Guten Abend meine Damen und Herren,
geehrte Geistlichkeit,
meine liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger, werte Gäste !
Zum 21. Jahresempfang der Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe), zu dem ich heute Abend sprechen darf, heiße ich Sie alle hier im Von-Steinrück-Haus herzlich willkommen.
Nach Ablauf von drei Jahren Zwangspause durch die Corona-Pandemie, wollen wir die traditionelle Jahresauftaktveranstaltung fortsetzen. Daher freue ich mich zusammen mit der Vorsitzenden der Gemeindevertretung, dass Sie unserer Einladung wieder so zahlreich gefolgt sind.
Die Festgemeinschaft des heutigen Abends setzt sich aus zahlreichen Vertretern des Ehrenamtes, der Politik, der Wirtschaft und Gesellschaft, der Fachbehörden und der Verbände zusammen. In der guten Zusammenarbeit, der gegenseitigen Unterstützung und der Verbundenheit bilden Sie alle zusammen ein Netzwerk zu Gunsten einer prosperierenden Region Fulda-Rhön.
Meine Damen und Herren, leider war das letzte Jahr wieder kein einfaches. Vielmehr liegt ein anstrengendes Jahr hinter uns, das viel Kraft gekostet hat. Von den Goldenen Zwanzigern ist bislang jedenfalls wenig zu spüren.
Nach 2020 und 2021 war das vergangene Jahr 2022 abermals ein schwieriges Jahr, das von unerwarteten Herausforderungen und einschneidenden Ereignissen geprägt war. Wenn inzwischen auch nachlassend, so haben wir noch immer in vielen Bereichen der Gesellschaft und Wirtschaft mit den Auswirkungen der Corona-Pandemie zu kämpfen.
Ebenso wurde uns ganz besonders im vergangenen Jahr vor Augen geführt, dass wir große Kraftanstrengungen unternehmen müssen, um dem sichtbaren Klimawandel zu begegnen. Hinzu kamen verstärkt mit dem Angriffs-Krieg Russlands gegen die Ukraine neue Krisen, kritische Notsituationen und deutlich sichtbare Engpässe auf, die uns auffordern unser Handeln in so manchen Bereichen zu überdenken und neu auszurichten.
Natürlich hat insbesondere der fürchterliche Krieg in der Ukraine das Jahr 2022 auf besonders dramatische Weise geprägt. Ein Krieg in Europa mit all seinen schrecklichen Konsequenzen, der dort vielfachen Tod und schreckliches Leid verursachte.
Ein Abnutzungskrieg für beide Seiten.
Die brutale und rücksichtslose Zerstörung der Lebensgrundlagen und die Flucht von tausenden Menschen in den Westen beschäftigen uns sicher alle.
Den Besatzungs- und Ausweitungsdrang des russischen Aggressors kann offenbar nur durch die Einigkeit der Nato-Mitgliedsstaaten gestoppt werden, indem diese die Fähigkeit der Ukraine stärken, sich selbst erfolgreich verteidigen zu können.
Mit den Auswirkungen der kriegerischen Auseinandersetzungen ist auch für unsere Gesellschaft eine vielfältige Einbeziehung verbunden. Wir spüren es bei der Aufnahme von Flüchtlingen, durch die enorme Steigerung der Kosten für Strom, Gas, Heizöl und Sprit, stark erhöhte Lebensmittelkosten, steigende Zinsen, hohe Materialkosten für das Handwerk und die Industrie – Diese Entwicklungen sorgen dafür, dass viele Familien den Gürtel enger schnallen müssen. Die damit einhergehende Preis- Lohnspirale kann die Mehrbelastung bei weitem nicht ausgleichen und hält die Inflationsrate auf einem für uns ungewohnt hohen Niveau.
Noch nie wurde in einer Krise so viel Geld mobilisiert. Und doch ist bei weitem nicht alles perfekt: Belastungen bleiben und nicht alles ist stets so, wie man es sich selber wünscht.
Aber wie es derzeit aussieht, werden wir gemeinsam einigermaßen gut über den Winter kommen.“
Das neu eingeführte Bürgergeld, die Strom- und Gaspreisbremse und die Einführung des bundesweit geltenden Deutschlandtickets bringen manchen Bevölkerungsgruppen eine Entlastung, während auf der anderen Seite u.a. die Beiträge für Kranken- und Sachversicherungen sowie die Lebenshaltungskosten insgesamt steigen werden. Die kleinen und mittleren Unternehmen, die viele Mitarbeitende beschäftigen, die auch hier vor Ort leben, sehen derzeit mit großen Sorgen in die Zukunft.
