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Poppenhausener Nachrichten
Ausgabe 24/2025
Vereine und Verbände
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Ein Wolf im Schafspelz - Was macht die Schmetterlingsraupe im Ameisennest?

Wenn der Große Wiesenknopf kurz vor dem Aufblühen steht, legen die Weibchen des Ameisenbläulings ihre Eier zwischen seine Blüten. Nach circa acht Tagen schlüpfen die Raupen. Sie bohren sich sofort in eine Einzelblüte ein und ernähren sich von ihr. In den nächsten zwei bis drei Wochen bleiben sie dort und machen drei Häutungen durch.

Zu dieser Zeit legen sie ein seltsam anmutendes Verhalten an den Tag: Sie kriechen aus ihrem Versteck, lassen sich auf den Boden fallen und warten. Wenn eine Raupe von einer speziellen Ameisenart, der Rotgelben Knotenameise (Myrmica rubra) entdeckt wird greift die Ameise die wehrlose Raupe nicht etwa an sondern betrillert sie mit ihren Fühlern. Nach diesem "Adoptionsritual" schleppt sie die Raupe in ihr Nest, wo diese von nun an von den Ameisen versorgt wird. Die jungen Raupen haben einige Tricks auf Lager: Sie verfügen über Honigduftdrüsen und Honigdrüsen, die für Ameisen attraktiv sind. Außerdem scheinen die Raupen einen Duft zu produzieren, der die Ameisen besänftigt und ihr Interesse weckt. Vermutlich imitiert er den Duft der Ameisenbrut. Um die Täuschung perfekt zu machen, krümmt die asselförmige Raupe ihren Körper S-förmig und bläht ihre vorderen Körpersegmente auf, so dass ihre Gestallt der einer Ameisenlarve ähnelt. Das ganze Unternehmen ist riskant, denn es besteht immer die Gefahr, dass eine Raupe von einer Ameisenart, auf die der Duftcocktail nicht wirkt, von Vögeln oder von anderen Feinden entdeckt wird - oder unentdeckt verhungert.

Wird eine Raupe aber von der Rotgelben Knotenameise adoptiert, hat sie ausgesorgt: In den unterirdischen Brutkammern hält sie sich an der Brut ihrer Gastgeber schadlos. Bis zu 600 Ameisenlarven kann eine Raupe in der Zeit ihres Aufenthalts im Ameisenbau vertilgen! Der Ameisenbau bietet den Raupen neben Schutz und einen warmen Ort zum Überwintern. Zehn Monate bleiben die Raupen im Ameisennest. Die Ameisen werden weiterhin durch den speziellen Duft und durch Zuckerwasser aus ihren Drüsen besänftigt.

Im Juni des folgenden Jahres verpuppen sich die Raupen. Rund 25 Tage dauert das Puppenstadium. Danach müssen die geschlüpften Falter so schnell wie möglich den Ameisenbau verlassen, da sie ihre Gastgeber nun nicht mehr täuschen können. Erst an der Erdoberfläche pumpen die Falter Luft und Flüssigkeit in ihre Flügel, die sich dann strecken und aushärten.