Fotos: Christian Tech
Wie hängen Fulda und das Thema Wein zusammen? Um diese Frage drehte sich ein Vortrag von Ewald Scheich am 5. September. Der Andrang war derart groß, dass immer wieder neue Stühle in den Rathaussaal getragen werden mussten. Mehr als 80 Gäste wollten dem Referenten lauschen.
„Bei Fulda denken die meisten nur an Hochstift-Bier und Schwartenmagen“, sagte Bürgermeisterin Claudia Brandes in ihrer Begrüßung. Dabei verfüge die Region über eine Weintradition, die Jahrhunderte zurückreichte. Sie freute sich darüber, dass Experten wie Ewald Scheich an die reiche Geschichte erinnerten und somit zum Kulturprogramm der Gemeinde beitrügen.
Scheich betonte, die Weinkultur in Fulda beginne unmittelbar mit der Gründung des Klosters. Bonifatius selbst sei zwar dem Alkohol eher abgeneigt gewesen, was wohl auf seine Gallensteine zurückzuführen ist. Den Benediktinern aber hätten zehn Liter Wein im Monat zugestanden -bei 600 Mönchen, die das Kloster Fulda im Jahr 800 zählte, war allein schon der Grundbedarf hoch. Entsprechend wurden auch in der Nähe des Klosters Weinberge angelegt, zum Beispiel am Frauenberg, woran heute noch der Straßenname „Am Wynberg“ erinnert.
Nach dem Tod des Heiligen Bonifatius wurden dem Kloster Fulda zahlreiche Ländereien geschenkt. Eine davon: das unterfränkische Hammelburg, das im Jahr 777 von Karl dem Großen an die Abtei gegeben wurde. In der Schenkungsurkunde ist erstmals von Weinbergen die Rede - deswegen hat Hammelburg bis heute das Recht, sich als „älteste Weinstadt Frankens“ zu bezeichnen. Mehr als 1000 Jahre gehörte Hammelburg anschließend zu Fulda. Die fuldische Ära endete erst mit der Säkularisation 1802.
Ein weiterer bedeutender Besitz war Johannisberg bei Geisenheim im Rheingau. Diese Liegenschaft wurde dem Kloster Fulda bereits im Jahr 772, ebenfalls von Karl dem Großen, vermacht. Allerdings tauschten die Äbte den Johannisberg schon nach knapp 40 Jahren gegen Ländereien in der Wetterau aus. Erst Fürstabt Konstantin von Buttlar (1714-1726) knüpfte an die alten Bande an und kaufte den Mainzer Kurfürsten das Weingut ab - für die damals ungeheure Summe von 75.000 Gulden. Für weitere 150.000 Gulden ließ der Fürstabt ein Schloss als seine Sommerresidenz im Rheingau bauen.
Der Johannisberger Wein galt damals als einer der besten Europas. Die erlesensten Weine waren dem Fürstabt vorbehalten, der die Fässer aus dem Rheingau im Keller der Fuldaer Orangerie lagern ließ. Im Jahr 1775 kam es schließlich zu dem schicksalhaften Ereignis, das auch Anlass des Vortrages war. Es war damals üblich, dass ein Bote zwischen Fulda und den Weinbergen korrespondierte, da sich der Fuldaer Fürst vorbehalten hatte, selbst zu entscheiden, wann die Trauben im Rheingau geerntet werden dürfen. 1775 verspätete sich der Bote jedoch aus ungeklärten Gründen, und die Trauben in Johannisberg waren bereits von der Edelfäule befallen. Der Wein wurde dennoch gekeltert - und somit wurde die Spätlese erfunden. „Einen so vorzüglichen Wein hatte der Gutsverwalter noch nie erlebt“, erklärte Scheich. An den Spätlesereiter erinnern Denkmäler in Johannisberg und im Fuldaer Schlosshof.
Lebendig und mit viel Fachwissen präsentierte Ewald Scheich die Zusammenhänge von Fulda und dem Wein. Passend dazu wurde Riesling aus dem Rheingau serviert, der vom Unternehmer Matthias Heurich gesponsert wurde. Die Bürgermeisterin dankte in ihren Schlussworten Heurich, vor allem aber dem Referenten des Abends. Sie kündigte an, dass nächstes Jahr weitere Vorträge zur hiesigen Geschichte geplant sind.