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Poppenhausener Nachrichten
Ausgabe 43/2025
Aus dem Rathaus wird berichtet
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Rede von Alexandra Ballweg zum Amtsantritt im Rahmen der Gemeindevertretersitzung am 20. Oktober 2025

1. Begrüßung & Danksagung

Liebe Bürgerinnen und Bürger,

sehr geehrter Landtags-Abgeordneter Sebastian Müller,

Liebe Frau Vorsitzende Irmtraud Becker,

Herr Bürgermeister Manfred Helfrich,

liebe Kolleginnen und Kollegen aus der Gemeindevertretung, Gemeindevorstand und in den gemeindlichen Gremien,

liebe Mitarbeitende in der Gemeinde,

liebe Vertreterinnen und Vertreter der Vereine, Institutionen und Organisationen,

verehrte Gäste, liebe Freundinnen und Freunde,

das ist schon ein besonderer Tag - für mich persönlich,

aber auch für unsere Gemeinde Poppenhausen.

Denn es beginnt eine neue Etappe - ein neuer Weg - der Ballweg - wie ich gestern auf der Kirmes hörte. Mit großer Verantwortung, auch mit Freude und Zuversicht.

Nach 37 Jahren habe ich mich am Freitag von der Post verabschiedet.

Die letzte Woche war für mich sehr bewegend, von Abschied geprägt - und ja, auch mit der einen oder anderen Träne verbunden.

Besonders berührt hat mich die Wertschätzung, die mir viele entgegengebracht haben, auch dort, wo wir in der Vergangenheit auch mal harte Verhandlungen führten.

Ein sehr intensives Jahr liegt bisher hinter mir, und ich ahne, dass auch das Jahresende und die kommende Zeit einiges bereithalten werden.

Zuallererst möchte ich Danke sagen.

Noch einmal Danke an alle Bürgerinnen und Bürger, die mir ihr Vertrauen geschenkt haben.

Danke auch für die vielen Glückwünsche, die mich in den letzten Wochen und Monaten erreicht haben.

Meinem bisherigen Arbeitgeber für die Teilnahme an den interessantesten Jahren der Postgeschichte und für alles, was ich dort lernen durfte.

Und schließlich danke ich meinem Vorgänger im Amt, der in den letzten Jahren großen Einsatz für unsere Gemeinde gezeigt hat.

Ich übernehme ein starkes Fundament.

Dafür gebührt Dir lieber Manfred Anerkennung und Respekt. Aber dazu werden wir am 31. Oktober noch eingehend kommen.

2. Verantwortung und Demut

Mit diesem Tag übernehme ich Verantwortung.

Und ich spüre: Dieses Amt ist kein Titel, sondern ein Auftrag.

Ein Auftrag, für Menschen da zu sein.

Ein Auftrag, zuzuhören, zu vermitteln, zu gestalten.

Ich trete dieses Amt mit Demut an - und mit dem Bewusstsein, dass man als Bürgermeisterin nicht alles weiß, nicht alles kann und auch nicht alles allein entscheiden sollte.

Ich sehe mich dabei grundsätzlich als Beraterin, Moderatorin und Unterstützerin: als jemand, der Prozesse anstößt, verbindet und Raum für Ideen schafft.

Ich möchte Bürgermeisterin für alle sein - unabhängig davon, wen Sie gewählt haben, welche Meinung Sie vertreten, ob Sie hier geboren wurden oder erst vor Kurzem zugezogen sind.

Poppenhausen lebt davon, dass wir miteinander reden und füreinander da sind.

3. Gemeinschaft und Zusammenhalt

Unsere Gemeinde lebt von diesem Geist des Miteinanders.

Von Menschen, die Verantwortung übernehmen - in Vereinen, in Feuerwehren, in der Nachbarschaft, in Betrieben, in Schulen und Kindergärten.

Diese Gemeinschaft ist unsere größte Stärke.

Und sie braucht Pflege.

Ich möchte, dass Poppenhausen ein Ort bleibt - und noch mehr wird -,

an dem man sich kennt, an dem man sich grüßt, an dem man sich hilft.

Ein Ort, an dem Ideen wachsen dürfen.

Deshalb wünsche ich mir, dass wir eine Ermöglichungskultur pflegen:

Nicht „Ja, aber…“, sondern „Warum eigentlich nicht?“.

Ich möchte, dass wir gemeinsam mutig denken - und dann beherzt handeln.