Die aktuellen Schlagworte dieser, unserer Zeit geben Aufschluss über brisante Themen und eine Vielzahl an Herausforderungen. Einige Beispiele lauten:
Liebe Gäste!
Wir stehen am Beginn eines neuen Jahres mit zahlreichen Ungewissheiten und unsicheren Perspektiven. Unser Blick nach vorn ist sicherlich kein Blick im Zorn, aber ein kritischer, nachdenklicher und abwägender Blick ist es dennoch.
2023 wird ein Jahr der Herausforderungen und hoffentlich auch der Lösungen.
Mit dem Blick auf die Probleme und Unwägbarkeiten, die es hier und woanders gibt, erwarten wir, dass die Regierenden ihrer Verantwortung gerecht werden, die Zusammenhänge erkennen, bewerten und vernünftige Entscheidungen für eine Lösungsfindung treffen.
Unsere Erwartungen nach der Proklamation des „Doppel-Wumms“ wurden bisher noch nicht erfüllt.
Nach Meinung der Experten wird es für die meisten ein finanziell belastendes Jahr, bevor in 2024 mit einer Linderung gerechnet werden könne.
In dieser schwierigen Zeit hoffe ich auf den Zusammenhalt der Gesellschaft und schließlich darauf, dass diese es schafft, sich mehr auf das Wesentliche zu besinnen und bereit ist, den Maßstab an die Zufriedenheit den veränderten Gegebenheiten anzupassen. Wenn es für manche auch nicht in deren Zeitgeist zu passen scheint: Nicht immer schneller, höher weiter, sondern weniger kann auch manchmal mehr sein.
Für die Region Fulda-Rhön und die Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) wünsche ich mir eine weitere zukunftsfähige Entwicklung, damit die Menschen hier auch weiterhin gut und gerne wohnen, arbeiten und leben können und wollen.
Dass es unserer Region gut geht, haben wir u.a. den jahrzehntelangen gemeinsamen Anstrengungen zu verdanken:
Stabile politische Mehrheiten, unternehmerischer Mut, das entschlossene Nutzen von Chancen, tüchtige Menschen, gelebte Solidarität, partnerschaftliches Miteinander, pragmatisches Handeln – dieses Netzwerk funktioniert und macht uns zu einer „Wohlfühl-Region“.
Dazu kommt, dass die „Lust aufs Land“ definitiv zugenommen hat! Manchen Menschen wird es im verdichteten Raum zu eng und sie streben nach mehr Freiraum. Damit erhält der ländliche Raum eine Chance der nachhaltigen Weiterentwicklung zur Zukunftssicherung.
Von besonderer Bedeutung ist dabei die vorgehaltene Infrastruktur, wie Kinderbetreuung, Schule, Nahversorgung, eine leistungsfähige Breitbandversorgung, das medizinische Angebot mit Arzt und Apotheke, die wir erfreulicherweise bieten können.
Als die hessische Digitalministerin Kristina Sinemus letzte Woche im Fuldaer Haus auf der Maulkuppe den Förderbescheid an den Landkreis Fulda für die Beseitigung der „Grauen Flecke“ der Breitbandversorgung übergab, nannte sie den Ländlichen Raum einen „Lebensraum der Zukunft“. Darüber habe ich mich gefreut. Wenn diese Aussage ein Bekenntnis unserer Landesregierung für eine nachhaltige Förderung des Ländlichen Raums ist, dann wird unsere Heimatregion davon profitieren.
Weitere Voraussetzung dafür ist die Unterstützung im Kleinen und im Großen. Auf Gemeinde-Ebene strengen wir uns Jahr für Jahr an, unseren Beitrag zu leisten.
Meine Damen und Herren,
es ist gute Tradition, in einem Rückblick die besonderen Ereignisse des abgelaufenen Jahres 2022 in unserer Umgebung noch einmal kurz zu reflektieren.
