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Stadtkurier Reichelsheim
Ausgabe 17/2023
Aus dem Rathaus wird berichtet
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Damals

Zigarrenmacher in Reichelsheim

Reichelsheim hatte Mitte des 19ten Jahrhunderts bis Anfang des 20ten Jahrhunderts mehrere kleine Betriebe, die mit der Herstellung von Zigarren - sprich dem Rollen von Zigarren den Ort zur Zigarrenmanufaktur emporhoben.

Wo der Tabak angebaut wurde und wie es dazu kam, daß in Reichelsheim die Tabakfabrikation derartig boomte, ist nicht überliefert. Im Stadtarchiv unseres Städtchens gibt es diesbezüglich nur wenige Nachweise.

Im Ortsfamilienbuch Reichelsheim kommt die Berufsbezeichnung Zigarrenmacher, Zigarrenfabrikant oder Zigarrenarbeiter recht häufig vor. Nicht selten kamen diese Männer von weiter her um in Reichelsheim diese Tätigkeit auszuüben. Oft sind solche Familien in Reichelsheim sesshaft geworden. Genauso oft sind diese Familien aber auch wieder in ihre alte Heimat zurückgekehrt.

Da ist z.B. ein Friedrich Muhl, aus Alten-Buseck mit der Berufsbezeichnung Zigarrenmacher, welcher laut Kirchenbuch von Reichelsheim mit seiner Frau Justine Muhl geborene Dechert sieben Kinder hatte, die in Reichelsheim geboren, getauft und auch konfirmiert wurden. Das 3. Kind Karl ist mit 14 Jahren 1881 in Reichelsheim gestorben und beerdigt. Anhand dieser Kirchenbucheinträge kann man davon ausgehen, daß diese Familie mindestens für 17 Jahre in Reichelsheim gelebt haben dürfte... möglicherweise aber auch länger.

Wahrscheinlich ist, daß diese Zigarrenproduktion durch den Kaufmann Friedrich Bernhard Schwarz ins Leben gerufen wurde. F.B. Schwarz, geb in Loxten, Nordrhein-Westfalen, lies sich in den 1840er Jahren in Reichelsheim nieder und heiratete hier seine aus Solingen stammende Frau. Kurze Zeit später erwarb er von der Heinrich Eckhold Witwe das Anwesen Hauptstraße/Ecke Haingasse - das spätere sogenannte Kaufhaus Schwarz. In einem späteren Anbau entstand eine "Zigarrenfabrik" Die Tochter seines Bruders, welcher sich in Echzell als Kaufmannes niedergelassenen hatte brachte den Zigarrenfabrikanten Christian Altmannsberger mit in die Ehe. Die Altmannsbergers zogen nach Reichelsheim und gründeten in der heutigen Florstädter Straße 1 eine "Zigarrenfabrik"

Die Ehe des F. B. Schwarz blieb Kinderlos. Als Nachfolger holte er seinen Neffen Friedrich Hermann Meier nach Reichelsheim. Zusammen mit einem Herrn Erler aus Heidelberg gründete dieser die Zigarrenfabrik Meier und Erler in Reichelsheim.

Aus dem Jahr 1896 liegt im Stadtarchiv Reichelsheim ein Bauantrag des Joh. Karpp von Höchst zur Erbauung einer Zigarrenfabrik vor.

Aus dem Jahr 1897 liegt eine Akte vor, bzgl. Genehmigung, Einrichtung, Betrieb der Zigarrenfabrik des August Friedrich Ohly von Wehrheim

Im Oberhessischen Adressbuch von 1906 ist die Firma Karpp & Nohl, Zigarrenfabrikation in Reichelsheim eingetragen.

Interessant ist, daß diese Zigarrenfabrikanten allesamt keine gebürtigen Reichelsheimer waren.

Meyers Lexikon von 1883 beschreibt Reichelsheim wie folgt:

Stadt in der hessischen Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg, an der Horloff, bis 1866 zu Nassau gehörig, Zigarrenfabrikation und (1883) 820 Einw.

In Meyers Universal Lexicon aus dem Jahr 1905 ist zu lesen:

Reichelsheim in der Wetterau, Stadt in der hess. Provinz Oberhessen, Kreis Friedberg, an der Horloff und der Staatsbahnlinie Beienheim-Nidda, bis 1866 zu Nassau gehörig, hat eine evang. Kirche, Zigarrenfabrikation und (1905) 800 Einw.

Es war mit der Zigarrenfabrikation in Reichelsheim demnach so enorm, daß es sogar in Meyers Lexicon erwähnt wurde.

Lageplan zur Errichtung einer Tabakfabrik des Heinrich Johannes Karpp in der Turmgasse

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Verantwortlich und Ansprechpartner für die Rubrik "Damals" ist:

Horst Diehl, Vorsitzender des Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim/Wetterau e.V. (HGV)

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