zum Abschied sage ich Danke an die engagierten Menschen unserer Stadt, ob hauptamtliche Beschäftigte oder im Ehrenamt tätige Menschen. Ihnen allen in „unserer Stadt“, in der Sozialstation, im Abwasserverband, in der Feuerwehr ganz besonders sage ich DANKE für ihre großartige Arbeit, die Sie für uns alle leisten. Ich durfte Sie als Bürgermeisterin im ersten Viertel dieses Jahrhunderts begleiten. Vieles sieht man nicht, was Sie, die Mitarbeiter zum Beispiel im Bauhof, alles tun. Dabei steht hinter den ganz normalen Tagen oft schwere Arbeit, damit sie ganz normal ablaufen. Mein Respekt für Ihre Arbeit ist in dieser Zeit gewachsen.
In Ortenberg ist aufgrund der Struktur von 10 Stadtteilen, der schwierigen Topografie, durch die Tradition des Marktes, dem Bergbau, der großen Biodiversität vieles komplexer, als es bei rund 9000 Einwohnern anzunehmen wäre.
In diesem ersten Viertel dieses Jahrhunderts zu Beginn des neuen Jahrtausends hatten wir viele Krisen zu meistern. Die Banken- und Finanzkrise, die Energiekrise, die Flüchtlingskrise, die Pandemie und örtlich 2003, 2013, 2014, 2021 schlimme Hochwasserereignisse.
Wir haben die Krisen als Chancen nutzen können und haben an vielen Stellen die Infrastruktur erneuert. Oft sind die Millioneninvestitionen gar nicht sichtbar, weil sie unter der Erde verschwinden. Allein der Regenwasserkanal für Eckartsborn vom Mittel- zum Unterdorf hat eine Million Euro gekostet und man sieht nichts.
Für das Feuerwehrhaus in Selters haben wir vor 20 Jahren 2 Millionen ausgegeben und es wurde heftig kritisiert.
Dabei haben wir das gemacht, was das Gesetz uns vorschreibt. Der oberste Grundsatz für die Gemeinden lautet, das Wohl der Einwohner zu fördern und die stetige Aufgabenerfüllung zu gewährleisten.
Wenn man die Haushaltsdebatten verfolgt, hätte man den Eindruck gewinnen können, dass es uns finanziell immer schlechter geht. Das stimmt aber nicht.
Zur Jahrtausendwende hatten wir im Abwasserverband Oberes Niddertal noch eine Schuldenlast von 11 Millionen Euro und keine Rücklagen. Zinsverträge lagen zum Teil noch bei 7 Prozent. Auch das Kindergartendefizit betrug schon jährlich 1 Million Mark.
Während der Abwasserverband jetzt schuldenfrei ist und 6,5 Millionen Euro Rücklage verzeichnet, ist das jährliche Defizit im Kindergarten auf weit über 2 Millionen Euro angewachsen. Dieses Problem hat auch dazu geführt, dass wir im Finanzausgleich aus der sogenannten Hessenkasse eine Nachzahlung von über 14 Millionen Euro erhalten haben. Leider hat sich strukturell in der Kindergartenfinanzierung noch nichts geändert, sodass der jährliche Haushaltsausgleich immer wieder schwierig ist. Kreisangehörige Gemeinden bekommen pro Einwohner niedrigere Geldbeträge, die „Schlüsselzuweisungen“, als die Großstädte. Hier wird sich aber in den nächsten Jahren etwas ändern. Artikel 3 Grundgesetz gilt eben für alle. Aber 23 Millionen Euro Schulden am Kreditmarkt sind ein gutes Ergebnis für die Investitionstätigkeit der letzten Jahre. Die Vergleiche von Schulden im Kernhaushalt müssen mit dem Schalenkonzept des Destatis bewertet werden. Nicht jede Gemeinde hat die gleiche Aufgabe. Wir haben der 46 Prozent Schulden für die Tiefbauinfrastruktur aufgewendet. Manche Nachbargemeinden haben diese Infrastruktur verkauft. Daher sind nicht nur unsere Schulden höher, sondern auch unser Anlagevermögen. Von unseren Schulden entfallen 13 Prozent auf Feuerwehrhäuser und Fahrzeuge. Hier spielen die 10-Minuten-Hilfsfrist und die große Fläche unserer Gemeinde mit 10 Orten eine große Rolle. Hier ist das Wichtigste, dass wir auch in Zukunft noch genügend gut ausgebildete Menschen im Ehrenamt haben, die die schwierige Arbeit der Feuerwehr und des Katastrophenschutzes Tag und Nacht erledigen.
Wenn auch unser Geldvermögen gering ist, haben wir doch unsere Sachwerte generationengerecht verwaltet. Wald, Wasser, Basalt, Infrastruktur, Land. Ortenberg leidet unter den Nachteilen des Finanzausgleichs, ist aber keine überschuldete Gemeinde.
Wir haben Wertschöpfungskreisläufe durch den Verkauf von Rohstoffen und die Chance der erneuerbaren Energien. Wir gehen den Weg der Ortsinnenentwicklung. Das ist ein mühsamer Weg, aber er lohnt sich. Das sieht man am Beispiel Bergheim. Auch hier wurden im Tiefbau Millioneninvestitionen verbaut. Die Einwohner haben hohe Summen an Beiträgen gezahlt. Der Wert der Häuser ist hierdurch enorm gestiegen. Das ist ein zukunftsweisender Weg, den Bleichenbach nun auch gehen will.
Alle unsere Orte sind wunderschön und es lebt sich gut hier. Die „Dorfbeweger“ haben das Thema Mobilität aufgegriffen und wollen damit ebenfalls die Lebensverhältnisse in unseren Dörfern verbessern und einen Beitrag zum Klimaschutz leisten.
Vor hundert Jahren war es spektakulär, dass es ein Wasserkraftwerk in Lißberg und damit Strom in Oberhessen gab. Die Eisenbahn und Autos brachten neue Mobilität.
Vor fünfzig Jahren waren viele Menschen bei einer Versandhausfirma beschäftigt. Ein Bus fuhr jeden Tag von hier nach Frankfurt und zurück, Luftlinie kaum mehr als eine Marathonstrecke entfernt. Heute ist in unmittelbarer Nähe die europäische Zentralbank dort angesiedelt. Diese Entwicklung wird in den nächsten Jahrzehnten positiven Einfluss auf unsere Region haben. Deswegen können wir Zuversicht haben.
Ich sage allen, die diese Stadt und auch mich unterstützt haben, sehr herzlich DANKE für die gute Zeit und bitte Sie, meinen Nachfolger Herrn Bürgermeister Markus Bäckel ebenso gut zu unterstützen.
Herzliche Grüße und auf Wiedersehen,
Ihre
Ulrike Pfeiffer-Pantring