In gemeinsamer Kraftanstrengung haben wir wieder einiges hinbekommen. Dazu folgende Anmerkungen:
2022 war ein für unsere Gemeinde finanziell gutes Jahr mit hohen Gewerbesteuereinnahmen. Diese verdanken wir unserer tüchtigen, breit aufgestellten, erfolgreichen gewerblichen Wirtschaft, die wegen ihrer systemrelevanten Produkte und Leistungen hohe Erträge generieren konnte. Mein Glückwunsch geht an alle unsere Leistungsträger des gewerblichen Mittelstandes für die tollen Unternehmenserfolge!
Und doch bleibt unsere Liquidität überschaubar.
Die kollektive Wahrnehmung der Kommunen ist, dass uns die laufenden Kosten sprichwörtlich davonlaufen. Gründe dafür sind insbesondere die stetige Aufgabenmehrung durch die Erhöhung der Mindeststandards und gesetzliche Vorgaben sowie auch die steigenden Ansprüche und die Erwartungshaltung der Bürgerschaft.
Wenn wir einigermaßen zurechtkommen wollen, dann gelingt uns das nur, wenn wir weiter kostenbewusst wirtschaften und verantwortungsvoll mit dem knappen Geld umgehen. Mit dieser Einstellung sollten wir gut gerüstet sein, auch unsicheren Zeiten zu begegnen.
Auch in diesem Jahr gibt es wieder einen reichlich gefüllten Veranstaltungskalender, um Einheimische und Gäste zu unterhalten und das Bild einer lebendigen Gemeinde zu stärken. Neben den Festveranstaltungen der Vereine werden mehrere Regionalmärkte, die Poppenhausener Bildhauer-Tage, der Nordic-Plus-Rhönlauf und Sommerabend-Konzerte aus dem Rathaus und der Tourist-Information organisiert und ausgerichtet.
Im neuen Haushaltsjahr 2023 wollen wir wieder investieren und mit der Umsetzung in vielen Projekten vorankommen.
In der Hauptsache geht es um die Bewältigung von Pflichtaufgaben, die Daseinsvorsorge und die Zukunftssicherung.
Nachfolgend nenne ich die wesentlichen Projekte und Maßnahmen:
Da alle gemeindlichen Bauplätze vergeben sind, ist es schlüssig, wenn wir uns erneut um den Ankauf von Bauerwartungsland bemühen.
Die Gemeinde Poppenhausen (Wasserkuppe) ist solide aufgestellt. Wir machen unsere Arbeit, erledigen unsere Aufgaben und sorgen uns verantwortungsvoll um eine gute Lebensqualität für alle Generationen.
Die gute Entwicklung trotz bescheidener Rahmenbedingungen ist der Lohn für unsere Anstrengungen und entspricht den Zielsetzungen unseres Leitbildes „Tradition bewahren – Fortschritt leben“.
In diesem Zusammenhang gilt mein Dank allen, die uns auf diesem Weg unterstützen
Daher richte ich mein Lob und meine Anerkennung an alle, die nicht nur Verantwortung für sich selbst, sondern auch für andere übernehmen.
Nämlich an alle Freiwilligen für die vielfältige gemeinnützige Arbeit; an alle, die mit Leidenschaft ihren Beitrag leisten; an alle Leistungsträger in den zahlreichen Vereinen und Organisationen, im Gesundheitswesen, in der Kinder-, Jugend,-, Erwachsenen- und Seniorenarbeit sowie in den Kirchengemeinden.
Sie alle verdienen unseren Dank, unsere Anerkennung und unsere aufrichtige Wertschätzung.
Ebenso richte ich meinen Dank an die Mitstreiter der Kommunalpolitik, an die Kolleginnen und Kollegen im Rathaus, beim Bauhof, am Wertstoffhof und in den Kinder-Bildungseinrichtungen sowie insbesondere in unseren Freiwilligen Feuerwehren für ihren so wichtigen Dienst zum Schutz und zur Sicherheit der Allgemeinheit.
Meine sehr verehrten Damen und Herren, passend zur gefühlten Wahrnehmung zitiere ich zum Ende meiner Ausführungen den Philosophen und römischen Kaiser Marc Aurel:
Denke nicht so oft an das, was dir fehlt,
sondern an das, was du hast.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Familien alles Gute für das neue Jahr, das von gelebter Solidarität, Tatkraft, Vernunft, Mut, Zuversicht und Optimismus sowie Glück und Erfolg begleitet werden möge.
Vielen Dank für Ihre freundliche Aufmerksamkeit !
Ihr und Euer:
Manfred Helfrich
Bürgermeister