Und dafür lade ich Sie alle ein:

Beteiligen Sie sich,

mischen Sie sich ein,

bringen Sie Ihre Ideen ein.

Unsere Gemeinde ist nicht nur ein Verwaltungsapparat - sie ist ein Dienstleistungsunternehmen für die Menschen. Und dafür braucht es Ihre Rückmeldungen, Ihre Anregungen, Ihre Kritik.

Kritik ist nichts Bedrohliches - sie ist eine Chance, besser zu werden.

Ich wünsche mir, dass wir in Poppenhausen diese Fehlerkultur leben.

4. Transparenz, Kommunikation und Demokratie

Ich möchte eine offene, transparente Amtsführung. Entscheidungen sollen nachvollziehbar sein.

Mein Versprechen: Ich werde zuhören, auch wenn es unbequem wird.

Nur wenn wir offen miteinander sprechen, können wir gemeinsam gestalten.

Meine Hausbesuche waren ein erster Schritt, ich möchte diesen direkten Austausch fortsetzen

- durch regelmäßige Bürgerdialoge, die anknüpfen an das, was wir schon begonnen haben:

zum Beispiel die Bürgerbefragung.

Solche Formate können wir künftig noch ausbauen - auch digital, um den Zugang zu erleichtern. Das eine tun, ohne das andere zu lassen - persönlich wie online, beides zählt.

Und wer gestalten will, ist herzlich eingeladen, selbst Verantwortung zu übernehmen:

Im März wird das neue Gemeindeparlament gewählt - das Team, das in den kommenden Jahren direkt Einfluss auf die Zukunft unserer Gemeinde nimmt.

Ein Parlament sollte möglichst die Vielfalt unserer Bevölkerung widerspiegeln.

Deshalb rufe ich alle auf, besonders diejenigen, die bisher zu wenig vertreten sind - junge Menschen, Frauen, Menschen mit neuen Perspektiven: Traut euch!

Egal in welcher demokratischen Partei - Mitmachen kann richtig Freude machen, wenn man sieht, dass man etwas bewegen kann.

Denn Demokratie lebt vom Mitgestalten, nicht vom Zuschauen

5. Demokratie - unsere gemeinsame Verantwortung

Aber warum habe ich mich entschieden, dieses Amt zu übernehmen - gerade jetzt?

Diese Frage wurde mir in den letzten Monaten häufig gestellt.

Meine Antwort:

Weil ich glaube, dass unsere Demokratie in einer herausfordernden, ja kritischen Phase ist.

Der Ton wird rauer, die Bereitschaft zum Dialog sinkt. Nicht selten wird die Demokratie selbst infrage gestellt - von außen, aber auch von innen.

Gerade deshalb dürfen wir Demokratie nicht als selbstverständlich hinnehmen. Sie braucht unseren Einsatz - hier und heute.

Freiheit, Mitbestimmung, Respekt - das sind keine Geschenke, die uns dauerhaft garantiert sind.

Sie müssen jeden Tag neu gelebt, verteidigt und gefördert werden.

Und nirgendwo gelingt das besser als in der Kommune - hier in Poppenhausen.

Hier begegnen wir uns persönlich. Hier schauen wir uns in die Augen.

Hier ist Politik nicht abstrakt, sondern konkret.

Ich weiß: Es ist nicht immer leicht. Polarisierung nimmt zu, soziale Medien schaffen eigene Welten, und der Kompromiss - das Fundament jeder Demokratie - wird oft als Schwäche abgetan.

Das geht auch anders:

Ein Kompromiss ist kein Zeichen von Kapitulation, sondern ein Sieg der Demokratie. Er zeigt, dass Menschen mit unterschiedlichen Meinungen gemeinsame Lösungen finden.

Darum mein Appell:

Lasst uns Kompromisse feiern - nicht belächeln.

Dafür will ich mich als Bürgermeisterin mit ganzer Kraft einsetzen

für eine lebendige, widerstandsfähige, spürbare Demokratie in Poppenhausen.

6. Was war, was ist, was sein wird

Ich möchte heute bewusst sagen:

Was war, war. - Was ist, ist.

Was sein wird - das können wir mitgestalten.

Poppenhausen steht gut da - mit engagierten Menschen, starker Identität und wunderbarer Natur. Doch wir stehen auch vor Herausforderungen:

Innenentwicklung, Finanzen, Verkehr, Infrastruktur, Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Meine Vision ist klar:

Eine lebendige, nachhaltige Gemeinde, die ihre Wurzeln kennt und ihre Chancen nutzt.

