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Rosbacher Nachrichten
Ausgabe 47/2024
Kirchliche Nachrichten
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„Du hast’n Freund in mir!“

Es hat sich herumgesprochen, dass jedes Jahr im Herbst in der ev. Kirche in Rodheim ein ganz besonderer Gottesdienst stattfindet, ein Gottesdienst gestaltet von Menschen mit Behinderungen.

Traudel Stengel hatte vor mehr als 20 Jahren den „Freitagstreff“ für Kinder und jugendliche Menschen mit Behinderungen eingeführt. Mit dieser inzwischen erwachsen gewordenen Gruppe hatte sie mit Unterstützung von Prädikantin Christine Seim aus Niederrosbach wieder einen „Mitmachgottesdienst“ vorbereitet. Diesmal ging es um das Thema Freundschaft.

Die Band „fishermen’s friends“ unter der Leitung von Pfarrer Udo Neuse aus Butzbach-Münster hatte das Liedblatt mit entsprechenden Texten zusammengestellt. Zum Auftakt spielte und sang die Band schon mal „Oh, happy day" mit viel Können und Gefühl, so dass die Gottesdienstbesucher bereits in fröhlich-erwartungsvolle Stimmung versetzt wurden. Beate Münzberg als Clown mit roter Nase und weißen Handschuhen durfte natürlich auch nicht fehlen. Sie verkörperte ihre Rolle erneut mit ausdrucksstarker Mimik, lustig aber auch nachdenklich. Der Clown hatte sein altes Poesiealbum mitgebracht, in das ihr Mitspieler, Pfarrer Lothar Berger, etwas hineinschreiben sollte. Im Gegenzug trug dieser ein Gedicht über Freundschaft von Joachim Ringelnatz vor. Die Beiden philosophierten in einfachen Worten über die Bedeutung von Freundschaft und das unsichtbare Band zwischen wahren Freunden. Und die Band spielte das Lied von Klaus Lage: „Du hast’n Freund in mir!“

Einige der Menschen mit Behinderungen traten an den Altar und hielten gemalte Plakate hoch und andere sprachen über das, was die Symbole in ihren Freundschaften für sie bedeuten, wie zusammen lachen, essen, trinken, streiten und versöhnen – einfach füreinander da sein. An die Anwesenden wurden orangefarbene Freundschaftsbänder mit farbigen Feststellknöpfen, die alle die Pfarrersfrau gefertigt hatte, verteilt. Zum Agapemahl reichten die Menschen mit Behinderungen Brotwürfel und Weintrauben durch die Bänke. Und immer wieder schaffte es die Band mit mitreißendem Gesang und Spiel die Gottesdienstbesucher zum Mitsingen, Mitklatschen und -tanzen zu bewegen, wie mit dem Lied: „Wir können, wenn wir wollen wirklich Freunde sein!“Die Band erhielt dafür kleine Extrageschenke. Das Vaterunser führte Christine Seim in Gebärdensprache vor.

Zum Abschluss bedankte sich die Initiatorin Gertraude Stengel bei allen Mithelfern und bei ihren eifrigen Zöglingen, die alljährlich diesen Gottesdienst mit viel Vorfreude erwarten und mitgestalten würden. Am Kirchenausgang gab es noch für alle ein Tütchen mit einem aufheiternden Gedicht für trübe Tage und einem kleinen Schmunzelstein, also ein „kleiner Freund“ für die Hosentasche – eine hübsche Idee.

An den Gottesdienst schloss sich ein gemeinsames Mittagessen als abrundender Abschluss in der Arche an.

Zu den Klängen des Gospelsongs „Amen“ verließen die Menschen die Kirche, lächelnd und dankbar für diesen zu Herzen gehenden Gottesdienst. So sieht lebendiges Gemeindeleben aus.

Sylta Purrnhagen