Der Heimat- und Kulturverein Niederwetz hatte zu einer Pilzkunde-Wanderung mit dem Wetzlarer Pilzexperten Harald Zülsdorf eingeladen, der sein Wissen gerne teilt.
Vorstandsmitglied Bodo Desch freute sich in der Begrüßung, den letzten freien Termin in diesem Hebst bekommen zu haben. Die 20 Teilnehmer konnten sehr viel Neues über Eigenschaften und Unterscheidungsmerkmale der essbaren und ungenießbaren Arten erfahren. Unser tägliches Brot, aber auch Bier und Wein, würde es ohne Pilze nicht geben, die eine der ältesten Lebensformen auf unserer Erde darstellen. Allein in Deutschland sind etwa 14000 verschiedene Arten nachgewiesen, von denen nur einige am Wegesrand gefunden wurden. Stockschwämmchen am Fuß einer alten Kopfweide, Milchlinge oder Reizker, verschiedene Knollenblätterpilze im Vergleich zu Champignons wurden gezeigt und besprochen, ebenso wie Stäublinge (Boviste) und der Graue Faltentintling, der nicht in Verbindung mit Alkohol genossen werden darf. Eine kleine Sensation war der Fund des Langstieligen Schleimschirmling (Limacella furnacea), der damit erst zum siebten Mal im gesamten Bundesgebiet nachgewiesen wurde. „So etwas erfreut das Expertenherz. Der wuchs einfach so auf einem Misthaufen“. Wesentlich mehr Pilze konnten dann im Wald gefunden und bestimmt werden. Viele Arten leben in Symbiose mit Bäumen, so auch der Birkenporling, dem heilende Wirkung zugeschrieben wird. Der Hallimasch ist ein Vertreter der Holz zersetzenden Arten. Pfifferling, Steinpilz, Braunkappe und Krause Glucke sind ebenfalls lecker. „Es gibt natürlich viel mehr Esspilze, aber man sollte lieber bei denen bleiben, die man gut kennt“. Eine weitere Besonderheit wurde im Laub entdeckt: Der Tintenfischpilz (Clathrus archeri), mit seinen grell-roten Krakenarmen aus einem gallertartigen Hexenei wachsend, ist eine invasive Art. Doch ganz so selten ist er nicht, schon 1914 in den Vogesen wurde er kartiert und ist in guter Ausbreitung begriffen. Mit der Stinkmorchel verwandt, liebt der Neuseeländer „warme und feuchte Habitate“ (Quelle Wikipedia). Der Klimawandel lässt grüßen. So wurde der trübe Sonntagnachmittag zu einem interessanten und spannenden dreistündigen Ausflug in die mystische Welt der Myzel-Organismen.