Titel Logo
Amtsblatt Blickpunkt Petersberg
Ausgabe 21/2025
Aus dem Rathaus wird berichtet
Zurück zur vorigen Seite
Zurück zur ersten Seite der aktuellen Ausgabe

1. Petersberger Standort-Dialog

Bürgermeisterin Claudia Brandes und Winfried Jäger mit den Referentinnen Katharina Henkel (links) und Nicole Schmitt-Felgenhauer

Neuigkeiten aus der Gemeinde und ein Einblick in die regionale Wirtschaft: Vergangene Woche fand der 1. Petersberger Standort-Dialog statt. Die Initiatoren sind sich einig: Das Format soll wiederholt werden.

Bürgermeisterin Claudia Brandes erklärte den 130 Gästen im Propsteihaus den Sinn der Veranstaltung: Die Welt werde immer komplexer, alte Bündnisse scheinen nicht mehr zu gelten,die USA drohten mit Handelskriegen, und durch Europa gehe ein Rechtsruck. „Die derzeitigen politischen Verhältnisse schaffen Unsicherheit - das hat konkrete Auswirkungen auch auf Petersberg“, sagte sie. „In dieser undurchsichtigen Lage können Alleingänge keine Lösung sein. Man braucht starke Partner, um die Herausforderungen unserer Zeit anzugehen.“ Genau deswegen sei gemeinsam mit der Einkaufswelt Petersberg der Standort-Dialog ins Leben gerufen worden. Die Veranstaltung soll helfen, Gewerbe mit Politik und Ehrenamt zu vernetzen.

Die Bürgermeisterin berichtete zudem von den Projekten, die die Gemeinde Petersberg derzeit am meisten beschäftigten. Sie nannte den Neubau der Kita Margretenhaun, die Sanierung des Schwimmbades und den Hochwasserschutz - alles Millioneninvestitionen. Ebenso treibe die Gemeinde die Digitalisierung des Rathauses voran. Sie erklärte darüber hinaus die Bedeutung der Gemeinde als Arbeitgeber: „Bei uns arbeiten zur Zeit rund 220 Menschen. Mit dieser Anzahl gehören wir in Petersberg zu den größten Arbeitgebern. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass wir die gleichen Herausforderungen haben, die so ziemlich alle Arbeitgeber haben: Fachkräftemangel, unzufriedene Mitarbeiter, Kündigungen, Krankenstand und so weiter.“ Die Gemeinde müsse als Arbeitgeber attraktiv bleiben, sonst gehe sie im Rennen um die besten Köpfe leer aus.

In die gleiche Kerbe schlug Katharina Henkel, Geschäftsführerin operativ der Agentur für Arbeit Bad Hersfeld-Fulda: „Der Obstkorb als Goodie reicht nicht.“ Bis 2030 würden der Region fast 11.000 Fachkräfte fehlen. Unternehmen müssten sich also aktiv darum bemühen, junge Menschen von sich zu überzeugen. „Authentische Erfahrung toppt dabei den Social-Media-Post“, erklärte die Expertin. Die Lösung sei das Praktikum - dadurch könne der potenzielle Nachwuchs erkennen, ob der Job etwas für ihn oder sie ist. Allgemein wollten Mitarbeiter mehr mitgenommen werden, Wertschätzung gewinne an Bedeutung. Henkels Fazit: „Arbeitgeber müssen sich ändern, wenn sie wettbewerbsfähig bleiben wollen.“

Zuvor hatte Nicole Schmitt-Felgenhauer, Geschäftsführerin der IHK Fulda, ein eher düsteres Bild der wirtschaftlichen Lage gezeichnet. Im Landkreis Fulda gebe es derzeit 5000 Arbeitslose, die Quote liege bei 3,8 Prozent - so hoch wie nie zuvor. Die Zahl werde durch Schließung großer Betriebe wie die Gummiwerke oder Mehler Texnologies weiter steigen. Die größten Herausforderungen auf nationaler Ebene seien Investitionsstau, zu hohe Energiepreise, überbordende Bürokratie, hohe Steuerbelastung und der Fachkräftemangel. Auf regionaler Ebene kämen noch die Probleme Unternehmensnachfolge und fehlende Expansionsmöglichkeiten hinzu. „Die Kommunen - so auch Petersberg - haben keine Flächen mehr“, sagte Schmitt-Felgenhauer. Angesichts der Herausforderungen sei es umso wichtiger, dass man in der Region zusammenarbeite und gemeinsam Lösungen suche. „Formate wie der Standort-Dialog sind deshalb großartig.“

Winfried Jäger, Vorsitzender der Einkaufswelt Petersberg, hatte von dem Gewerbeverein berichtet, der zur Zeit 40 Mitglieder umfasse. Gemeinsame Aktionen wie das Heimat-Shoppen, die Vorteilskarte oder Geschenkgutscheine sollen die Öffentlichkeitsarbeit vorantreiben. Er hofft zudem auf neue Regelungen auf Landesebene, um einfacher verkaufsoffene Sonntage durchzuführen. Jäger dankte der Gemeinde für die Zusammenarbeit und kündigte an: „Nächstes Jahr wollen wir wieder zu einem Standort-Dialog laden.“

Das war auch die einhellige Meinung beim Get-Together nach dem offiziellen Teil - die Veranstaltung soll definitiv wiederholt werden.