Ein Ort, in dem Kinder und Jugendliche Platz haben,

Familien sich wohlfühlen,

Seniorinnen und Senioren teilhaben

und Unternehmen und die Landwirtschaft verlässliche Partner finden.

Ich möchte, dass Poppenhausen als Teil der Rhön eine starke Stimme behält - in der Region, im Landkreis, im Land.

Wir haben hier oben vieles, was andere suchen:

Lebensqualität, Gemeinschaft, Natur.

Das ist unser Schatz - und den gilt es zu bewahren und weiterzuentwickeln - für Tourismus, Kultur, Bildung und Miteinander.

7. Innenentwicklung und Haushalt

Ein zentrales Thema meiner Arbeit wird die Innenentwicklung sein.

Wir wollen die Schönheit und Identität unserer Gemeinde bewahren - und gleichzeitig Raum schaffen für modernes Wohnen, Arbeiten und Leben.

Das heißt: Bestehendes nutzen, Leerstände beleben, Flächen schonen.

Das verlangt Mut, Kreativität und Fingerspitzengefühl - und vor allem in der Zusammenarbeit mit Eigentümern, Architekten, möglichen Investoren, Bürgerinnen und Bürgern.

Und: Ein stabiler Haushalt ist die Grundlage jeder Gestaltung.

Wir werden Prioritäten setzen müssen - verantwortungsvoll, transparent und nachvollziehbar.

Nicht alles, was wünschenswert ist, wird sich kurzfristig umsetzen lassen.

Gute Entscheidungen basieren auf klaren, verständlichen Fakten - und manchmal auch auf der Geduld, den richtigen Zeitpunkt abzuwarten.


8. Nachhaltigkeit und Zukunft

Dazu gehört auch Verantwortung für Umwelt und Klima.

Nachhaltigkeit ist kein Zusatzthema, kein abgedroschenes Wort - sie ist Grundlage unseres Handelns - Nachhaltigkeit bedeutet, wir verbrauchen unsere Erde nicht, wir gehen sorgsam mit ihr um.

Ob Energieversorgung, Mobilität, Bauleitplanung oder Tourismus

- wir können immer prüfen:

Wie können wir ressourcenschonend, effizient und zukunftsfähig handeln?

Ich möchte, dass Poppenhausen weiterhin Vorbild bleibt -

für Lebensqualität im Einklang mit der Natur.


9. Langfristige Perspektive & junge Generation

Wir gestalten heute das Poppenhausen, in dem unsere Kinder und Enkel leben werden.

Deshalb liegt mir die Einbindung der jungen Generation am Herzen.

Räume schaffen - physisch und im übertragenen Sinn -,

Ich möchte, dass junge Menschen gestalten können - mit ihren Ideen, in Projekten, in Kultur, im Ehrenamt.

Denn sie sind nicht nur die Zukunft - sie sind Teil der Gegenwart.

10. Gemeinsamkeit & Ausblick

Und nun ist meine Hoffnung, dass Anspruch und Wirklichkeit in diesem Amt möglichst nah beieinanderliegen.

Bewährtes soll bleiben, Themen können weiterentwickelt werden und es wird in einer sich immer schneller drehenden Welt auch Veränderungen geben.

Ich werde zuhören, prüfen, anpacken - wo nötig entscheiden -

und möchte Schritt für Schritt Vertrauen aufbauen.

Und das gelingt nur gemeinsam mit den Gremien,

mit den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Verwaltung und Bauhof und in den Kinderbetreuungseinrichtungen

mit allen Bürgerinnen und Bürgern,

mit den Vereinen, Betrieben Landwirtschaft und Initiativen.


11. Abschluss - Freude und Optimismus

Ich freue mich sehr auf die kommenden Jahre - auf die Zusammenarbeit, auf Begegnungen, auf Ideen, auf Diskussionen, auf gemeinsames Gestalten.

Die beiden Slogans oder Werte der Deutschen Post - DHL - meinem Ex-Arbeitgeber waren:

1.

Menschen verbinden - Leben verbessern

2.

Respekt und Resultate.

Das sind die Werte, für die ich bisher arbeitete, die ich gerne mitnehme für meinen neuen Job

Meine Überzeugung:

Mit Offenheit, Respekt, Zusammenhalt und nicht zuletzt mit einem Schuss Humor können wir sehr viel erreichen.

Denn: Poppenhausen kann Zukunft - wenn wir sie gemeinsam machen.

Vielen Dank.

Alexandra Ballweg