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Stadtkurier Reichelsheim
Ausgabe 38/2025
Stadtteil Blofeld
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Stadtteil Blofeld

Erstes Blofelder Schulgebäude in der Niddaer Straße mit Schulsaal im Erdgeschoss und Lehrerwohnung im Obergeschoss.

Neues Schulgebäude von 1837 / 1887 mit Schulsaal und Ratssaal im Erdgeschoss und Lehrerwohnung im Obergeschoss

Lehrer Weber und Aushilfe Jost mit den 57 Schülerinnen und Schülern der Klasse 1882

Schulsaal im neuen Schulgebäude (Bundespräsident Lübke im Hintergrund an der Wand)

Die letzte Blofelder Klasse am 28.02.1967 mit Lehrer Rudolf Wunder

Trägerverein  — Heimat- und Geschichtsverein

Blofelder Dorftreff e.V.  —  Reichelsheim/Wetterau e.V.

Schule in Blofeld

Blofelder Dorfgeschichte in Bildern mit Friedel Schmidt Teil 7

Der Trägerverein Blofelder Dorftreff e.V. und der Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim e.V. veranstalteten am 19.08.2025 einen weiteren Fotovortrag zur Blofelder Dorfgeschichte. Der Blofelder Dorfchronist Friedel Schmidt hatte sich in diesem 7.Teil der Veranstaltungsreihe aus seinem großen Fundus an Anekdoten, Urkunden, Fotos und Videos zur Geschichte Blofelds das Thema „Schule in Blofeld“ herausgesucht. Dabei ging es um die historisch gewachsenen Möglichkeiten für die Blofelder Kinder und Jugendlichen eine Schule zu besuchen, aber auch um die Schulgebäude, die Lehrer und die organisatorischen Gegebenheiten. Das Wichtigste allerdings waren die alten Klassenbilder, auf denen sich die Besucherinnen und Besucher wiederfinden konnten. So konnten manche Erinnerungen aufgefrischt werden.

Historisch belegt ist, dass Blofeld nach dem 30-jährigen Krieg völlig entvölkert war. Erst 1649 wurde das erste Kind getauft, insgesamt bis 1664 nur 23 Kinder. Entsprechend langsam etablierte sich in Blofeld eine Volksschule, die zunächst von einem Pfarrer, dann von einem „studierten“ Lehrer betreut wurde. Friedel Schmidt ging detailliert auf die Rahmenbedingungen ein, unter denen Schule in Blofeld stattfand. Grundsätzlich wurden alle Blofelder Kinder von der ersten bis zur 8.Klasse gemeinsam in einem Raum und von einem Lehrer unterrichtet. Eine pädagogische Leistung, die bei bis zu 57 Schülerinnen und Schülern gar nicht hoch genug einzuschätzen ist. Zunächst reichte dafür das alte Schulgebäude in der Niddaer Straße mit einem Schulsaal von 21 qm (!). Erst mit steigender Kinderzahl siedelte der Schulbetrieb in ein 1835 neu gebautes Schulgebäude in der Friedberger Straße um, das zunächst eingeschossig, 1887/88 zweigeschossig mit Lehrerwohnung im Obergeschoss, Schulhof und Abortanlage errichtet wurde. Der neue Schulsaal war nun immerhin 35 qm groß und mit einem Ofen beheizt. Die Lehrer wurden nach einem sehr komplizierten und bürokratisch organisierten System von der Kirchengemeinde und dem Dorf zum Teil mit Naturalien, mit Nutzungsrechten für Gemeindeland oder mit Geld bezahlt. Insgesamt eine sehr karge Entlohnung, sodass der Lehrer im Nebenamt noch Organist, Glöckner oder Kirchendiener sein musste.

1866 versuchte der Gemeindevorstand in einer Petition an das Großherzogliche Kreisamt in Nidda die Schulaufsicht dazu zu bewegen in Blofeld eine Näh- und Strickschule sowie für die männlichen Schüler eine Fortbildungsschule einzurichten. Auch der amtierende Lehrer Rabenau sprach sich dafür aus, in den Wintermonaten an jeweils drei Abenden die „Jünglinge“ „Rechnen, Lesen, Schreiben sowie Geschäftsaufsätze verbunden mit Orthografie“ zu unterrichten. Die Ehefrau des Lehrers war bereit, den Unterricht in einer „Industrieschule für Mädchen“ zu übernehmen. Dazu ist es wohl aus verschiedenen Gründen nicht gekommen, unter anderem weil der Lehrer Rabenau auf Wunsch des Gemeindevorstandes entlassen wurde.

Friedel Schmidt stellte die Lehrer der Blofelder Grundschule mit Namen und zum Teil mit Bildern vor. Bei manchen Anwesenden wurden Erinnerungen an diese Personen wach. So wurde von Schulstreichen berichtet, aber auch von der großen pädagogischen Leistung in einer so unterschiedlichen Lerngruppe alle Schülerinnen und Schüler zu einem Schulabschluss zu bringen. Manche Besonderheiten haben sich in den alten Urkunden erhalten: so wurde von der Gemeinde Blofeld im Jahr 1933 genehmigt, dass auf der „Hette“ vor dem Eichelberg ein Schulsportplatz gebaut werden konnte. Verschiedene Aktenvermerke gab es nach 1945 in Bezug auf die Weiterbeschäftigung und Neueinstellung von „demokratisch eingestellten“ Lehrerinnen und Lehrern. 1953 schenkte die amerikanische Besatzungsmacht der Schule ein „Schulrundfunkgerät“, an dass sich einige ehemaligen Schüler noch erinnern konnten. In besonderer Erinnerung war vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmern der 1958 eingestellte junge Lehramtsanwärter Rudolf Wunder, der bis zur Auflösung der Blofelder Grundschule am 28.Februar 1967 viele Blofelder Jahrgänge unterrichtete. Ab diesem Zeitpunkt wurden die Blofelder Schülerinnen und Schüler an der neu errichteten Mittelpunktschule in Echzell unterrichtet, später natürlich dann in der Grundschule Reichelsheim.

Den Abschluss des Abends bildeten viele Fotos der verschiedensten Jahrgänge, von Schulausflügen, gemeinsamen Pflanzaktionen, Schlittenfahrten, Einschulungen und Klassentreffen ehemaliger Schülerinnen und Schüler. Es waren sehr viele Erinnerungen, die zu verarbeiten waren und manches Gesicht konnte auf den alten Fotos identifiziert werden. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des langen Abends bedankten sich mit herzlichem Applaus bei Friedel Schmidt. Im Frühjahr 2026 soll es den nächsten Fotovortrag zur Blofelder Dorfgeschichte geben.