauer mit Wassermeister Draheim und dessen Kollegen Stefan Eichenauer von der kommunalen Wasserversorgung am neuralgischen Knotenpunkt zur „Herz-OP“ beziehungsweise „Umbindung“ getroffen, um alle Rohre derart umzustecken und anzukoppeln, dass das Lebenselixier Trinkwasser nun durch das neue und nicht mehr durch das alte System fließt. Und warum hat niemand etwas mitgekriegt? „Damit es zu keinerlei Versorgungsausfällen kommt, haben wir vorher eine Notversorgung zwischen Fernwasserleitung der OVAG und dem Ortsnetz hergestellt“, verrät der Wassermeister. „Gut gemacht“, findet auch der Bürgermeister.
Neubau der Hauptwasserleitung - eine kleine Chronik | |
| Oktober 2023 | Auftragsvergabe durch den Gemeindevorstand zur Planung der Leitungen |
| Dezember 2023 | Erste Entwürfe |
| April 2024 | Ausschreibung |
| Mai 2024 | Auftragsvergabe an Tiefbaufirma |
| Juli 2024 | Beginn der Arbeiten |
| 12. November 2024 | Inbetriebnahme der Hauptleitung |
Was gebaut wurde | |
| 1500 Meter | Trinkwasserleitung (Hauptversorgungsleitung) |
| 1500 Meter | Trinkwasserleitung (Druckleitung für Wasser von der Stockborn-Quelle und OVAG-Wasser zum Hochbehälter |
| 310 Meter | Trinkwasserleitung (Versorgungsleitung) |
| 3000 | Kabelleerrohre |
| 150 Meter | duktile Gusseisen-Leitung |
| 950 Meter | Trinkwasser-Druckleitung und 530 Meter Stromkabel (vorverlegt für neuen Tiefbrunnen) |