Das Gedicht „De Oba blansd e Abbelboom“ des pfälzischen Autors Eugen Motsch ist Mundarttext des Monats im Juli 2023. Über den ausgesuchten Text schreibt der Autor und Sprecher der Bosener Gruppe Peter Eckert:
In einer Zeit, in der der staatlich organisierte Generationenvertrag immer wieder als unzuverlässig und ineffizient bemäkelt wird, mag es manchem als kurios erscheinen, dass dieser Großvater seinen eigenen auf Treu und Glauben basierenden Generationenvertrag auch im hohen Alter noch einhält. Er weiß, dass vieles nur auf ihn kam, weil seine Vorfahren vorsorgten – für ihre Nachkommen und ohne ängstlich auf ihren unmittelbaren eigenen Nutzen zu schielen. Also fühlt er sich verpflichtet, selbst auch für nachkommende Generationen vorzusorgen. Zugleich aber reicht er diese Pflicht weiter. Unser aller Leben ist – gemessen an der Weltgeschichte – nur eine kleine Episode. In dieser kurzen Spanne dazu beizutragen, dass es auch für kommende Generationen besser weiter geht – darf man damit wirklich rechnen?
De Oba blansd e Abbelboom
De Oba blansd e Abbelboom,
Am Änn vomm Wiesegarde,
Doch fer die eerschde Abbelärnd,
Messd er ball vier Johr waarde.
„Ei, Oba, du medd neinzisch Johr,
Kanschd reschne, Schdonn fer Schdonn,
Dass disch de Härrgodd abberuufd,
Was haschde dann nood devonn?“
„Isch ben e Mensch, onn hann Verschdand,
Zwei Hänn. So esch das ääwe.
Mei Vadder hadds fer misch gemach,
Onn ehr, ehr solle lääwe!
Doch a fer eisch gild das Gebood,
Ball Äbbelbääm se blanse.
Meer all senn en de Weldgeschischd,
E wensisch Schdigg vomm Ganse.
Dromm loss ons sorje off de Weid,
Wo mer noor kords drenn wohne,
Dass alles besser weidergehd,
Fer näggschde Gänneraddsjoone!“
Eugen Motsch