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Das Nachrichtenblatt Eppelborn
Ausgabe 39/2023
Bubach-Calmesweiler
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Bartholomäus Koßmann - Erinnerung an einen bedeutenden Saar-Politiker

Vor 140 Jahren, am 02. Oktober 1883, wurde Bartholomäus Koßmann in Eppelborn geboren. Er war einer der bedeutendsten saarländischen Politiker, der sein ganzes Leben in den Dienst der sozialen Verantwortung und der Liebe zu seiner Heimat stellte. Sein Lebensweg tangierte und prägte alle politischen Veränderungen, die das Land an der Saar betrafen, dass sich an seiner Biografie exemplarisch auch die wechselhafte Geschichte des Saargebietes bis zur Entstehung des heutigen Saarlandes ablesen lässt.

Bartholomäus Koßmann wuchs als Sohn eines Metzgers in bescheidenen Verhältnissen auf. Er besuchte in Eppelborn die Volksschule, war danach kommunaler Schreiber und wurde 1899 Bergmann auf der Grube Camphausen. Das Interesse des jungen Bergmanns galt bald schon der ungelösten sozialen Frage. Nach dem Besuch von sozialpolitischen Kursen des Volksvereins für das katholische Deutschland in Trier und Mönchengladbach erfolgte sein politischer Aufstieg in der Zentrumspartei. Er wurde Arbeitersekretär in Neunkirchen und wurde 1912 im Wahlkreis Ottweiler-St. Wendel-Meisenheim als jüngster Abgeordneter in den Deutschen Reichstag gewählt. Nach dem Ersten Weltkrieg setzte er sich für eine politische Neuorientierung ein und gehörte der Verfassungsgebenden Weimarer Nationalversammlung an, in der der ehemalige Monarchist für die erste demokratisch-republikanische Verfassung in Deutschland stimmte.

Als das Saargebiet 1920 durch den Versailler Vertrag für fünfzehn Jahre vom Deutschen Reich abgetrennt und dem Völkerbund unterstellt wurde, trat er in Dienst der internationalen Regierungskommission ein, um von dort aus für die sozialen und nationalen Interessen seiner Landsleute zu wirken. Von 1924 bis 1935 war er als einziger Repräsentant des Saargebietes Mitglied der international besetzten Regierungskommission. In dieser Zeit initiierte Koßmann den Umbau eines nur als Bauruine bestehenden Kaiser-Wilhelm-Turmes auf dem Schaumberg zu einer Gedächtnis-Kapelle für die Opfer des Ersten Weltkrieges, die später als „Schaumbergturm“ zu einer Landmarke werden sollte. Den Aufstieg Hitlers im benachbarten Deutschen Reich beobachtete er dabei mit großer Sorge.

In der Frage der Saarabstimmung 1935 hat sich Koßmann trotz großer Vorbehalte gegenüber Hitler und trotz enger Verbindung zur saarländischen katholischen Opposition aus Überzeugung für die Rückgliederung des Saargebietes an das Deutsche Reich ausgesprochen. Nach der von den Nationalsozialisten instrumentalisierten Rückgliederung verlor Koßmann alle seine politischen Ämter, da er sich bei Hitler persönlich um den Schutz der an der Saar ansässigen Juden bemühte und stets den Hitlergruß verweigerte. Seine innere Distanz zum Nationalsozialismus führte ihn 1943 zum Deutschen Widerstand um Carl Friedrich Goerdeler. Zwei Tage nach dem missglückten Attentat auf Hitler vom 20. Juli 1944 wurde er in Forbach verhaftet. Zunächst war er im Saarbrücker Gestapo-Lager Neue Bremm inhaftiert, misshandelt und später neben anderen Haftanstalten auch in das Konzentrationslager Ravensbrück verlegt. Obwohl er im Zusammenhang mit dem gescheiterten Anschlag auf Hitler der Vorbereitung zum Hochverrat angeklagt wurde, wurde Koßmann vom Volksgerichtshof aus Mangel an Beweisen freigesprochen. Dennoch blieb er bis zum 12. Februar 1945 in Haft, wo sich seine Gesundheit stark verschlechterte, und er wurde auch nach seiner Freilassung bis zum Kriegsende von der Gestapo beobachtet.

Nach Ende des Zweiten Weltkrieges wurde Koßmann Mitbegründer der Christlichen Volkspartei (CVP) und deren Ehrenvorsitzender. 1946 erfolgte seine Wahl zum ersten Präsidenten des Saarländischen Genossenschaftsverbandes. Er arbeitete als Mitglied der saarländischen Verfassungskommission maßgeblich an der heutigen Landesverfassung mit und war bis zu seinem Tod erster Vizepräsident des Landtages des Saarlandes. Koßmann setzte sich in dieser Zeit auch für den friedlichen Ausgleich zwischen Frankreich und Deutschland ein.

Bartholomäus Koßmann verstarb am 09. August 1952 nach langer und schwerer Krankheit und wurde mit einem Staatsbegräbnis am 12. August 1952 in Eppelborn beigesetzt.

Sein Widerstand gegen das Nazi-Regime und sein politisches Engagement wirken bis heute in der saarländischen Verfassung nach.