Timon Karl Kaleyta ist ein wahres Multitalent: Der studierte Medienwissenschaftler, Germanist und Soziologe ist nicht nur Schriftsteller, sondern auch Drehbuchautor, Kolumnist und Sänger in der Band „Susanne Blech“. Wobei er letzteres, wie er bei seinem Besuch in Petersberg zugibt, „aufgrund von Erfolglosigkeit“ aufgegeben habe.
Stattdessen konzentriert er sich seit Kurzem auf das Schreiben von Romanen. Und das durchaus mit Erfolg: Der aus Bochum stammende und in Berlin lebende Kaleyta hat im Jahr 2021 seinen ersten Roman „Die Geschichte eines einfachen Mannes“ vorgelegt, für den er von der Kritik mit Lob überschüttet wurde. Die Stadt Fulda verlieh im für sein Debüt sogar den Literaturpreis. „Das war mein erster Preis überhaupt - deswegen habe ich an Fulda nur gute Erinnerungen“, sagt Kaleyta mit einem Schmunzeln.
Bei der Lesung im Rauschenbergzimmer stand sein zweites Buch „Heilung“, das Anfang 2024 erschien, im Vordergrund. Auch das kam gut an, so wurde es in der Zeit zum „besten Roman des Frühjahrs“ ernannt und für den Deutschen Buchpreis nominiert. Dabei geht es um ein dubioses Gesundheitsresort in den Dolomiten, an das sich der namenlose Protagonist wendet. Er hofft auf die Heilung seiner massiven Schlafstörungen. Stattdessen trifft er auf allerlei skurrile Charaktere, etwa den Leiter der Einrichtung, Professor Trinkl. Trinkl verspricht ihm zwar Heilung, flüstert ihm aber ein in der Vergangenheit begründetes Unbehagen ein, das die Ursache seiner Probleme sein soll.
Das Buch bietet viele verschiedene Themen und Lesarten: Es geht um Zivilisationskrankheiten wie Schlafstörungen, um Selbstfindung, den Zwang zur Selbstoptimierung, um fragile Männlichkeit, den Rückzug ins Ländliche, letztlich auch um Leben und Tod. Der Autor selbst sagt, er wisse gar nicht so recht, um was es in dem Buch geht. Doch wie er bei der Lesung gesteht, habe der Roman durchaus auch autobiografische Anleihen.
Die 40 Gäste im Rauschenbergzimmer erleben eine unterhaltsame Lesung, das Publikum schwankt ob der vielen Wendungen im Buch zwischen Lachen, Raunen und betretenem Schweigen. Kaleyta stellt sich zum Abschluss auch den Fragen der Besucher und gibt Einblicke in seine Arbeit als Schriftsteller. Er wolle auf jeden Fall einen dritten Roman schreiben - ein Thema stehe aber noch nicht fest.
Die Veranstaltung wurde von der Gemeinde Petersberg organisiert und fand mit freundlicher Unterstützung des Hessischen Ministeriums für Wissenschaft und Kunst, der Sparkassen-Kulturstiftung Hessen-Thüringen sowie hr2 kultur im Rahmen der Aktion Leseland Hessen statt. Die nächste Lesung ist am 1. November um 19:00 Uhr im Turmzimmer des Propsteihauses. Dabei liest Benjamin Cors aus seinem Krimi „Krähentage“. Karten hierfür gibt es im Rathaus und der Rathausbücherei.
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Schlussrunde
Leseland Hessen
01.11. - Krimi mit Benjamin Cors