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Stadtkurier Reichelsheim
Ausgabe 39/2024
Stadtteil Blofeld
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Blofelder Dorfgeschichte in Bildern mit Friedel Schmidt Teil 5

Trägerverein  — Heimat- und Geschichtsverein

Blofelder Dorftreff e.V.  — Reichelsheim/Wetterau e.V.

Blofeld, 23.09.2024

Blofelder Dorfgeschichte in Bildern mit Friedel Schmidt Teil 5

Von der „Feuerlöschanstalt 1835“ zur Freiwilligen Feuerwehr

Wie der Trägerverein Blofelder Dorftreff e.V. mitteilt, konnte der Heimat- und Geschichtsverein Reichelsheim e.V. zusammen mit dem Trägerverein einen weiteren Fotovortrag zur Blofelder Dorfgeschichte durchführen. Der Blofelder Dorfchronist Friedel Schmidt hatte sich in diesem 5.Teil der Veranstaltungsreihe aus seinem großen Fundus an Anekdoten, Urkunden, Fotos und Videos zur Geschichte Blofelds das Thema „Entwicklung der Feuerwehr“ herausgesucht. Dabei ging es um die historisch gewachsenen rechtlichen Grundlagen der Feuerwehrarbeit, die verschiedenen Gliederungen, die handelnden Personen und nicht zuletzt um die dörflichen Erinnerungen im Zusammenhang mit Großfeuern in Blofeld.

Die Veranstaltung fand im wiederum voll besetzten Infrastrukturhaus an der Weed Blofeld (ISG) statt, dem ehemaligen Feuerwehrgerätehaus.

Friedel Schmidt erläuterte zunächst die Aktenstücke, die er bei intensiver Durchsicht des Reichelsheimer Stadtarchivs gefunden hat: die „Hochfürstlich Hessen-Darmstädtische Feuerordnung“ von 1767, in der sehr genau bestimmt wird, dass Feuerspritzen, Feuerleitern und Feuereimer in Blofeld vorzuhalten seien. Dort wird auch aufgeführt, dass die Wasserversorgung zum Beispiel durch die Anlage einer Weed sicherzustellen sei. In dieser frühen und sehr praxisbezogenen Verordnung gibt es auch zum Personal genaue Vorgaben: gebraucht werden Feuerläufer, die im Brandfall auch in benachbarten Orten Brände bekämpfen sollen, Feuermeister zur Oberaufsicht, Wasserfahrer, Spritzenfahrer und Personen für die Feuerwache. Insgesamt also ein erheblicher Teil der Bevölkerung Blofelds (neben Männern auch Frauen!).

In den alten Haushaltsunterlagen der Bürgermeisterei Blofeld fand der Referent ab dem Jahr 1838 auch sehr genaue Angaben, wann die Ausrüstung gekauft wurde und wie viel Fuhrlohn die Wasserfahrer bekamen. Aufwendungen entstanden für die Erfrischungen der Löschmannschaft (Brot und Branntwein) und für Bau eines Wehres zur Wasserversorgung. Ab 1835 taucht in den Unterlagen dann der Begriff „Feuerlöschanstalt“ auf. Verschiedenste Baumaßnahmen werden in den Unterlagen akribisch aufgeführt. Darunter der Bau eines Spritzenhauses, eines Leiterhauses, eines Wehres am Waschbach und einer Weed als Feuerlöschteich. Deutlich wird in dieser Zusammenstellung, wie groß der finanzielle Aufwand für ein kleines Dorf wie Blofeld war, wie sehr aber auch die gemeinsame Arbeit an diesen Projekten die Dorfgemeinschaft zusammengeschweißt hat.

Mit zunehmender Technisierung ging es außerdem um die Anschaffung und Pflege verschiedenster Geräte. Belegt ist eine Druckspritze von 1890, eine Saug- und Druckspritze aus dem Jahr 1906 sowie ein Tragkraftspritzenanhänger, der von 1956-1965 seinen Dienst versah. Die von Mitgliedern der Jugendfeuerwehr restaurierte Druckspritze von 1890 steht heute im DGH Blofeld.

Ein besonderes Projekt war der Umbau eines 1965 gekauften Postautos zum TSF, das 1967 in Betrieb genommen wurde. Allerdings musste das Feuerwehrauto auch manchmal „von Hand“ in Betrieb genommen werden.

Zwei Großbrände hat Blofeld in den letzten 2 Jahrhunderten erlebt: Im Jahre 1858 wurde ein gewisser Johannes Schmidt aus Blofeld wegen Brandstiftung an einer Scheune zu 12 Jahren Zuchthaus verurteilt, dann aber schon 1867 begnadigt und aus dem Zuchthaus Rockenberg entlassen. Und am 10.03.1929 wurde erneut eine Scheune durch Brandstiftung zerstört. In beiden Fällen war die Feuerwehr Blofeld tatkräftig im Einsatz und konnte das Übergreifen des Feuers auf die benachbarten Gebäude verhindern.

Die Arbeit der Feuerwehr bestand natürlich aus vielfältigen Übungen zum Erhalt der Einsatzbereitschaft und zur Pflege der Ausrüstung.

Mindestens genauso wichtig war aber die Planung und Durchführung verschiedenster Umzüge, Feiern und Feste. Auch der Kontakt zu den Nachbarwehren wurde durch Teilnahme an deren Veranstaltungen intensiv gepflegt. So ist es nicht verwunderlich, dass Friedel Schmidt im zweiten Teil seines Vortrages viele Fotos mit Festaktivitäten zeigen konnte. Die Besucherinnen und Besucher waren fasziniert davon, sich selbst, Freunde, Nachbarn oder Kameradinnen und Kameraden auf diesen Fotos zu entdecken. Manches Mal wurde gerätselt, wer denn die eine oder andere Person gewesen sein könnte; oft konnten gemeinsam die Namen entschlüsselt werden.

Der Abend wurde von Reiner Laasch, dem Vorsitzenden des Trägervereins Blofelder Dorftreff e.V. mit einem herzlichen Dank an Friedel Schmidt und einem heftigen Applaus der Besucherinnen und Besucher beendet. Betont wurde von Laasch dabei die immense Bedeutung der ehrenamtlichen Arbeit der Freiwilligen Feuerwehr für den Zusammenhalt der Dorfgemeinschaft in Blofeld. Für den Frühsommer 2025 ist (mindestens) ein weiterer Fotovortrag von Friedel Schmidt geplant.