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Das Nachrichtenblatt Eppelborn
Ausgabe 51/2025
Aus unserer Gemeinde
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NABU Unteres Illtal

Flechten: Überleben Dank Zusammenarbeit und Austausch auch unter widrigsten Bedingungen.

Die Dinge haben nur den Wert, den man ihnen verleiht, oder was Europa von den Flechten lernen kann. Auf ein hoffnungsvolles Neues 2026.

Was wir als eine Flechte bezeichnen, ist ein Gebilde, das aus zwei oder gar drei Organismen besteht. Da haben wir zunächst einen Pilz, der dem Ganzen Struktur verleiht. Hinzu kommen je nach Flechtentyp eine Algenart und/oder Bakterien (Cyanobakterien), die für Farbe sorgen. Die Arten leben dabei nicht nebeneinander her, sondern stellen eine Lebensgemeinschaft zu beider Seiten Vorteil dar: Symbiose oder neudeutsch WinWin genannt.

So überleben Flechten widrigste Umweltbedingungen. In Zeiten tiefsten Frosts bis zu größter Hitze und langanhaltender Trockenheit hat sich das Zusammenwirken beider oder gar dreier so unterschiedlicher Organismen bewährt.

Die Alge betreibt Fotosynthese und liefert energiereiche Kohlenstoffverbindungen, der Pilz gewährt Schutz vor UV-Strahlung und Austrocknung, so dass die Alge auch in sonnige und trockne Bereiche vordringen kann. Manche Bakterien können Stickstoff aus der Luft auffangen und für den Pilz verwertbar machen. Flechten gedeihen auf unterschiedlichsten Gesteinsarten, Baum- und Strauchrinden und sogar auf Blättern. Sie sind in der Arktis, der Antarktis und im Hochgebirge, in den Tropen oder auf schwermetallhaltigen Böden, auf Abraumhalden, Dächern, Gehwegen und selbst auf uranhaltigen Gesteinen zu Hause. In Wüsten genügt ihnen Nebel und Tau als Wasserquelle. Flechten produzieren Stoffe, die weder Pilz noch Alge/Bakterium allein produzieren könnte. Die Pharmazie hat solche Stoffe als Forschungsobjekte erkannt. Zusammenarbeit, Arbeitsteilung und Austausch erlaubt auch extremste Situationen zu bewältigen und erfolgreich zu überleben. Die Herren der nationalistischen Idee sollten ihre Lehren daraus ziehen und erkennen, dass nur in einem zusammen auftretenden Europa die Fähigkeiten und Einflussmöglichkeiten der Einzelstaaten sich nicht nur addieren, sondern potenzieren. Denn merke: Ein Wald ist mehr als die Summe seiner Bäume. Der NABU Unteres Illtal wünscht Frohe Weihnachten und ein Gutes – Frieden und Zusammenarbeit bringendes – Jahr 2026.