Die Vorstandsmitglieder des Kultur- und Fördervereins Pfarrhaus Marbach (von links) Bernhard Longerich (2. Vors.), Mechthild Kienle (Schriftführerin), Stephanie Höhl (Schatzmeisterin), Dr. Norbert Höhl (1. Vors.). Es fehlt Alain Kaffo (Beisitzer).
Am Freitag, den 14. Februar 2025, kamen 15 Interessierte nicht nur aus Marbach, sondern auch aus Petersberg, Lehnerz, Fulda und Dirlos in das Pfarrheim in Marbach, um über die Gründung eines Vereins zu entscheiden, der sich für eine öffentliche Nutzung des zum Verkauf stehenden Pfarrhauses einsetzt. Per Telefon war außerdem ein potentieller Investor aus Marbach zugeschaltet, der seine Pläne für den Kauf des Pfarrhauses vorstellte.
Denn die geschichtliche und kunsthistorische Bedeutung des Pfarrhauses ist regional und überregional herausragend: Unter Fürstabt Adolf von Dalberg (1726-1737), dessen Wappen noch heute an der westlichen Steinmauer zu sehen ist, wurde es im barocken Stil des italienisch-fuldischen Architekten Andreas Gallasini erbaut. Demnach ist es nach dem Kirchturm das älteste erhaltene Gebäude Marbachs und wegen seiner Schönheit und prominenten Lage zusammen mit der Kirche das Wahrzeichen des Dorfes.
In einer offenen und teilweise kontrovers geführten Diskussion über Möglichkeiten und Grenzen bei der Nutzung des unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes sahen viele der anwesenden Teilnehmer die Notwendigkeit, das Pfarrhaus in Marbach zu einem lebendigen Ort der Begegnung, des Austausches und der Unterhaltung und damit zu einem Mittelpunkt des dörflichen Lebens zu machen. Deshalb bedauerten sie sehr, dass die Gemeinde Petersberg aufgrund eines Mehrheitsbeschlusses der Gemeindevertretung dieses barocke Juwel auf dem Marbacher "Kibbel" nicht erwerben will. Nun seien die Marbacher Bürger gefragt.
Dazu wurde den Anwesenden eine bunte Palette von Nutzungsmöglichkeiten präsentiert:
Hausaufgabenbetreuung, Spielenachmittage, Jugendtreff, Computer- und Smartphonehilfe für Senioren, Handarbeiten-Runde, gemeinsames Kaffeetrinken, gemeinsames Singen, Kommunion-, Firmunterricht, Bibelgespräche, Diavorträge, Reiseberichte, Sprachkurse, Kochkurse, Bewegungs- und Sportübungen, Malkurse, Kunstausstellungen, kreatives Schreiben, Instrumente spielen (lernen), Filmvorführungen, Flohmarkt, Vereinstreffen, Selbsthilfegruppen, kommunalpolitische Gesprächskreise, Arbeitskreise für Umwelt- und Naturschutz, Energieberatung durch die Gemeinde Petersberg, Fahrradwerkstatt, Repaircafé, Kammerkonzerte, Literaturlesungen, Kabarett.
Aus dem Kreis der Teilnehmer kamen weitere Vorschläge: Alterstreffpunkt für Petersberger Bürger, WG für rüstige Rentner, interdisziplinäres Begegnungszentrum der Generationen, Kleinkinderbetreung, offene Vortragsreihen über Themen aus Technik, Philosophie, Physik, Chemie, Förderung von Start Up Unternehmensgründungen im EDV-Bereich.
Von zentraler Bedeutung aber war das Konzept einer Gedenkstätte zum Thema "Das Bistum Fulda im Dritten Reich" oder "Die katholische Kirche im Widerstand gegen das Nazi-Regime". Pfarrer Konrad Trageser (1884-1942), der selbst im Pfarrhaus in Marbach gelebt hat und im KZ Dachau starb, ist nämlich nicht der einzige Geistliche, der unter den Hitler-Schergen gelitten hat. Viele Menschen im Bistum Fulda haben solch ein Martyrium ertragen müssen, vgl. dazu das wertvolle Buch von Pfarrer Dr. Bernhard Opfermann, Das Bistum Fulda im Dritten Reich, Verlag Parzeller Fulda 1987.
Dennoch gibt es bisher im Bistum eine derartige zentrale Gedenkstätte nicht. Im Pfarrhaus in Marbach könnten daher Dokumente aller Art, die an diese gepeinigten Menschen erinnern, ausgestellt werden, und ein Begegnungsraum könnte entstehen, in dem interessierte Menschen, nicht zuletzt Schüler, an dieses fast vergessene oder verdrängte Thema herangeführt werden. Eine entsprechende Anfrage unsererseits an das Bistum Fulda wurde an die Pfarrgemeinde St. Lioba Petersberg weitergeleitet.
Aufgrund der Notwendigkeit, das Pfarrhaus durch Marbacher Bürger mitzugestalten, und angesichts der vielen konkret vorgestellten Nutzungsmöglichkeiten erklärten sich schließlich neun der 15 anwesenden Teilnehmer bereit, den "Kultur- und Förderverein Pfarrhaus Marbach" zu gründen.
Dr. Norbert Höhl (Marbach), 1. Vorstizender
Bernhard Longerich (Marbach), 2. Vorsitzender
Mechthild Kienle (Petersberg), Schriftführerin
Stephanie Höhl (Marbach), Schatzmeisterin
Alain Kaffo (Fulda), Beisitzer
Karl Wald (Marbach) und Carsten Bröse (Lehnerz) wurden zu Kassenprüfern bestellt.
Der Verein wird beim Amtsgericht die Aufnahme in das Vereinsregister beantragen und dann als eingetragener Verein den Namenszusatz e.V. führen. Ebenso wurde beschlossen, beim Finanzamt die Gemeinnützigkeit zu beantragen. Mit einem gemütlichen Beisammensein wurde die Gründungsversammlung beendet.