Der Bestseller-Autor Frank Goldammer war zu Gast in Petersberg. In einer unterhaltsamen Lesung präsentierte der Dresdner seinen neuen Krimi „Bruch: In eisigen Nächten“.
„Wenn ich neu in einer Stadt bin, schaue ich mir nicht unbedingt die touristischen Highlights an. Mich zieht es eher in die Ecken, die ein bisschen abseits liegen, in denen nicht alles auf Hochglanz poliert ist“, sagt Frank Goldammer. Das spiegelt sich auch in seinen Dresden-Krimis wider: Die Bücher zeigen nämlich nicht das schillernde Elbflorenz mit seinen barocken Prachtbauten, sondern das dunkle, kalte, dreckige Dresden mit heruntergekommenen Plattenbauten und Vierteln, in die man sich als Tourist lieber nicht hineinwagt. Und das gilt auch für die Charaktere: Das Ermittler-Duo Felix Bruch und Nicole Schauer sind alles andere als strahlende Helden, sondern eher menschliche Wracks. Während Bruch seine mannigfaltigen psychischen Störungen nur mit harten Psychopharmaka in den Griff bekommt, möchte die impulsive Schauer am liebsten alles kurz und klein schlagen, was ihr in die Quere kommt. „Mich fasziniert die dunkle Seite des Menschen“, erklärt der Schriftsteller.
Bürgermeister Carsten Froß hatte zur Begrüßung im Turmzimmer erläutert, dass Goldammer eigentlich fachfremd sei – schließlich ist der gelernte Handwerksmeister Maler und Lackierer. Mittlerweile schreibe er aber bereits seit Jahrzehnten Bücher. „In eisigen Nächten“ ist der zweite Teil der neuen Reihe von Goldammer, der mit seinen Krimis regelmäßig in den Bestseller-Listen auftaucht. Im Gegensatz zu seiner bekannten Serie um den Kommissar Max Heller spielt die Bruch-Reihe nicht im historischen Dresden, sondern in der Gegenwart. Im neuen Buch wird der Leiter der Dresdner Mordkommission in seinem eigenen Büro im Polizeipräsidium ermordet. Die Ermittlungen führen Bruch zu einem zweiten Mord und zu einem Fall, der tief in seiner Vergangenheit rührt. Es geht um menschliche Abgründe, um Satanismus, um geistige Zermürbung – und vor allem um Angst und was diese mit dem Verstand anstellen kann.
Dass „In eisigen Nächten“ ein knallharter Psycho-Thriller ist, das wird bei der Lesung in Petersberg gar nicht deutlich. Denn die rund 50 Gäste müssen immer wieder schmunzeln, teils laut auflachen, was vor allem an der sympathischen Art des Autors liegt. Frank Goldammer garniert seinen Auftritt mit persönlichen Anekdoten, nimmt sich selbst nicht zu ernst und unterhält das Publikum bestens. Er bietet zum Beispiel Hintergründe zu dem Buch, so basiere einer der Mordfälle auf einer wahren Begebenheit aus Finnland. Ebenso berichtet er von seinen Kontakten zur Polizei, die er zum Recherchieren benötigt. Ob es die Beamten stört, dass die Polizisten in den Romanen stets ein wenig verschroben rüberkommen? „Ganz im Gegenteil: Viele Polizisten sagen mir, wie sehr ihnen die Darstellung gefällt“, erklärt Goldammer.
Der Dresdner kündigt an, dass der dritte Bruch-Teil bereits fertig sei und im Sommer 2024 erscheinen werde. Dabei werde es unter anderem um Reichsbürger, Verschwörungstheoretiker und sogenannte Prepper gehen – also Leute, die sich oft schwer bewaffnet auf den Weltuntergang vorbereiten.
Die nächste Leseland-Hessen-Veranstaltung in Petersberg hingegen setzt ganz andere Akzente: Am 18. Oktober wird Antonia Riepp ihre deutsch-italienische Familiensaga „Die Frauen von Capri“ präsentieren.