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Amtsblatt Blickpunkt Petersberg
Ausgabe 29/2023
Aus dem Rathaus wird berichtet
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... vor (mehr als) 60 Jahren war´s  

Bilder aus dem Archiv meines Freundes Franz Hupke Fulda und von Ingrid Schramm Petersberg

von Bernd Weber

Als es in Petersberg noch kein Schwimmbad gab

Heiße Sommer gab es früher auch schon, wobei ich mich an Temperaturen weit über 30 Grad dann eigentlich doch nicht richtig erinnern kann. Erfrischung fanden wir da als Kinder nur an zwei Orten: am Wehr an der Haune unterhalb von Almendorf und im Rosenbad Fulda. In der Haune zu baden, war zwar erfrischend, doch war das natürlich nichts gegen ein ordentliches Schwimmbecken. Außer den kleinen Weißfischen, die wir hin und wieder gefangen haben, schwammen da auch noch allerhand „Fremdkörper“, die eigentlich in die Müllentsorgung gehörten, herum. Doch wir hatten ein gutes Immunsystem. Heute würde man die Kinder wohl in Desinfektionsmittel baden, wenn sie in solch einem Gewässer zum Schwimmen gehen. Hat uns nichts geschadet. Man konnte sogar von einem Baum einen Kopfsprung in die Haune wagen, aber nur an einer Stelle, sonst war es zu flach dazu.

Doch schöner war es natürlich, wenn man mit den größeren Geschwistern oder Nachbarskindern in das Rosenbad nach Fulda gehen durfte.

Dies war ja schon 1937 eröffnet worden, hatte aber den Krieg unbeschadet überstanden, und die US-Army gab das Bad im Jahr 1947/48 wieder für die Öffentlichkeit frei. Und so ging ich 1961 im Alter von 12 Jahren mit meiner Schwester zum ersten Mal in ein öffentliches Freibad.

Nachdem das geringe Eintrittsgeld (ich glaube 20 Pfennig) bezahlt war, ging es in eine lange Holzbaracke wo die Kabinen und Sammelumkleideräume, je nach Geschlechtern getrennt, untergebracht waren. Auf dem Boden lagen Holzroste, die natürlich eigentlich nie trocken wurden, und so herrschte dort ein Geruch, der schwer zu beschreiben ist und den auch niemand heute ernsthaft vermissen würde. Dann ging es in das Nichtschwimmerbecken und unter Aufsicht und Anleitung meiner Schwester „schwamm“ man in den Ecken immer größere Dreiecke, bis man es begriffen hatte. Das war der Schwimmkurs!

Schon meinen dritten Badbesuch begleitete (zum ersten und einzigen Mal) mein Vater, der dazu noch einmal seine alte blaue wollene (!) Badehose aus der Vorkriegszeit aktivierte, nur um zu sehen, ob er mich in Zukunft unbedenklich allein in das Rosenbad gehen lassen könne. Nun, ich zeigte mein „Können“, und er war zufrieden.

Es war auch in anderer Hinsicht, wichtig schwimmen zu können.

Denn die 20 Pfennig für den Eintritt konnten für ein großes Eis auf dem Heimweg beim Bäcker Giesenregen in der Karlstraße verwendet werden, wenn man von Westen her durch die Fulda auf das Gelände des Rosenbads geschwommen ist. Unten auf dem Bild die Stelle, wo wir „eingeschwommen“ sind.

Natürlich war das verboten, aber wer lässt sich schon erwischen...?

Schon ein Jahr später legte ich die Prüfungen zum Frei-(15Min.) und Fahrtenschwimmer (30 Min. schwimmen), verbunden mit je einem Sprung vom 1- bzw. 3-Meter-Brett, ab.

Überhaupt faszinierten uns die Sprungbretter beizeiten am meisten, und „Einer“, „Dreier“, und „Fünfer“ waren immer sehr frequentiert. Fußsprung, „Arschbombe“ (das hieß damals halt so), „Köpper“ und als Krönung der Salto - das war das Höchste.

Die Bademeister passten auf, dass nichts passierte. Einer, der mit Spitznamen „Stobbe“ hieß, ist mir noch gut in Erinnerung, später war er auch privat im Petersberger Schwimmbad, wo er mit seiner Springertruppe Gastspiele gegeben hat.

So gegen 17 Uhr ging es auf den Heimweg geradewegs in die Karlstraße zum Bäcker

Giesenregen, wo es zum kleinen Preis das größte Eis in Fulda gab. Sicher war der Wasseranteil bei diesem Eis wohl etwas höher, aber waren wir verwöhnt? Es schmeckte herrlich. Und es wurde vom Bäcker Giesenregen mit einem großen Esslöffel auf die Eiswaffel portioniert. Und das waren GROSSE Portionen!

Leider gab es im Sommer 1962 ein unschönes Erlebnis für mich, das mir den Besuch des Rosenbades gründlich verdorben hat. Auf dem Parkplatz hatte man mir von meinem nagelneuen Fahrrad die „Blitzventile“, zwei schöne Fahnen, die mit der Vorderrad-aufhängung befestigt waren, meine Hupe und den Rückspiegel gestohlen. Unter Tränen schob ich mein Rad zum Petersberg und war nicht mehr oft im Rosenbad.

Den Dieb könnte ich heute noch „vermöbeln“.

Sie sehen, liebe Leser, auch früher gab es schon Langfinger. Heute wäre allerdings wohl das ganze Rad weg gewesen.