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Neues aus Ensdorf
Ausgabe 7/2025
Kultur
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Das Gedicht „Verbòòtzen“ von Harald Ley ist Mundartext des Monats!

Allez dann hopp!

Das Gedicht „Verbòòtzen“ des saarländischen Autors Harald Ley ist Mundarttext des Monats im Februar 2025.

Über den ausgewählten Text schreibt der saarländische Autor Gérard Carau:

… Das „Verbootzen“ war eine Möglichkeit, für kurze Zeit „aus sich heraus“ zu gehen, ein anderer zu werden, in eine andere Haut zu schlüpfen und auszuprobieren, wie man sich darin (mehr oder weniger) wohlfühlt. Wer erinnert sich nicht an das schöne Foto mit Oskar Lafontaine als Napoleon und seiner Sarah als dunkellockiger Maid! Da ist jemand in seiner Rolle aufgegangen und hat die „Anwandlung“ sichtlich genossen. Heute wird es wohl bald gesetzlich verboten werden, sich als Indianer/in, wie wir es als Kinder taten, zu „verbòòtzen“, weil so etwas die Indigenen diskriminieren würde…

Harald Ley hat in seiner Saarluier Spròòch dieses Phänomen unseres hiesigen gesellschaftlichen Lebens trefflich thematisiert: aus seiner alten Haut fahren, lebenslustig sein, über die Maßen feiern, (leicht) aus der Reihe tanzen, über andere spotten, die schlimme dumme Welt drum herum für einen Moment vergessen…

Aber alles „Verbòòtzen“, wie therapeutisch wirksam es zeitweilig sein mag, hilft nicht. Eine dauerhafte Änderung (im Sinne einer Besserung) bewirkt die „Faasend“ (leider) nicht. Muss sie wohl auch nicht, oder?

Verbòòtzen

Aan Faasend séch verbòòtzen

fó mòl annerscht se sénn äs wie sonscht,

mòl scheen se génn odder mòl schróò,

so ausgesínn, dat ennen kääner kennt,

de Buud off de Kopp stellen kénnen,

drei Daa an ääm Stéck loschdisch sénn,

rommspréngen wie verréckt vor Frääd,

mòl äämòl aus der Reih rausdanzen,

die anner Leit veräppeln doun

onn der Welt de Bockel ronnerrutschen.

Aan Faasend sich verbòòtzen,

dat éss so leicht,

vill leichter,

äss wie séch ännern.

Harald Ley